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Bistum Dresden Meissen
Die Sächsische Sozialministerin Petra Köpping im Gespräch mit Hospizleiter Johannes Bittner (links) und Geschäftsführer Peter Pfeiffer (rechts im Bild) anlässlich ihres heutigen Besuchs zum ersten Geburtstag des Marien-Hospizes. © St. Joseph-Stift
11. Oktober 2021

Marien-Hospiz Dresden feiert ersten Geburtstag

mit Staatsministerin Petra Köpping

Dresden. Vor einem Jahr wurde das Marien-Hospiz als erstes stationäres Hospiz in Dresden eröffnet. Seitdem finden hier Menschen mit einer fortgeschrittenen lebensbegrenzenden Erkrankung ein fürsorgliches Zuhause auf Zeit, in dem sie behütet leben und würdevoll sterben können. Zum „ersten Geburtstag“ freute sich das Hospiz über eine besondere Gratulantin: Staatsministerin Petra Köpping besuchte heute am 6. Oktober erstmalig die Einrichtung und war bei einem Rundgang mit Mitarbeitenden und Hospizgästen im Gespräch.

Vor fast genau einem Jahr öffnete das Marien-Hospiz seine Tür für Menschen, deren Tage aufgrund einer schweren, lebensbegrenzenden Erkrankung nur mehr gezählt sind. Für Dresden ein wichtiger Schritt, denn bis dahin fehlte ein stationäres Hospiz in der Metropolregion mit fast einer Million Einwohner völlig. Dass gerade das St. Joseph-Stift den Bau und die Eröffnung eines Hospizes vorantrieb, war für alle Verantwortlichen ein logischer Schritt. Mit der ersten Palliativstation, dem Brückenteam, einer Akademie für Palliativmedizin und Hospizarbeit sowie dem Christlichen Hospizdienst am Standort verfügt man im St. Joseph-Stift über eine hervorragende Expertise und Vernetzung in der Region.

Doch Hospizarbeit ist eine gemeinschaftliche Aufgabe und nur mit der Unterstützung Vieler konnte dieser Herzenswunsch für Dresden in Erfüllung gehen. Der Freistaat unterstützte den 2,74 Millionen teuren Bau des Hospizes mit Fördermitteln in Höhe von 444.000 Euro. Zum ersten Jahrestag verschaffte sich Staatsministerin Petra Köpping, der die Hospiz- und Palliativversorgung ein großes Anliegen ist, bei einem Rundgang und Gespräch mit Mitarbeitern nun selbst einen Eindruck.

Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt: "Sachsen ist gut aufgestellt im Hinblick auf die Hospiz- und Palliativversorgung, auch dank der Landesfördermittel in Millionenhöhe, die Sachsen bisher bereitgestellt hat. Ich werde mich für die Weiterentwicklung der Hospiz- und Palliativversorgung einsetzen, denn ein friedliches Lebensende auch bei schwerster Erkrankung ist ein Wunsch vieler Menschen in unserem Lande."

Johannes Bittner, Hospizleiter: „Im vergangenen Jahr fanden 115 Menschen bei uns im Herzen von Dresden ihr letztes Zuhause. Gemeinsam haben wir gelebt und gelacht – aber auch geweint und getrauert. Es ist für mich bewegend zu sehen, welches Vertrauen unserer Arbeit und uns als neuer Einrichtung entgegengebracht wurde und wird. Ich bin froh, mit einem solch engagierten und hingebungsvollen Team Menschen in dieser besonderen Lebenssituation begleiten zu können. Ich bedanke mich bei allen, insbesondere dem Freistaat, die unser Anliegen unterstützen.“ 

Dabei ist die Nachfrage nach Hospizplätzen höher, als sie die Einrichtung derzeit bedienen kann: „Alle Zimmer des Hospizes waren im letzten Jahr durchgängig bewohnt und trotzdem konnten damit nur 30% aller Anmeldungen bedient werden“, so Bittner. Der Großteil der Betreuten kam dabei mit knapp 70% aus der Landeshauptstadt selbst, 30% aus den angrenzenden Landkreisen.

Die letzten Tage sind voller Leben: Von Dynamo bis Alpaka

365 Tage, das sind genau 115 Hospizgäste sowie deren An- und Zugehörige, die bisher im Hospiz begleitet werden konnten. Vor allem sind es aber 115 Lebensgeschichten und Einzelschicksale.

