Wir sind Mutter Teresa!

Chemnitz feierte die Neugründung der Pfarrei Hl. Mutter Teresa
am 22. April


Einen in jeder Hinsicht dichten, erfüllten Gottesdienst feierte Chemnitz zur Neugründung der Pfarrei Hl. Mutter Teresa. Fotos: Michael Baudisch

Chemnitz, 23.04.2018: Sonntagnachmittag in Chemnitz. Der Stadtteil „Sonnenberg“ macht seinem Namen alle Ehre. Gleißender Sonnenschein, Picknick-Temperaturen. Ein gefühlter Sommertag mitten im April: Der Himmel scheint es gut zu meinen mit der Pfarrei-Neugründung, die an diesem 22. April in Chemnitz gefeiert wird.

Vom Turm der St. Joseph-Kirche weht die gelb-weiße Kirchenfahne. Hunderte Chemnitzer drängen sich in die Kirchenbänke des angenehm kühlen Gotteshauses, in dem Bischof Heinrich Timmerevers in einem großen Festgottesdienst aus den vier bisher eigenständigen Pfarreien der Großstadt Chemnitz sowie der Städte Frankenberg und Zschopau die neue Pfarrei „Hl. Mutter Teresa Chemnitz“ gründet.

Zusätzliche Stühle werden hineingerückt. Im Altarraum reihen sich die Sängerinnen und Sänger des imposanten Kirchenchores auf. Rund zwanzig Priester feiern den festlichen Gottesdienst mit. Von der Empore ertönt ein Bläserensemble. Selbst der Blumenschmuck in der festlich herausgeputzten Kirche hat an diesem Tag eine eigene Geschichte: die farbenprächtigen Blüten sind ein Geschenk der französischen Sängerin Mireille Mathieu. Die hatte zwei Tage zuvor im Rahmen ihrer Welttournee in der Chemnitzer Stadthalle gastiert. Und die Blumen, die ihr dabei zuhauf überreicht worden waren, hatte die Künstlerin schließlich der katholischen Gemeinde zum Geschenk gemacht.

Eine Pfarrei für die ganze Großstadt

Gleich zweifach sticht diese Pfarrei-Neugründung heraus. Da ist zum einen die Tatsache, dass eine Großstadt wie Chemnitz mit knapp 250.000 Einwohnern künftig in einer einzigen Pfarrei zusammengefasst ist. Fast 6.500 Katholiken zählt die neue Chemnitzer Großgemeinde. Im Bundesvergleich ragt die Pfarrei damit sicher noch nicht heraus. Im Bistum Dresden-Meißen ist sie für den Augenblick allerdings die mitgliederstärkste Gemeinde. Und zum zweiten: Es ist vermutlich die erste Pfarrei in Deutschland, die den Namen Mutter Teresa trägt. 

Auf das Patronat der indischen Ordensgründerin hatten sich die Chemnitzer Katholiken schnell geeinigt. Immerhin: welche deutsche Stadt kann sonst von sich sagen, dass die stets bescheiden auftretende Ordensfrau gleich zweimal zu Besuch war. Auch eine Niederlassung ihres Ordens hat sie 1983 hier gegründet, in der Stadt, die damals noch den Namen Karl-Marx-Stadt trug. Ein gutes Dutzend Ordensfrauen im leuchtend weißen Sari mit blauen Streifen – dem traditionellen Habit der Mutter-Teresa-Schwestern – feiern denn auch die Neugründung mit. So groß ist die Chemnitzer Niederlassung zwar nicht. Doch Schwestern aus ganz Europa waren in diesen Tagen zu Exerzitien in der Stadt zu Gast, die künftig eine Pfarrei mit dem Namen ihrer heiliggesprochenen Ordensgründerin beherbergt.

Chemnitz hat eine Heilige aufgenommen

Auch zahlreiche Missionarinnen der Nächstenliebe - besser bekannt als Mutter-Teresa-Schwestern - feierten den Gottesdienst mit.„Wir sind Mutter Teresa“ – mit einem Augenzwinkern nimmt Bischof Heinrich Timmerevers in seiner Predigt die Analogie zu einer berühmt gewordenen Schlagzeile auf, die vor Jahren die Wahl des deutschen Papstes Benedikts XVI. mit den Worten „Wir sind Papst“ gefeiert hatte. „Chemnitz ist die Stadt, die eine Heilige aufgenommen hat“, so formuliert es der Bischof. Und er berichtet davon, wie er sich noch wenige Tage zuvor bei einem Besuch vor Ort einen Eindruck davon verschafft hatte, was die Chemnitzer so kurz vor der Neugründung umtreibt.

Dabei sei nicht nur von Vorfreude die Rede gewesen, so der Bischof. Auch Sorgen kamen zur Sprache. „Für manche ist es ein schmerzlicher Tag. Diese Trauer braucht Raum und Zeit. Aber wir dürfen uns auch über das freuen, was neu wächst und aufbricht.“ Und mit Blick darauf meint er zuversichtlich: „Die Chemnitzer sind immer gut für neue Ideen.“ Immerhin hatte die Idee des bistumsweiten „Erkundungsprozesses“ bereits 2012 mit einem „Stadtgespräch“ hier einen Vorläufer gefunden.

Briefe bekunden gegenseitige Wertschätzung

Und die Katholiken der drittgrößten Metropole Sachsens hatten sich für ihre Neugründung eine Menge einfallen lassen: Briefe waren zwischen den Gemeinden geschrieben worden, in denen man sich sagte, was man an der jeweils anderen Pfarrei gut findet. Das ganze Wochenende über waren die Gemeindemitglieder in jeweils eine der vier Gründungspfarreien eingeladen – mal die Jugend, mal die Kinder. Schließlich hatten alle gemeinsam bei einem „Polterabend“ in den großen Neuanfang hineingefeiert.

„Uns muss der Blick nicht nur auf das katholische, sondern auch auf das gesamte gesellschaftliche Leben am Herzen liegen“, so beschreibt Propst Clemens Rehor die Aufgabe, vor der er die neue Pfarrei gestellt sieht. Er wird die Gemeinde in Zukunft als Pfarrer leiten und kann sich dabei auf eine ganze Reihe weiterer Priester und Gemeindereferentinnen und -referenten stützen. „Sie haben einen Weg hinter sich, den wir noch vor uns haben“, meint schließlich auch die evangelische amtierende Chemnitzer Superintendentin Hiltrud Anacker in ihrem Grußwort. Als Geschenk für die neue katholische Pfarrei übergibt sie einen Bilderzyklus einer Chemnitzer Künstlerin mit fünf Kirchen der Stadt.

Ganz abgeschlossen haben die Chemnitzer ihre Neugründung übrigens an diesem Tag auch nach dem gemeinsamen Abschluss-Beisammensein im Pfarreigarten bei Kaffee, Sekt und Kuchen noch nicht: am 1. Mai wollen die Gemeindemitglieder bei einer Wallfahrt alle sieben Kirchen ihrer neuen Pfarrei besuchen.

Text/Fotos: Michael Baudisch

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