Sozialarbeit aus Kenia trifft Sozialarbeit in Deutschland
Zur Eröffnung des Monats der Weltmission tauscht sich ein Pater aus Nairobi auf Einladung des Hilfswerks Missio mit Fachkräften einer Caritas-Einrichtung in Dresden aus
Dresden. Pater Firmin Koffi hat eine weite Reise hinter sich. Normalerweise ist er als Seelsorger in Kenia zuhause. Hier lebt er als Mitglied einer Ordensgemeinschaft mitten unter den Menschen in Kibera, dem größten Slum in Kenias Hauptstadt Nairobi. Filmaufnahmen zeigen ihn, wie er vor Ort den Kontakt zu den Bewohnern hält. Er spricht mit Drogenabhängigen, besucht einsame, alte Menschen, unterstützt alleinerziehende Mütter. Auf einigen Aufnahmen geht er im Priestergewand zwischen improvisierten Hütten umher, spendet mit Weihwasser den Unterkünften und ihren Bewohnern den Segen.
Er hat mitgeholfen, hier in Nairobi, am Rande der Gesellschaft, eine Nachbarschaftshilfe aufzubauen. Entstanden ist ein Netzwerk, bei dem sich Hilfsbedürftige gegenseitig unter die Arme greifen, wo staatliche Hilfe fehlt. An diesem Nachmittag sitzt Father Firmin in einer Jugendhilfe-Einrichtung der Caritas in Dresden. Zum Monat der Weltmission, der in diesem Jahr im Bistum Dresden-Meißen eröffnet wird, ist der Ordenspriester auf Einladung des Katholischen Hilfswerks Missio Aachen hierher gekommen. An seiner Seite sitzt einer der Leiter der Dresdner Caritas-Einrichtung: Christian Georgi. Der junge Priester aus Nairobi und der drahtige Hausleiter aus Sachsen tauschen sich nun über ihre Erfahrungen in der Sozialarbeit aus.
Vorhandene Begabungen fördern
In Deutschland finden sich eindrucksvolle Rahmenbedingungen. Das Caritas-Jugendhilfezentrum bietet Kindern, Jugendlichen und Alleinerziehenden ein Zuhause. In familiennahen Wohngruppen finden sie Schutz, Geborgenheit, Sicherheit und Hilfe zur Weiterentwicklung. Zum Haus gehören unter anderem Kinder- und Jugendwohngruppen, eine kleine Kindertagesstätte, eine Mutter- beziehungsweise Vater-Kind-Wohngruppe und Ambulante Erziehungshilfen.
Christian Georgi: „Grundgedanke unserer Arbeit ist, dass uns in jedem Menschen Gott begegnet.“ Ihre Hilfe richten die Caritas-Fachkräfte im gemeinsamen Gespräch nach den Menschen aus, die zu ihnen kommen. „Wir fragen, was sind Dinge, die Du gut kannst? Was sind Dinge, bei denen Du Hilfe brauchst?“ Auf dieser Grundlage entwickeln die Caritas-Mitarbeitenden, auf den vorhandenen Ressourcen aufbauend, Lebens- und Zukunftsperspektiven, die jeden Einzelnen befähigen sollen, am Leben der Gesellschaft teilzunehmen.
Auch anderen ihre Stärken zeigen
Eine, die das selbst erlebt hat, ist Jessica Seifert. Die junge Frau kam 2014 als alleinerziehende Mutter auf der Suche nach Unterstützung selbst in die Caritas-Einrichtung. Heute absolviert sie eine Ausbildung zur Erzieherin. Was ihr auf diesem Weg geholfen hat, erklärt die 25-jährige so: „Mir wurde hier vermittelt, dass jeder Mensch eine Chance erhält, egal, wie viele Fehler man gemacht hat.“ Hätte sie früher selbst nur wenig Selbstbewusstsein besessen, fühle sie sich heute gestärkt, aufrecht durchs Leben zu gehen und auch anderen Müttern ihre Stärken zu zeigen.
Ein Beispiel, das ganz dem Anliegen Pater Firmins entspricht, Stärken zu fördern. Unterstützung erhält er dabei durch das Kirchliche Hilfswerk Missio aus Aachen. Am Weltmissionssonntag, dem 23. Oktober, sammelt die katholische Kirche in über 100 Ländern weltweit in einer Kollekte Spenden für die Arbeit in den ärmsten Regionen der Welt – in Afrika, Asien und Ozeanien. Es ist die größte katholische Solidaritätsaktion weltweit.
Gegenseitiges Lernen als Zukunftsprojekt
Doch auch Christian Georgi als Gastgeber des Treffens im Caritas-Haus in Dresden zeigt sich von der Arbeit des Besuchers aus Afrika beeindruckt. Sozialarbeit in Deutschland und Sozialarbeit in Kenia könnten durchaus voneinander lernen. Christian Georgi: „Das Beste wäre, wenn wir ein Stück unserer Arbeit miteinander mischen könnten. Für die Arbeit in Afrika wäre sicher mehr staatliche Unterstützung wünschenswert. Für Deutschland würde ich mir ein ebenso starkes Netzwerk der gegenseitigen Unterstützung durch die Familien wünschen wie in Afrika.“ Auf jeden Fall wollen die beiden Sozialarbeiter künftig in Kontakt miteinander bleiben.
Michael Baudisch
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