Näher am Menschen

Das Haus der Kathedrale in Dresden wird umfassend saniert und umgebaut

Eine Perspektive, die man so heute nicht mehr findet: Blick aus dem Jahr 2010 auf die Renaissance-Fassade des Gebäudes vor der Bebauung des Quartiers an der Schloßstraße. Foto: Michael Baudisch

Eine Perspektive, die man so heute nicht mehr findet: Blick aus dem Jahr 2010 auf die Renaissance-Fassade des Gebäudes vor der Bebauung des Quartiers an der Schloßstraße.

Dresden, 01.03.2019 (KPI): Bei laufendem Betrieb wird in Kürze das Haus der Kathedrale in Dresden (Schloßstr. 24) neu strukturiert, modernisiert und sichtbar zur Stadt geöffnet. Dazu wechselt der Haupteingang des kirchlichen Veranstaltungs-, Verwaltungs- und Wohngebäudes vom Kanzleigässchen hin zur belebten Schloßstraße. Die Notausgänge müssen neu konzipiert werden; deshalb entsteht im Innenhof eine Galerie, die auch vom Innenhof begehbar ist und einen besseren Zugang zur 1. Etage ermöglicht. Die Nutzungsstruktur des Hauses wird in Zukunft von unten nach oben übersichtlich in einen öffentlichen Bereich, einen Dienstbereich sowie einen Wohnbereich gegliedert. Daneben stehen umfassende und dringend notwendige Überarbeitungen der Sicherheits- und Haustechnik und eine Erneuerung des Zu- und Abwassersystems an. Ein neues Brandschutzkonzept lässt zudem in Zukunft den Aufenthalt von bis zu 1.100 Personen im Objekt zu und macht das Gebäude zu einem modernen Veranstaltungszentrum. Mitte März beginnt die Baustelleneinrichtung. Der Abschluss der Baumaßnahmen ist für Januar 2021 vorgesehen.

Für die Baumaßnahmen sind Kosten in Höhe von 8 Millionen Euro eingeplant. Bischof Heinrich Timmerevers: „Das Haus der Kathedrale ist einer der ganz wichtigen, zentralen Veranstaltungsorte unseres Bistums. Dieser Anforderung wird das Haus nach dem Umbau deutlich besser gerecht, weil es sich öffnet und dadurch näher an die Menschen heranrückt. Die Baumaßnahmen werden das Haus an den heutigen Anforderungen ausrichten. Mit nahezu der gleichen Summe werden wir übrigens auch ein weiteres Zukunftsprojekt unseres Bistum umsetzen: die Sanierung und den Umbau unserer Jugendbildungsstätte Winfriedhaus Schmiedeberg nahe Dippoldiswalde, die in wenigen Wochen beginnt.“

Seit zwanzig Jahren unverändert in Betrieb

Das Haus der Kathedrale wurde vor zwanzig Jahren, am 25. März 1999, eingeweiht. Seither ist es nahezu unverändert in Betrieb. Das zentral am Georgentor gelegene kirchliche Gebäude beherbergt Veranstaltungs- und Verwaltungsräume der Dresdner Dompfarrei, der Katholischen Akademie des Bistums, des Domkapitels und des Katholischen Büros Sachsen. Zudem sind im Haus eine Reihe Priester- und Mitarbeiterwohnungen untergebracht. Auch Bischof Heinrich Timmerevers ist hier mit seinen Dienst- und Privaträumen zu Hause, die – vom Austausch der sanierungsbedürftigen Wasserleitungen abgesehen – unverändert bleiben.

Nach zwanzig Jahren im Einsatz sind die Spuren am Leitungssystem des Hauses deutlich sichtbar.

Nach zwanzig Jahren im Einsatz hat der Zahn der Zeit deutliche Spuren am Leitungssystem des Hauses hinterlassen.

Prüfender Blick: Hausmeister Jens Ritschel sichtet die Leitungssysteme des Gebäudes. Foto: Michael Baudisch

Prüfender Blick: Hausmeister Jens Ritschel sichtet vor Baubeginn die Leitungsbahnen des Gebäudes.

Dass das Gebäude nach zwanzig Jahren im Dienst immer weniger aktuellen Anforderungen genügt, erläutert Kay Gräbert, Leiter des Referats Liegenschaften und Bau des Bischöflichen Ordinariats: „An eine IT-Ausstattung war beispielsweise bei Inbetriebnahme des Hauses vor zwanzig Jahren noch nicht wirklich gedacht worden. Wir müssen feststellen, dass alle Nachrüstungen in diesem Bereich immer nur provisorischen Charakter hatten. Sichere und zufriedenstellende, leistungsfähige Lösungen kamen dadurch nicht zustande.“ Bis heute bleibt der WLAN-Zugang im Haus ein eher seltener Glücksfall. Die Internetleitungen sind rasch überlastet.

