Barocke Perle soll neu erstrahlen

Die Klosterkirche im nordböhmischen Ossegg wird mit Unterstützung der EU erneuert

Eine Perle Nordböhmens: die Klosterkirche in Ossegg. Fotos: Rafael Ledschbor

Eine Perle Nordböhmens: die Klosterkirche in Ossegg. Fotos: Rafael Ledschbor

Ossegg/Osek (Tschechien), 26.08.2019: Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit wurde dieses Jahr damit begonnen, die Klosterkirche in Ossegg (Osek) umfangreich zu erneuern. Dies soll bis 2021 dauern. Das Zisterzienserkloster im nordböhmischen Ossegg unweit des Wallfahrtsortes Krupka ist eng mit der Lausitz verbunden.

Im Altarraum des Gotteshauses stehen derzeit Gerüste, und das bis zu sieben Etagen hoch. Insgesamt 25 Restauratoren oder Studenten dieses Berufes in praktischer Ausbildung arbeiten in der Kirche an mehreren Stellen gleichzeitig. Sie erneuern unter anderem die Fresken und den Stuck. Während der Woche wohnen Sie im Gästetrakt des Klosters.

Draußen über dem Hauptschiff ist der alte Schiefer vom Dach abgenommen. Es soll mit originalem walisischem Schiefer belegt werden. Die Kirchenbänke werden restauriert, die Elektronik der Lautsprecheranlage wird erneuert. Alles zusammen soll rund 125 Millionen tschechische Kronen, also rund fünf Millionen Euro, kosten, erklärt Wolfgang Sperling aus Schmeckwitz. Er ist Mitglied des deutschen Freundeskreises des Klosters Ossegg und arbeitet dort im Vorstand mit. Weiter sagt er, dass das gesamte Projekt zu 85 Prozent von der Europäischen Union (EU) und zu zehn Prozent vom tschechischen Staat gefördert wird. Fünf Prozent, rund 250.000 Euro, muss das Kloster selbst aufbringen. Dies wurde mit einem Kredit vorfinanziert, damit die Arbeiten begonnen werden konnten.

Für die Sanierung wirtschaften


Vor drei Jahren hat der Generalabt der Zisterzienser Giuseppe Lepori das Kloster in die Verwaltung des Bistums Leitmeritz übergeben. Die Wiederbelebung des Klosters nach dem politischen Umbruch ist nicht so gelungen, wie sich das viele gewünscht hätten, und dies, obwohl 1991 Bernhard Thebes, Prior des Klosters Langwaden bei Neuss im Rheinland, als neuer Abt für Ossegg gewählt worden war. Allerdings sind außer eines Mönches keine weiteren nach Nordböhmen gekommen. Der Abt verstarb im Jahr 2010. Der zweite Mönch kam in das Kloster von Heiligenkreuz in Österreich.

Dennoch bemüht man sich in Ossegg darum, dass das Kloster mit seiner langen Geschichte weiteren ein spirituelles Zentrum bleiben kann. Wie Wolfgang Sperling weiter sagt, hat das Bistum Leitmeritz Pfarrer Philipp Irmer als Geistlichen Leiter bestimmt. Der aus dem Bistum Münster stammende Priester ist zugleich Administrator für die beiden alten Wallfahrtsorte Krupka (Graupen) und auch für Mariánské Radčice (Maria Ratschitz), wo er auch wohnt. Als Klosterverwalter wurde von der Diözese Dr. Jindřich Koska, der zugleich Vorsitzender des tschechischen Freundeskreises des Klosters Ossegg ist, bestimmt. Er hat selbst einen Landwirtschaftsbetrieb, durch den er seit dem Jahr 2015 die Brauerei und seit vergangenem Jahr auch die Schnapsbrennerei auf dem Gelände des Klosters Ossegg führt. Der Ertrag der Brauerei und der Schnapsbrennerei wie auch der von den Übernachtungen mit Frühstück werden zugunsten der Sanierung des Klosters verwendet, erklärt Wolfgang Sperling.

Bis Mitte September sollen die Arbeiten im Altarraum und in den Querschiffen des Ossegger Gotteshauses beendet sein. Bereits in den vergangenen Jahren wurden verschiedene Projekte in der Klosterkirche realisiert. So sind zum Beispiel das Chorgestühl und die Kanzel bereits restauriert worden. Die Restaurierung der Decke im Altarraum und in den beiden Querschiffen wurde in den vergangenen Jahren vom deutschen Freundeskreis mit mehreren zehntausend Euro unterstützt.

