Wenn ich Gott malen würde…

Die Bischöfliche Maria-Montessori-Grundschule Bautzen pilgerte zum Schuljahresende nach Rosenthal

Maria-Montessori-Grundschule Bautzen in Rosenthal

„Wenn ich Gott malen würde, sagt Luisa, würde ich ganz viel Blau nehmen!“ So endet die kurze Geschichte, in der Luisa ihre Großmutter fragt, wie Gott wohl aussieht. Die Oma, die sonst immer eine Antwort auf Luisas Fragen weiß, kann diesmal keine schnelle, geschweige denn eine kurze Antwort geben. Eigentlich, so schlussfolgert die Oma nach einigen Erklärungsversuchen, kann sie nur spüren, wie Gott wohl ist: wie der Frühling nach dem Winter, wie die helfende Nachbarshand, wie wärmendes Licht...
Und da denkt Luisa an die Ferien an der See – an die blaue See und den Horizont, an die Weite und die Ferne, ja an all die Freude, die sie gemeinsam Meer hatten, und wer weiß, woran sie noch alles denkt. Wenn Luisa Gott malen würde, würde sie ganz viel Blau nehmen…
Welche Farbe(n) würden Sie denn nehmen? Ich – hm, keine Ahnung – ich bin ein ziemlich talentfreier Maler. Ich schreibe lieber – obwohl: ist das nicht ein Malen mit Wörtern?

So sage ich meinen Klassen der Jahrgangstufe 1: "Kinder, wie sieht Gott wohl aus? Das ist eine sehr schwierige Frage, meint Luisas Oma, und ich finde, sie hat Recht, aber die Frage ist nicht zu schwer für euch!" Und schon sind wir mittendrin in einer Sequenz, in der die Kleinen groß denken. Theologisieren mit Kindern macht Freude und ist manchmal kniffliger als mit uns Großen, die wir oft die gelernten, ja scheinbar erwarteten Antworten geben…

Wir lassen uns also einige Wochen lang im Unterricht inspirieren, von dem Schatz, den das Christentum kennt. Eine Schatzkiste offenbart immer neue „Bilder“ von diesem Gott, wie ihn Christen sich vorstellen: ein guter Freund, eine schützende Burg, ein sorgender Hirte… Wir betrachten auch gemalte Kunstwerke von verschiedenen Künstlern zu verschiedenen Zeiten: Was wollten sie wohl von Gott malen? Und wir erzählen einander in der Klasse von Gott. Keiner hat Gott je gesehen, doch die Kinder erzählen einander unbewusst von dem, wie sie Gott erfahren oder wie sie ihn erspürt haben. Sie geben Zeugnis von seiner Liebe und Treue und von dem Glauben, der in ihnen wächst.

Am Mittwoch in der letzten Schulwoche geht unsere Schule auf Wallfahrt. Alle 200 Schüler machen sich auf den Weg, einer uralten Tradition folgend. Sie suchen einen Ort auf, an dem Menschen Gottes Zuwendung in besonderer Weise gespürt haben.
Im Gepäck nach Rosenthal hatten wir aber nicht nur einen Pilgerstab und Lunchpaket, sondern ein langes Schuljahr mit seinen Höhen und Tiefen, wir brachten mit, was uns freut, was uns traurig macht, und auch die Erschöpfung am Schuljahresende. Wer weiß, was die einzelnen Schüler sonst noch so im Herzen trugen. Denn zu einer Wallfahrt darf man alle Anliegen mitbringen. Unsere christliche Tradition sagt uns immer wieder neu, dass wir Gott als einen erfahren dürfen, der sich um uns sorgt, der uns auf dem rechten Weg begleitet, gar führt, der uns den Tisch deckt und der uns lebendig hält mit frischem Wasser – wie ein guter Hirte. So hat uns diesmal auf unserem Weg Psalm 23 begleitet, der mit Worten malt und bezeugt, was viele Menschen seit Tausenden von Jahren fühlen: Auf Gott kannst du dich verlassen, er sorgt für dich.

Das Bild vom guten Hirten – das kennen unsere Schüler nun auch. Und hoffentlich kann es sie ihr Leben lang hindurch begleiten und stärken.

Und wenn Sie nun also Gott malen wollten, welches Motiv, welche Farben würden Sie nehmen? Ich glaube, ich würde ganz viel Gelb nehmen. Und ein bisschen Rot…

Steffi Hoffmann
Schulseelsorgerin an der Bischöflichen Maria-Montessori-Grundschule, Bautzen



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