Drängende Probleme: Brandschutz und Sicherheitsfragen

Während Probleme dieser Art noch praktischen Charakter haben, werden die Anforderungen an anderer Stelle drängender. Sowohl Brandschutz als auch Sicherheitsfragen stellen heute umfassendere Anforderungen. Ein notwendiger weiterer Fluchtweg aus dem zweiten Obergeschoss etwa musste beispielsweise in den vergangenen Jahren durch den Dienstbereich des Bischofs improvisiert werden. Ein nachträglich eingerichteter Fluchtweg aus dem Keller führt über eine Leiter ins Freie und endet unter einer Abdeckung im Gehweg. „Das sind Lösungen, die natürlich keinen dauerhaften Charakter haben“, so Gräbert. Auch die Wasserleitungen im Haus müssen ausgetauscht werden; zu oft kam es in den vergangenen Jahren an verschiedenen Stellen zu Wasserschäden.

Schokoladenseite: das Haus der Kathedrale (links) vom benachbarten Stallhof aus gesehen. Rechts im Bild ist der Turm der nahegelegenen Kathedrale sichtbar. Foto: Michael Baudisch

Schokoladenseite: das Haus der Kathedrale (links) vom benachbarten Stallhof aus gesehen; rechts im Bild der Turm der nahegelegenen Kathedrale. Die Außenansicht des Gebäudes bleibt unverändert.

„Einen solchen Umbau an dieser Stelle in der beengten Innenstadtsituation bei laufendem Betrieb und in der aktuellen konjunkturellen Situation im Kosten- und Zeitplan zu realisieren, ist wirklich eine Herausforderung“, sagt Andreas Kutschke, der als Generalvikar die Bischöfliche Verwaltung leitet. „Dieser Standort ist jedoch eine Perle, die es möglichst gut und zukunftsfähig nutzbar zu machen gilt. Die Nutzer und Bewohner des Hauses und die zuständigen Gremien – einschließlich dem Vermögensverwaltungsrat unseres Bistums – wurden daher in die Planungen eingebunden. Alle nötigen Zustimmungen liegen vor.“

Das Haus soll einladend werden

Dompfarrer Norbert Büchner sieht den Bauarbeiten vor seiner Wohnungstür mit gemischten Gefühlen entgegen: „Dass die Umbauten im laufenden Betrieb erfolgen, bringt für die Bewohner und Nutzer des Hauses natürlich Einschränkungen und Belastungen mit sich. Ich erhoffe mir aber deutliche Verbesserungen, besonders im Hinblick auf die Wahrnehmbarkeit unseres Hauses in der Stadt. Der neue Eingang von der Schloßstraße her wirkt sicher deutlich einladender als der bisher im Kanzleigässchen versteckte Zugang. Auch wenn die Räumlichkeiten der Domgemeinde eingeschränkter sein werden, werden wir nach den Bauarbeiten mit der neuen Situation hoffentlich gut zurechtkommen. Die Diskussion um die richtige Neugestaltung war zugegebenermaßen nicht einfach. Ich denke aber, wir haben im gemeinsamen Ringen mit allen Beteiligten gute Lösungen gefunden.“

Der bisherige Haupteingang liegt relativ versteckt im Kanzleigässchen. Foto: Michael Baudisch

Der bisherige Haupteingang liegt relativ versteckt im Kanzleigässchen.

Freut sich bereits auf den deutlich sichtbareren Zugangsbereich von der Schloßstraße: Akademiedirektor Dr. Thomas Arnold. Foto: Michael Baudisch

Freut sich bereits auf den deutlich sichtbareren Zugangsbereich von der Schloßstraße: Akademiedirektor Dr. Thomas Arnold.

Veranstaltungsflächen, die bislang über mehrere Etagen verteilt lagen, werden in Zukunft zusammengefasst. Die beengten Zugangsmöglichkeiten über Treppenhaus und Aufzug werden erweitert. Im Erdgeschoss mit seinem Hauptveranstaltungsbereich gab es bislang weder Küche noch Wasserhahn. Auch verstellten zwei breite Säulen den Gästen im Publikum häufig die Sicht aufs Podium. Probleme, die auch Dr. Thomas Arnold kennt. Als Direktor der Katholischen Akademie des Bistums hat er mit seinem Team ebenfalls seinen Sitz im Haus der Kathedrale: „Mit dem zentralen Zugang werden unsere Veranstaltungen im Kathedralforum deutlich leichter zu finden sein als bisher. Und auch die Gäste verirren sich nicht mehr im Haus, sondern erreichen unsere Büros bedeutend direkter. Natürlich freue ich mich auf die bessere Nutzbarkeit. Aber vor allem bin ich dankbar, dass unsere Veranstaltungen während der gesamten Zeit des Umbaus weiter stattfinden können. Eine Leistung der Planer.“

MB



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