Bautzener Kunstaktion: Auf vielfältige Weise bewegend

Viele Gäste nutzen Licht-bewegt-Angebote des Kunstprojekts mit Ludger Hinse

Im Bautzener St. Petri-Dom. Fotos: privat

Im Bautzener St. Petri-Dom. Fotos: privat

Bautzen, 07.05.2019 (KPI): Zwei Monate nach Start des Kunstprojekts „Licht bewegt“ mit dem Recklinghausener Künstler Ludger Hinse (70) in Bautzen zieht Dompfarrer Veit Scapan ein erstes positives Resümee: „Unser ökumenisches Projekt wird gut angenommen. An den zahlreichen Veranstaltungen nehmen regelmäßig zwischen 30 und mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern teil.“ An 13 wichtigen Orten in Bautzen und dem näheren Umland sind die „Lichtkreuze“ und andere Arbeiten des Künstlers zu sehen, darunter im Stadtmuseum, dem Deutsch-Sorbischen Volkstheater, der Gedenkstätte Bautzen und im Bischof-Benno-Haus in Schmochitz, sowie in Kirchen der Stadt. „Im Dom sind beispielsweise meine Werke 'Labyrinth des Lebens und des Todes', 'Das Buch der Bücher', 'Tänzer zum Himmel' und ‚Kreuz des Widerstandes‘ zu sehen“, erläutert Künster Hinse, „insgesamt rund 40 meiner Werke.“ Dazu gab und gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Bis Pfingsten stehen noch über ein Dutzend Veranstaltungen an. Selbst auf einem Stadtbus ist die Werbung für das Projekt aufgedruckt.

Eine der Veranstaltungen in Bautzen.

Eine der Veranstaltungen in Bautzen.

„Vermutlich die meisten Besucher gab es zum Eröffnungsgottesdienst zum Aschermittwoch. Daran haben etwa 500 Gäste teilgenommen. Auch zum Friedensgebet kamen etwa 350 Menschen“, berichtet Dompfarrer Scapan. „Zu meinen persönlichen Höhepunkten zählten die Fastenpredigten-Reihe mit Jesuitenpater Johannes Jeran aus Dresden, Benediktinerpater Maurus Kraß vom Kloster Wechselburg und mit dem Künstler Ludger Hinse selbst, die im Dom, in der Liebfrauenkirche und im Klarissenkloster in Bautzen zu erleben waren.“ In der Klosterkirche fand auch eine „Gebetsschule“ statt, zu der viermal hinter Klostermauern eingeladen wurde.

Viele Kinder ließen sich von den Licht-bewegt-Angeboten begeistern.

Viele Kinder ließen sich von den Licht-bewegt-Angeboten begeistern.

Der Künstler im Gespräch mit jungen Besucherinnen und Besuchern seiner Werke.

Der Künstler im Gespräch mit jungen Besucherinnen und Besuchern seiner Werke.

Über 200 Kinder und Jugendliche nahmen außerdem an Führungen und Werkstatt-Angeboten teil; fertigten unter Anleitung des Künstlers eigene Kreuze. „Sehr bewegt hat mich auch der Auftritt des Schauspielers Oliver Simon mit seinem Monolog ‚Judas‘, der zweimal vor vollen Rängen im Burgtheater Bautzen zu erleben war und wirklich allen Besuchern unter die Haut ging“, sagt Dompfarrer Scapan. „In einem Ostergruß habe ich die Rückmeldung erhalten, die ‚Licht-bewegt‘-Reihe sei eine gute Möglichkeit, sich von innen und von außen bewegen zu lassen“, so der Dompfarrer. „Ich denke, mit diesem Feedback haben wir doch schon viel erreicht.“

Die Realisierung des Projektes „Licht bewegt“ geht auf eine gemeinsame Initiative der katholischen und der evangelischen Gemeinden des ökumenisch genutzten St. Petri-Doms der Stadt zurück.

Künstler Hinse - gespiegelt in seiner Kreuz-Installation.

Künstler Hinse - gespiegelt in seiner Kreuz-Installation.

Der Künstler und das Kreuz

Seit 1988 hat Ludger Hinse zahlreiche nationale und internationale Ausstellungen gestaltet. Der gebürtige Recklinghausener lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt. Zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Kreuz kam er während eines Aufenthalts in Chile. Hier hörte er Berichte, wie Mütter mit den Fotos ihrer verschwundenen Söhne und Töchter gegen die damalige Militärdiktatur demonstrierten. An der Spitze ihrer Protestzüge trugen die Mütter einige Holzkreuze. „Und diese einfachen Kreuze hatten die Militärjunta, die geballte Macht des Staates, davon abgehalten, gegen die suchenden Mütter vorzugehen.“ Ein Erlebnis, das Hinse tief beeindruckte.

Über hundert Kreuze hat der Künstler daraufhin geschaffen und an 60 Orten in ganz Europa aufgestellt, darunter in der Berliner Hedwigskathedrale. Das Kreuz ist für ihn nicht Zeichen des Todes, sondern des Lichtes und der Auferstehung.

MB


Zu einem Pressegespräch zum Abschluss des Kunstprojekts wird am Dienstag, 11. Juni, um 10 Uhr ins Dompfarramt in Bautzen (An der Petrikirche 7) eingeladen. Der Künstler Ludger Hinse, der katholische Dompfarrer Veit Scapan und der evangelische Pfarrer Christian Tiede werden dann gemeinsam ein Resümee der Veranstaltungsreihe ziehen.



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