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Bistum Dresden Meissen
13. Dezember 2021

Zisterzienserschwester Maria Immaculata (Martha) Biewald verstorben

am 8. Dezember - ein Nachruf der Äbtissin des Klosters St. Marienthal

Siehe, kommen wird der Herr und mit ihm alle seine Heiligen.
Leuchten wird an jenem Tage ein großes Licht. Halleluja.

(Antiphon im Advent)


In den späten Abendstunden des 8. Dezember, dem Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria, zugleich ihr Namenstag, erfüllte sich dieser Adventsruf an unserer lieben Mitschwester in besonderer Weise, als der Herr

Sr. M. Immaculata (Martha) Biewald OCist

aus der Mitte unserer Gemeinschaft im 99. Lebensjahr zu sich rief.

Martha wurde am 27.03.1923 in Sadewitz/Krs. Oels (Schlesien) in der Nähe von Breslau geboren. Sie war erst 9 Jahre alt, als ihre Mutter starb. Da der Vater den ganzen Sommer über als Schachtmeister bei Drainagearbeiten in Sachsen tätig war, wurde sie von ihren Geschwistern großgezogen.

Familie Biewald erfuhr viel Leidvolles. Als eine ihrer Schwestern mit nur 21 Jahren nach der Geburt ihres zweiten Kindes starb und der junge Vater dennoch eingezogen wurde und schon bald fiel, kamen die Kinder zu Pflegeeltern. In den Wirren der Flucht verlor sich deren Spur und Sr. Immaculata hielt ein Leben lang die Erinnerung an ihre verschollenen Nichte und Neffen wach – nicht ahnend, dass Gott ihr diesbezüglich an ihrem Lebensabend eine besondere Überraschung bereithielt.

Während der Kriegswirren kam Martha nach Görlitz und arbeitete im Carolus-Krankenhaus. Als 1945 die russischen Truppen schon in Lauban standen, schickten die Vorgesetzten die jungen Mädchen aus Görlitz weg. Im Viehwagen führte die Flucht über Böhmen nach Landshut in Bayern. Erst das Kriegsende ermöglichte die Rückkehr nach Görlitz.

Hier lernte sie die Äbtissin unseres Klosters, Celsa Gutte, kennen und erfuhr ihre Berufung zum Ordensleben. Am 2. Juli 1947 trat sie in unser Kloster ein, wurde am 30. Januar 1948 eingekleidet und erhielt den Namen M. Immaculata, den sie mit großer Freude und Dankbarkeit trug, weil sie eine innige Liebe zur Gottesmutter hegte. Am 1. Februar 1949 legte sie die Ordens-Profess ab.

Als am 19. März 1955 unser St. Josefsheim für Mädchen mit geistiger Behinderung eröffnet wurde, war Sr. Immaculata eine der Schwestern, die sie betreute und zur Arbeit auf dem Feld und im Kuhstall begleitete. Äbtissin Celsa berief sie zur Priorin. Dieses Amt hat sie viele Jahre verantwortungsvoll erfüllt, besonders in der Zeit, als Äbtissin Celsa aus gesundheitlichen Gründen ihre Aufgaben nicht mehr wahrnehmen konnte. Später widmete sie sich intensiv den Diensten in der Kirche, vor allem als Sakristanin. Bis vor wenigen Jahren verrichtete sie den Pfortendienst in der Abtei und bewirtete u. a. viele Gäste.

Sie war eine beliebte Gesprächspartnerin für alle, die sich mit vielen Anliegen an der Pforte meldeten. Dadurch wurde sie vielen bekannt. Wer sie nach dem Leben als Schwester fragte, bekam zur Antwort: „Wenn die Leute wüssten, wie schön es im Kloster ist, würden viele kommen.“ Sie selbst würde den Ordensberuf wieder wählen. Dass sie die Diamantene und sogar 70- jährige Gnadenprofess erleben durfte, empfand sie dankbar als großes Gnadengeschenk. Darüber hinaus blieb sie bis ins hohe Alter geistig jung und frisch und nahm trotz zunehmender Altersbeschwerden an allem regen Anteil. Bis vor einem Jahr konnte sie täglich im Chor am Gottesdienst teilnehmen.

Nach überstandener Covid 19-Erkrankung im Dezember 2020 konnte sie das kräftemäßig nicht mehr tun, verfolge aber die Hl. Messe und das Chorgebet am Bildschirm und widmete viel Zeit dem Gebet – vor allem dem Rosenkranzgebet! Im März 2020 fügte sich das Wunder, dass die verschollen geglaubte Nichte und Tante sich zusammenfanden, weil die Nichte selber ihrerseits seit vielen Jahren auf der Suche nach einer Verwandten war und schließlich im „Tag des Herrn“ von der Jubelprofess unserer Sr. Immaculata las und dazu den Familiennamen Biewald.

Schließlich kam es nach über 80 Jahren zur Begegnung und ergreifendem Wiedersehen. So erfuhr Sr. Immaculata auch die Lebensgeschichte des Neffen, der aber inzwischen bereits verstorben ist. Sie und die anderen Nichten, zu denen sie immer ein inniges Verhältnis hatte, freuen sich seitdem über die „neue Nichte“.

Nach so vielen Höhepunkten und Gnadenerweisen in ihrem Leben sehnte sich Sr. Immaculata sehr nach dem Himmel. Niemand konnte ahnen, wie schnell ihre Sehnsucht sich erfüllen sollte. Am 02.12. erlitt sie bei einem Sturz eine komplizierte Oberarmfraktur, die im Klinikum Görlitz operiert werden musste. Am 07.12. wurde sie entlassen; es war ihr nur ein Tag zu Hause vergönnt. Die Strapazen waren ihr anzusehen. Es war wohl doch zu viel und das Letzte, das sie wenige Stunden vor ihrem Tod einer Mitschwester sagte, war „O Maria, hilf!“

Sie muss ganz friedlich eingeschlafen sein. Wir sind zuversichtlich, dass die Himmelsmutter dabei ihre Fürsprecherin war und sich ihr langes Leben nun vollendet und sie schauen kann, woran sie immer geglaubt und worauf sie so fest gehofft hat.

Das heilige Requiem feiern wir am Montag, dem 20. Dezember um 10 Uhr in der Klosterkirche; anschließend ist die Beerdigung auf dem Klosterfriedhof. Wir bitten um Ihr Gebet für die liebe Verstorbene.

Im Namen des Konventes von St. Marienthal, der Nichten und Angehörigen

Sr. M. Elisabeth Vaterodt OCist Äbtissin und Konvent von St. Marienthal St. Marienthal, den 09.12.2021