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Bistum Dresden Meissen
Prof. Dr. Georg Cremer. © atelier@anke-jakob.de.jpg
20. Oktober 2022

Ökonom fordert zielgenauere Hilfen für Geringverdiener

Georg Cremer äußert sich zu sozialpolitischen Maßnahmen in der Energiekrise

Dresden. Angesichts gestiegener Energie- und Lebensmittelpreise fordert der ehemalige Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes, Prof. Dr. Georg Cremer, mehr sozialpolitische Anstrengungen bei der Unterstützung von Geringverdienern. Im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen sagte er: „Wir sind ein reiches Land, wir können diese Einkommensverluste für Menschen mit niedrigem Einkommen auffangen und mildern und somit auch die sozialen Folgen des Krieges für uns abmildern.“ Er sprach sich für „zielgenauere Maßnahmen“ aus und kritisierte in diesem Zusammenhang etwa den Tankrabatt, von dem eher wohlsituierte Haushalte mit einem hohen Energieverbrauch profitierten.

Geringverdiener nicht aus dem Blick verlieren

Trotz der angekündigten Einführung des Bürgergelds im Januar 2023 sagte der ehemalige Caritas-Generalsekretär mit Blick auf die Empfänger von Transferleistungen: „Wir müssen kurzfristig diese Hilfen anpassen, wenn wir eine solche starke Inflation haben.“ Zugleich mahnte er an, besonders Haushalte mit einem geringen Einkommen nicht aus dem Blick zu verlieren. Er begrüßte die geplante Reform des Wohngelds, regte daneben aber auch eine einkommensabhängige Kindergrundsicherung an, wie sie bereits im aktuellen Koalitionsvertrag vorgesehen sei: „Wir würden solche Familien mit einem einkommensabhängigen Kindergeld verlässlich unterstützen und die jetzigen Leistungen wie Kinderzuschlag und Kindergeld und andere ergänzende Leistungen zusammenführen.“

Verdeckte Armut im Alter muss entstigmatisiert werden

Cremer gab zu bedenken, „dass wir häufig mit unseren Sozialleistungen diejenigen, die sie erreichen sollen, gar nicht erreichen“. Etwa die Hälfte der Menschen, die Anspruch auf Grundsicherung im Alter hätten, seien verdeckt arm, da sie die Leistungen gar nicht erst beantragen würden. „Sie empfinden Scham oder sie wissen es nicht oder sie haben die irrige Vorstellung, ihre Kinder werden zur Kasse gebeten“, führte er aus. Um diesem Missstand zu begegnen, forderte Cremer eine breite Informationskampagne und zugleich eine gesellschaftliche Entstigmatisierung des Bezugs von Grundsicherungsleistungen. Auch Menschen mit geringen Rentenansprüchen hätten Anspruch auf ein Leben in Würde und müssten dann gegebenenfalls durch Sozialpolitik unterstützt werden.

Die gesamte Podcast-Folge können Sie hier hören.

Link zu allen Folgen des Podcasts 

Der Podcast „Mit Herz und Haltung“

Im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen nehmen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Expertinnen und Experten verschiedener Fachdisziplinen Stellung zu wissenschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Fragestellungen. Neue Folgen erscheinen in regelmäßigen Abständen auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts, YouTube sowie auf den Websites der Akademie (www.lebendig-akademisch.de) und des Bistums (www.bistum-dresden-meissen.de).