Wechselburger Wallfahrtskirche trägt von nun an das Papstwappen

Und den stolzen Titel „Basilica Minor“

Segnung des Papstwappens vor dem Portal der Kirche. Fotos: Michael Baudisch

Segnung des Papstwappens vor dem Portal der Kirche. Fotos: Michael Baudisch

Wechselburg, 13.11.2018 (KPI): Toller Titel: Als päpstliche „Basilica Minor“ wurde gestern im Rahmen eines festlichen Pontifikalamtes die Wechselburger Wallfahrtskirche ausgezeichnet. „Basilica minor“ ist in der katholischen Kirche ein Ehrentitel, der bedeutungsvolle Kirchen auszeichnet und vom Papst verliehen wird. Weltweit gibt es nur etwa 1.500 solcher Gotteshäuser. In Deutschland ist die Wechselburger Kirche nun die 77. päpstliche Basilika und außerhalb Berlins die erste im Osten der Bundesrepublik.

In einem feierlichen Gottesdienst hatte der diplomatische Vertreter von Papst Franziskus in Deutschland, der Apostolische Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterović (Berlin) die päpstliche Urkunde überreicht. Etwa 300 Gläubige nahmen in der vollbesetzten Kirche an dem Festgottesdienst und dem vorangegangen Vespergebet teil.

Gruß aus Rom nach Wechselburg

Nuntius Eterovic übermittelte die Grüße des Heiligen Vaters Papst Franziskus und sagte in seiner Predigt, dass die Wechselburger Basilika von nun an in besonderer Weise mit dem Nachfolger des Heiligen Petrus verbunden sei. Eine Beziehung, die durch das Papstwappen über dem Eingangsportal sichtbar werde. Er nannte die Wechselburger Kirche zugleich einen "besonderen Ort der Begegnung mit Gott“. Und er erinnerte daran, dass Kirche nicht nur durch das Gotteshaus, sondern auch durch die Gemeinschaft der Gläubigen gebildet werde.

Bischof Heinrich Timmerevers sagte: „Das Datum dieses Tages wird in die Geschichte dieser Basilika eingehen. Wir können Gott danken, dass es diesen besonderen Ort in unserem Bistum gibt.“ Der Abt des Benediktinerklosters Ettal, Barnabas Bögle, nannte die Erhebung der Wechselburger Klosterkirche zur Basilica Minor eine „besondere Ermutigung für die, die Tag für Tag hier beten.“ Zugleich rief er zum Gebet dafür auf, „dass sich unserer Gemeinschaft mutige Männer anschließen, um Gebet und Arbeit zu verbinden.“

Der Tag der Ersterwähnung der Wechselburger Basilika hatte sich gestern zum 850. Mal gejährt. Im Anschluss an die Verlesung der Päpstlichen Urkunde und die Heilige Messe zog die Gemeinde vor das Gotteshaus, wo Nuntius Eterovic das Papstwappen segnete.

Eindrucksvolles geistliches Erlebnis

Eine eindrucksvolle Atmosphäre breitete sich aus, als die versammelte Gemeinde schließlich zum Abschluss des Gottesdienstes zur Segnung des Papstwappens vor das Portal der Kirche zog. Darunter auch der Dresdner Bischof emeritus Joachim Reinelt und Domkapitular und Generalvikar Andreas Kutschke, das Domkapitel, viele Priester und Ordensleute aus dem gesamten Bistum, eine Gruppe Ordensritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Vertreter des Malteserordens und des Deutschen Ordens, die Wechselburger Bürgermeisterin Renate Naumann und weitere Ehrengäste. Scheinwerfer erhellten die Szene. Aus dem nahen Schlossgarten hörte man das Rufen eines Waldkauzes. Der Posaunenchor der evangelischen Kirchgemeinde Rochlitz spielte, Kapellknaben und der ökumenische Kirchenchor Wechselburg sangen. Mit Weihwasser und Weihrauch segnete Nuntius Eterovic das Päpstliche Wappen. Spürbar berührt würdigte er den Festgottesdienst als „besondere Geistliche Erfahrung“ und versprach, Papst Franziskus davon zu berichten.

Pater Maurus, Prior der Wechselburger Mönchsgemeinschaft, lud alle Festgäste anschließend noch zu Fleischkäse, Sächsischer Soljanka, Tomatensuppe und Ettaler Bier in den Romanischen Keller und die Schänke des Klosters ein.

Wechselburg: Wallfahrtskirche, Klosterkirche, Pfarrkirche, Basilika

In jedem Jahr kommen zahlreiche Besucher zur romanischen Wallfahrtskirche in Wechselburg. Für die Katholiken der Umgebung ist es die Pfarrkirche. Christen von Nah und Fern nehmen die geistlichen Angebote des angrenzenden Benediktinerklosters wahr. Andere kommen zu einer der vielen Wallfahrten oder um den historischen Kirchenraum mit seinen Kunstwerken, besonders dem Lettner mit der eindrucksvollen Kreuzigungsdarstellung, zu bewundern. Für viele Besucher ist die romanische Wallfahrtskirche in Wechselburg bereits seit langem „die Basilika“. Eine Bezeichnung, die sich bisher jedoch nur auf den Baustil bezog. Ausgehend von der römischen „Königshalle“, einem durch Säulen gegliederten Prachtbau für Gerichtssitzungen und Handelsgeschäfte, begann man in der Spätantike, nach diesem Vorbild Kirchen zu errichten. Dabei übernahm man deren Bezeichnung „Basilika“, um auf Christus als König der Gläubigen zu verweisen.

Wie es zur Verleihung des Ehrentitels kam

Nun ist die Wechselburger Wallfahrtskirche also auch eine „echte“ Basilika. Ausgangspunkt der Ernennung war eine entsprechende Bitte der Benediktinermönche. Diese griff Bischof Heinrich Timmerevers auf. Nach Zustimmung der Deutschen Bischofskonferenz konnte ein Antrag in Rom eingereicht werden. Er enthielt detaillierte Angaben zur Baugeschichte, zur Ausstattung der Kirche, zu Gottesdiensten und sonstigem kirchlichen Leben sowie den Wallfahrten. Nach Prüfung des Antrags durch die Gottesdienstkongregation konnte Bischof Timmerevers auf der großen Bistumswallfahrt Mitte September vor hunderten Gläubigen die positive Nachricht verkünden.
Die erste Erhebung einer Kirche zur "Basilica minor" in Deutschland erfolgte übrigens 1897 mit der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen in Oberfranken. Zuletzt wurde der Titel 2015 an Gotteshäuser in den Bistümern Trier und Hildesheim verliehen. Die meisten päpstlichen Basiliken in Deutschland stehen dabei im Erzbistum Köln (13), gefolgt von den Bistümern Trier (9) und Augsburg (6).

Text: Michael Baudisch
Fotos: Michael Baudisch / Sabine Bley (Nr. 12)


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