Derzeit wird sonntags die heilige Messe um 10.30 Uhr in der Katharinenkapelle gefeiert, die der relativ geringen Anzahl der Gottesdienstteilnehmer in dieser Region genügend Platz bietet. Das Klosterareal mit Brauerei und Schnapsbrennerei ist den Besuchern weiterhin zugänglich.

Alle 20 Jahre ein Sorbe eingetreten

Ein eine besondere Blüte erlebte das 1196 gegründete Zisterzienserkloster in Ossegg Ende des 17., Anfang des 18 Jahrhunderts. Damals wurden die Kirche und das komplette Areal im Barockstil ausgestaltet, auch die relativ großen Gärten. Wie Schwester Thaddäa Selnack aus dem Kloster St. Marienstern in den Akten erforscht hat, sind seit Anfang des 17. Jahrhunderts 22 Männer aus der Lausitz ins Ossegger Zisterzienserkloster eingetreten, von denen mindestens 17 Sorben waren. Der letzte von ihnen, der in Ossegg eingetreten ist, war Pater Dominikus (Georg) Mikela Doberschütz, der 1980 gestorben ist. Vor ihm war es der vor 150 Jahren geborene Pater Romuald (Nikolaus) Domaschke aus Caßlau, später viele Jahre Administrator in Rosenthal, der 1945 verstorben ist. Auch die beiden letzten Sorben traten in das Ossegger Kloster ein, obwohl sie dafür nicht einmal dort anwesend waren: Pater Cyrill (Jan) Kindermann aus Räckelwitz trat 1967 in St. Marienstern ein und Pater Michael Rhäde aus Strohschütz 1973 in Rosental. Durchschnittlich jedes 16 Jahr ist somit jemand aus der Lausitz und alle 20 Jahre ein Sorbe in Ossegg ins Kloster eingetreten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Als eines der wenigen Klöster auf dem Territorium der heutigen Tschechischen Republik wurde das Kloster in Ossegg im 19. Jahrhundert nicht säkularisiert. Das Zisterzienserkloster bestand dort bis 1946. Zunächst wurden die Mönche dort interniert, bald aber fast alle von ihnen aus der damaligen Tschechoslowakei ausgewiesen. Ein Teil der Zisterzienser ging in das Kloster St. Marienstern und später nach Rosenthal, der andere nach Langwaden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kloster in Ossegg zu einem Internierungslager für Ordensgeistliche und von 1953 auch für Schwestern verschiedene Ordensgemeinschaften. Dieses Lager bestand bis 1990.

Beziehungen in die Lausitz


Ossegg und St. Marienstern sind schon lange eng verbunden. Die beiden Klöster in Ossegg und Neuzelle haben zunächst abwechselnd, später Ossegg allein die Visitationen in St. Marienstern durchgeführt. Patres aus Ossegg wirkten als Priester in St. Marienstern. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges suchten die Zisterzienserinnen aus St. Marienstern in Ossegg Schutz.

In der Zeit des Kommunismus wurde die Region "geistlich verwüstet" - mit Auswirkungen bis in die Gegenwart. Das ist nicht nur an den vielen Kirchgebäuden zu sehen, deren Wartung über Jahrzehnte vernachlässigt worden ist. Auch die Rückübertragung des in der kommunistischen Ära enteigneten kirchlichen Eigentums ist selbst 30 Jahre nach der friedlichen Revolution noch immer nicht komplett gelöst. Und die Gesellschaft in Tschechien ist der Kirche häufig nicht wohlgesonnen. so hat diese "geistliche Verwüstung" dazu beigetragen, dass Tschechien inzwischen das atheistischste Land Europas ist, nach China und Japan rangiert das Land sogar an dritter Stelle der religionslosesten Regionen weltweit.

Völlig ausgeschlossen ist jedoch nicht, dass sich Mönche in Ossegg wieder einmal ansiedeln. Aber dies liegt in der Verantwortung des Generalabts, sagt Wolfgang Sperling.

Text/Fotos: Rafael Ledschbor



Wer die Sanierung der Klosterkirche in Ossegg unterstützen möchte, kann seine Spende an den Freundeskreis Kloster Ossegg e.V. überweisen; IBAN DE45 3055 0000 0083 1271 67; Verwendungszweck: Spende Kirchensanierung


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Fotos: Rafael Ledschbor



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