Genauso wie sich die Altersspanne der Begleiteten zwischen 20 und 95 Jahren weit aufdehnt, so unterschiedlich und individuell haben die 33 hauptamtlichen Mitarbeiter und acht Ehrenamtlichen die Versorgung und Betreuung auf jeden einzelnen Hospizgast zugeschnitten. Denn im Hospiz gilt die volle Aufmerksamkeit neben der Begleitung der Nahestehenden vor allem dem Gast mit seinen Bedürfnissen und Wünschen. So wird es Gästen ermöglicht, die eigenen Lebensgewohnheiten für die Zeit des Aufenthaltes beizubehalten. Das kann aber auch der Wunsch nach einer bestimmten Leibspeise sein, die lang erhoffte Versöhnung oder Aussprache mit Angehörigen oder eben der Besuch des Lieblingsvereins Dynamo Dresden. Manchmal sind es aber auch Wünsche, die das gesamte Team anspornen, das Unmögliche möglich zu machen wie zum Beispiel der tierische Besuch von zwei Alpakas.

Das multiprofessionelle Team aus Pflegekräften, Hauswirtschaftern, Seelsorgern und Sozialarbeitern ist auf die ganzheitliche Betreuung am Lebensende spezialisiert. Dazu gehören physische und psychische, soziale sowie spirituelle Bedürfnisse. „Leben bis zuletzt zu ermöglichen, größtmögliche Lebensqualität und Selbstbestimmung zu schaffen und zu erhalten und ein behütetes und würdevolles Sterben zu ermöglichen, das ist unser Anspruch,“ so Bittner.

Weiterhin auf Spenden angewiesen

Hospizarbeit ist ohne Spenden und Ehrenamt undenkbar. Hospizgäste müssen für den Aufenthalt im Hospiz nichts bezahlen, der allerdings nur zu 95% von den Kranken- und Pflegekassen finanziert wird. Die verbleibenden 5% müssen vom Hospiz durch Spendengelder selbst aufgebracht werden. Dies ist jährlich ein hoher fünfstelliger Betrag. Auf der Webseite des Hospizes wurde dafür ein Online-Spendenportal eingerichtet.

Aber auch Ehrenamtliche sind eine wichtige Säule der Hospizarbeit. „Aktuell gibt es acht Ehrenamtliche, aber es dürfen gern noch mehr werden,“ so Bittner. „Besonders für die gastnahe Begleitung in Form von Gesprächen, Spaziergängen, Sitzwachen sowie Zeit mit unseren Gästen und Zugehörigen leisten sie einen unschätzbaren Beitrag.“

Ein fürsorgliches Ersatz-Zuhause

Im Marien-Hospiz stehen 12 Einzelzimmer mit eigenem Bad, TV, Kühlschrank, WLAN und teilweise Terrassenzugang, auf Wunsch mit Übernachtungsmöglichkeiten für Zu- und Angehörige, zur Verfügung. Eigene Bilder und liebgewonnene Gegenstände dürfen selbstverständlich mitgebracht werden und schaffen eine vertraute Atmosphäre. Die Wünsche und Bedürfnisse der Hospizgäste bestimmen den gesamten Tagesablauf.

Im 980m² großen Hospiz in der vierten Etage des neugebauten Maria-Merkert-Hauses gibt es einen begrünten Innenhof sowie ein Wohnzimmer mit Wohnküche fürs gemeinsame Kochen, Backen, Essen, aber auch zum Feiern. Familie und Nahestehende sind für die Unterstützung der Hospizgäste immens wichtig und sind im Hospiz jederzeit willkommen. Dabei stehen die Mitarbeiter Angehörigen genauso zur Seite wie den Hospizgästen selbst und unterstützen in krisenhaften Situationen von Krankheit, Sterben, Tod und Trauer. Unser „Raum der Stille“ bietet allen Menschen im Hospiz eine Möglichkeit zum Rückzug, für Besinnung, Meditation oder Gebet.

Voraussetzungen für die Aufnahme in ein Hospiz

Das Marien-Hospiz steht allen Menschen offen, die mindestens 18 Jahre alt sind und an einer fortschreitenden Erkrankung ohne Aussicht auf Heilung mit einer begrenzten Lebenserwartung von wenigen Wochen bis Monaten leiden deren stationäre Krankenhausbehandlung abgeschlossen ist, bei denen eine ambulante Versorgung nicht (mehr) ausreichend möglich ist, bei denen eine umfassende palliative Pflege und Begleitung erforderlich ist.

Jeder, der im Hospiz aufgenommen werden will, muss sich die Notwendigkeit ärztlich bestätigen lassen und benötigt eine Bewilligung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse.

Christine Herzog



Webseite inklusive Spendenportal:

www.marienhospiz-dresden.de