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Bistum Dresden Meissen
Der neuernannte Kardinal Leonardo Ulrich Steiner (rechts) bei der Podcast-Aufnahme mit Daniel Heinze. © Michael Baudisch
25. August 2022

"Unter den Armen habe ich gelernt zu hören, und was Geduld ist"

Neuernannter Kardinal Leonardo Ulrich Steiner in Dresden im Akademiepodcast zu Gast

Dresden. Wenn am kommenden Sonnabend, 27. August, Papst Franziskus im Vatikan zwanzig Bischöfe in den Kardinalsrang erhebt, wird unter den Neuernannten kein Vertreter aus Deutschland sein. Allerdings einer, dem Deutschland und die deutsche Sprache bestens vertraut ist: Leonardo Ulrich Steiner (71). Der Franziskaner und Erzbischof von Manaus in Brasilien war am Mittwoch vor seiner Erhebung zum Kardinal noch bei Bischof Heinrich in Dresden zu Gast.

Im Interview mit Moderator Daniel Heinze für den Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie sprach der brasilianische Kirchenmann über seine Arbeit im Amazonas-Bistum und seine Pläne als neu ernannter Kardinal. Er betonte die Bedeutung der Basisgemeinden in der kirchlichen Arbeit. Nicht nur Priester und Bischöfe, auch die Gemeinden müssten das Bild der Kirche mitgestalten, so Erzbischof Steiner, der zugleich betonte, die Laien machten "sehr viel sehr gut“. Seiner Wahrnehmung nach wünschten sie sich häufig allerdings bessere Fortbildungs- und Schulungsangebote im Glauben.

Offen sprach der Kardinal über soziale und ökologische Probleme in Brasilien und rief zum Schutz der Amazonas-Region und der indigenen Volksgruppen auf. Weiter blickte er auf die Bedeutung von Synodalität für die Zukunft der katholischen Kirche. Auch seine eigene Heimatregion befinde sich in einem Synodalen Prozess, der an Interesse nichts zu wünschen lasse. „Ich habe den Eindruck, alle wollen mitmachen, von der Stadt bis zur Peripherie“, so der neu ernannte Kardinal.

Dabei macht Steiner in der Geduld eine wichtige Tugend aus – eine Gesprächshaltung, bei der Katholiken in Europa von Indigenen und armen Menschen in Brasilien einiges lernen könnten: „Unter den Armen und besonders den Indigenen habe ich gelernt zu hören, und was Geduld ist.“ In seiner Arbeit hat sich Leonardo Ulrich Steiner immer wieder für die Kirche und Gesellschaft Brasiliens eingesetzt, vor allem für Minderheiten und bedrohte Bevölkerungsgruppen. Am Herzen liegen ihm vor allem die Seelsorge, die gesellschaftliche Integrität und Rechte der Índios.


Zur Person

Der Franziskanerpater Leonardo Ulrich Steiner stammt aus Südbrasilien und ist das 13. von 16 Kindern einer deutschstämmigen Einwandererfamilie. 1972 trat er in den Franziskanerorden ein. 1976 legte er seine Profess ab. Nach seinem Studium in Brasilien und Rom wirkte Steiner in der Pfarrseelsorge, war in der Ausbildung von Seelsorgern und Ordensleuten tätig und lehrte einige Zeit Philosophie in Rom. 2005 wurde er zum Prälaten und Leiter der Territorialprälatur Sao Felix ernannt und zum Bischof geweiht. Einer der Konsekratoren war damals der Vechtaer Weihbischof Heinrich Timmerevers.

2011 wurde Steiner zum Weihbischof im Hauptstadtbistum Brasilia ernannt. Von 2011 bis 2019 war er zudem Generalsekretär der brasilianischen Bischofskonferenz.
2019 ernannte ihn Papst Franziskus zum Erzbischof für das Amazonas-Bistum Manaus, das im Nordwesten Brasiliens liegt. Mit rund 91.000 km² ist es über fünfmal so groß wie das Bistum Dresden-Meißen. Erzbischof Steiner ist hier für ca. 1,67 Millionen Gläubige verantwortlich. Auf einen Priester im Erzbistum Manaus kommen etwa zehnmal so viele Gläubige wie im Bistum Dresden-Meißen.

Heinrich Timmerevers kennt Leonardo Ulrich Steiner seit langem. Unter anderem war der brasilianische Franziskanerpater als Ferienvertretung immer wieder in Südoldenburg tätig.

MB / KADD


Zur Podcast-Folge mit dem neuernannten Kardinal Leonardo Ulrich Steiner

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