Nicht Dunkelheit und Finsternis setzen den Schlusspunkt, sondern Licht und Leben

Osterbotschaft von Bischof Heinrich 2019

Liebe Schwestern und Brüder,

eine kleine Flamme der Osterkerze erhellt einen großen Kirchenraum in der Dunkelheit der Nacht. Am lodernden Feuer entzündet, ist die Flamme noch ganz verletzlich. Mit welcher Spannung wird die zierliche Flamme vor Windböen geschützt zum Portal der Kirche getragen - wie oft muss ein zweiter, dritter oder vierter Versuch unternommen werden, bis es gelingt. Dann aber vermag diese einzelne Kerze den ganzen Raum mit Licht zu erfüllen. Es ist kein Flutlicht, jedoch wird es unendlich heller als in der Finsternis zuvor. ,,Lumen Christi" (,,Christus das Licht") hören wir gesungen, ,,Deo gratias" (,,Dank sei Gott") antworten wir. Währenddessen schreitet diese eindrucksvolle Prozession weiter in die Kirche hinein, das Licht der einen Kerze wird weitergegeben und die Kirche leuchtet letztlich von den Flammen Vieler.

Osterbotschaft 2019 von Bischof HeinrichWas wir in dieser Nacht mit dem Auge an Licht sehen, was wir mit der Nase vom duftenden Wachs riechen, was wir mit dem Körper an Wärme spüren, spielt mit der großen Erfahrung des Volkes Israel. Mit Höhen und Tiefen geht es einen Bund mit Gott ein und lernt ihn als einen kennen, der mit ihnen unterwegs ist, der sie nicht verlässt. In der Feuer- bzw. in der Wolkensäule zeigte der Herr den Israeliten den Weg durch das bedrängende Meer und die bedrohliche Trockenheit der Wüste, wie wir es in den Lesungen der Osternacht hören. Gott zeigt sich im Feuer als Retter und Befreier.

Wenn wir in der Osternacht von Christus dem Licht singen, dann verstehen wir die Auferweckung Christi vom Tod, seine Lebenshingabe am Kreuz als Erlösung. Nicht Dunkelheit und Finsternis setzen den Schlusspunkt, sondern Licht und Leben. Er erhält und erfüllt uns bis in den Tod und darüber hinaus.

Papst Franziskus hat in seinem nachsynodalen Schreiben „Christus vivit" (,,Christus lebt") unterstrichen, dass Jesus Christus nicht auf ein „gutes Beispiel aus der Vergangenheit" reduziert werden kann. ,,Das würde uns nichts nützen, das würde uns nicht verändern, das würde uns nicht befreien. Er, der uns mit seiner Gnade erfüllt, der uns befreit, der uns verwandelt, der uns heilt und tröstet, ist jemand, der lebt." Diese Erfahrung und das Vertrauen darauf wünsche ich Ihnen zum Osterfest 2019!

Ihr

+ Heinrich Timmerevers
Bischof von Dresden-Meißen

 



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