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Bistum Dresden Meissen
16. März 2022

Sorge über Menschenhandel im ukrainischen Grenzgebiet

Kardinal Michael Czerny SJ berichtet von seiner Reise in die Ukraine

Dresden. In der neuen Folge des Podcasts „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen spricht Kardinal Michael Czerny SJ über seine Reise in das Grenzgebiet zwischen der Ukraine und Ungarn. Dabei zeigte er sich unter anderem besorgt über die Gefahr des Menschenhandels. „Wir wissen alle, wenn es einen schrecklichen Umsturz gibt, wie es gerade in der Ukraine der Fall ist, dass leider zwangsläufig Menschenhändler und Schmuggler daraus einen Vorteil ziehen,“ sagte der Kardinal. Czerny ist einer der zwei Kardinäle, die Papst Franziskus vergangene Woche in die Ukraine entsandt hatte.

Wissen und Achtsamkeit als einziger Schutz vor Menschenhändlern

Seine Sorge sei vor der Abreise zunächst eine allgemeine gewesen, räumte Kardinal Czerny ein. Menschhändler nützen Situationen wie die aktuell in der Ukraine aus und organisierten sich oft „sehr, sehr schnell“. Diese allgemeine Sorge hätten inzwischen aber leider Berichte bestätigt. Der einzige Schutz vor Menschenhandel, zumindest zu einem gewissen Grad, sei das Wissen um diese Gefahr und die entsprechende Achtsamkeit. „Je mehr wir uns des Menschenhandels bewusst und in Alarmbereitschaft sind, umso besser können wir Menschen helfen, das Angebot abzulehnen. Aber je naiver wir sind, umso mehr wird sich leider genau das direkt vor unseren Augen abspielen“, mahnte Czerny. Besonders schwer sei es für die Menschen auf der Flucht, wenn auch Helfer vor Ort kein Bewusstsein von der Bedrohung durch Menschenhändler hätten.

Aufklärung müsse langfristig vorangetrieben werden

Der Kardinal sprach sich deshalb dafür aus, auch nach der Bewältigung der aktuellen Notfallsituation in der Ukraine breit über Menschenhandel aufzuklären. Wir müssten, so Czerny, ein Bewusstsein für dieses Problem schaffen „in unseren Kirchen, Schulen und in Einrichtungen, damit Menschenhandel nicht mehr vor unseren Augen stattfindet“. Denn das Problem betreffe „nicht nur Erwachsene, die wenigstens ein Stück weit selbst entscheiden können, sondern auch Kinder, die überhaupt keine Wahl haben“. Die Flüchtenden hätten bereits ihr bisheriges Leben verloren, betonte Czerny, „am Ende könnten sie jetzt auch noch ihre Freiheit und ihre Zukunft verlieren“.

Die Podcast-Folge mit Kardinal Czerny ist eine Kooperation der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen mit Renovabis, dem Osteuropa-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland. Die gesamte Folge können Sie hier hören: https://lebendig-akademisch.podigee.io/172-botschafter-des-friedens

 

Der Podcast „Mit Herz und Haltung“
Im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen nehmen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Expertinnen und Experten verschiedener Fachdisziplinen Stellung zu den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Fragestellungen. Neue Folgen erscheinen in regelmäßigen Abständen auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts, YouTube sowie auf den Websites der Akademie (www.lebendig-akademisch.de) und des Bistums (www.bistum-dresden-meissen.de).

Alle Podcast-Folgen von „Mit Herz und Haltung“: www.lebendig-akademisch.de/podcast

 

Das Hilfswerk Renovabis

Seit ihrer Gründung hat die Solidaritätsaktion Renovabis mit gut 820 Millionen Euro rund 25.400 Projekte von Partnern unterstützt. Allein in der Ukraine waren es bisher seit 1993 mehr als 4.000 Projekte der dortigen Partner mit einer Gesamtfördersumme von mehr als 125 Millionen Euro.

Dass die Hilfsgelder von Caritas International, Misereor und Renovabis jetzt koordiniert werden und vor Ort in der Ukraine sowie in den von den flüchtenden Menschen zuerst erreichten osteuropäischen Nachbarländern planvoll und effizient in Maßnahmen zur Unterbringung, Verpflegung, medizinischer Versorgung und Betreuung umgesetzt werden, darüber sind in der katholischen Kirche zielführende Absprachen getroffen worden. Eine Koordinationsplattform ist dazu von Renovabis initiiert worden.

Mehr als 500.000 Euro habe Renovabis adhoc für zunächst 15 Projekte seiner Partner vor Ort investiert, die mit dem Geld insbesondere Frauen mit Kindern ein sicheres Dach über dem Kopf gewährten und sie zudem nach ihren traumatisierenden Erlebnissen seelisch begleiteten. Neben den Nothilfe-Projekten in dem vom Krieg heimgesuchten Land unterstützen Caritas International und Renovabis auch „die zum Teil schon jetzt, sicher aber demnächst an die Grenzen der von ihnen erwartbaren Hilfe gelangenden Aufnahmeländer“, so Professor Schwartz. Hier müsse die Solidarität aus allen EU-Ländern die Lasten auf viele Schultern verteilen. „Gefragt ist eine echte ‚Willkommens­kultur‘ der Nächstenliebe“ in allen Ländern Europas.