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Bistum Dresden Meissen
Gruppenfoto des Katholikenrats vor der im Bildungsgut Schmochtitz Sankt Benno gepflanzten Linde als Beitrag zur "Allianz für die Schöpfung". © Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen
10. Oktober 2022

Eine Stimme geben: Katholikenrat räumt Missbrauchsbetroffenen festen Platz ein

Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum und Synodaler Weg waren Themenschwerpunkte der Herbstversammlung des Katholikenrates am 7. und 8. Oktober

Schmochtitz. Betroffene von sexualisierter Gewalt innerhalb der katholischen Kirche haben künftig einen festen Sitz im Katholikenrat des Bistums Dresden-Meißen. Eine entsprechende Satzungsänderung verabschiedete die Kirchenvolksvertretung des Bistums im Rahmen ihrer Herbstvollversammlung am 8. Oktober im Bildungsgut Schmochtitz Sankt Benno. Der Betroffenenbeirat Region Ost kann nun Vertreter in die Versammlung entsenden.

“Das ist ein wichtiger Schritt, der vor allem die Betroffenen stärken und ihren Anliegen mehr Raum geben und Gewicht verschaffen soll”, so die Ratsvorsitzende Martina Breyer. Der Rat sehe sich mit der Satzungsänderung als Vorreiter und hoffe, dass weitere Katholiken- und Diözesanräte auf ähnliche Weise die Betroffenenbeiräte in ihre Gremien integrieren werden.

Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt als ein Hauptthema

Der Entscheidung vorausgegangen war eine intensive Beschäftigung der Ratsmitglieder mit der Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt im Bistum Dresden-Meißen. Unter anderem schilderte Michael Köst die Schwierigkeiten beim Aufbau des Betroffenenbeirates Region Ost. Gemeindereferent Benno Kirtzel aus Pirna berichtete vom Aufarbeitungsprozess der Missbrauchsfälle in Heidenau und Julia Eckert, Präventionsbeauftragte im Bischöflichen Ordinariat in Dresden, machte auf Angebote für Pfarreien und Gemeinden wie Ehrenamtlichenschulungen oder “Stark-Mach-Tage” für Kinder aufmerksam.

Auf die Frage, wie die Delegierten des Rates und die Gremien und Orte, die sie vertreten, den Betroffenen bei ihrer Arbeit helfen können, bat Michael Köst nachdrücklich: “Stärken Sie uns den Rücken. Haben Sie Verständnis für unsere Hartnäckigkeit und unsere klaren Worte!” 

Bereits am Vorabend kamen die Ratsmitglieder zum Stand des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland ins Gespräch. Drei Synodale aus dem Bistum berichteten über die Ereignisse bei der vierten Versammlung des Synodalen Weges Anfang September in Frankfurt/Main.

Berichte vom Synodalen Weg

Professor Eberhard Tiefensee aus Leipzig, entsandt vom Priesterrat des Bistums, schilderte das Entsetzen der Versammlung über die nicht zustande gekommene
Zwei-Drittel-Zustimmung der Bischöfe zum Grundlagentext des Forums “Leben in gelingenden Beziehungen”: “Pure Verzweiflung in vielen Gesichtern. Manche queere
Synodale verließen weinend den Saal; es gab einen Notarzteinsatz. Dass viele Bischöfe sich erst nicht einbringen in die Debatte, dann aber den Text mit ihrer ‘Nein’-Stimme blockieren, empfanden die meisten als verletzend und skandalös.”

Trotz der Konflikte bewertet Steffi Hoffmann aus Bautzen, für die Schönstatt-Bewegung am Reformprozess beteiligt, die Arbeit der Versammlung als eine “Form der Debatte und des Ringens zwischen Klerus und Laien, hinter die wir nicht mehr zurückfallen dürfen”. Ratsvorsitzende Martina Breyer betonte, dass der in Frankfurt “durchgefallene” Grundlagentext kein Dokument ist, das ausschließlich queere Menschen im Blick hat: “Es geht um eine grundsätzlich neue, positive, wertschätzende Bewertung von Sexualität und Partnerschaft. Das geht alle in unserer Kirche an - und es ist umso tragischer, dass dieser wichtige Text nicht die erforderlichen Mehrheiten gefunden hat.”

Der Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen ist die demokratisch gewählte und anerkannte Vertretung des Kirchenvolkes und repräsentiert die katholischen Frauen und Männer aus den Pfarreien, Verbänden und Initiativen Sachsens und Ostthüringens. Die nächste Vollversammlung des Gremiums ist für den 22. April
2023 in Chemnitz geplant. 

www.katholikenrat-dresden-meissen.de

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