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Bistum Dresden Meissen
Kardinal Marx (2.v.r.) beim Einzug zum Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrsvollversammlung. © Michael Baudisch
28. Februar 2023

„Alle an einen Tisch!“

Kardinal Marx predigt anlässlich der Frühjahrs-Vollversammlung in Dresden

Dresden. Anlässlich des heutigen Gottesdienstes zur Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Dresden hat Kardinal Reinhard Marx (München und Freising) am Morgen in der Dresdner Kathedrale zu mutigen Suchbewegungen in der Kirche aufgerufen. „Es sind turbulente Zeiten mit enormen Herausforderungen, die vor uns in Kirche und Gesellschaft stehen. Die zentrale Frage für viele Menschen ist: Wie geht es weiter? Manchmal sind wir ratlos, unser Herz zerspringt und unsere Köpfe rauchen auf der Suche nach Wegen“, sagte Kardinal Marx in seiner Predigt.

„Für uns als gläubige Menschen ist ein Weg der Klärung, damit wir Durchblick bekommen, das Gebet. Ohne das Gebet wird es keine Klarheit geben. Deshalb ist das Gebet die große Perspektive, wie wir versuchen in all den Dunkelheiten, dem Durcheinander – auch in unseren Herzen – Klarheit zu gewinnen und Prioritäten zu setzen“, so Kardinal Marx. Das Gebet schenke eine neue Perspektive, schaue auf ein „Du“ als Gegenüber und relativiere die alltäglichen Probleme: „Im Gebet ist es der Blick auf Gott und dessen uns umfassende Liebe und Barmherzigkeit.“

Das Schlüsselgebet für die Christen, so Kardinal Marx, sei das Vaterunser. „Haben wir genug überlegt, warum Jesus ausgerechnet dieses Gebet spricht, warum er sich damit von anderen Traditionen des Gebets absetzt und es so einfach und schlicht mitten in die Bergpredigt hineinstellt?“ Kardinal Marx erinnerte daran, dass in der Mitte des Vaterunsers die berühmte Brot-Bitte stehe: „Und gib uns unser tägliches Brot.“ Hier werde deutlich, dass Jesus immer gemeinschaftlich denke und nicht nur an den Einzelnen. „Wenn wir um das Brot bitten, heißt das nichts anderes als: alle an einen Tisch! Vielleicht ist das gerade ein Motto für die Gesellschaft und die Kirche, alle an einen Tisch.“

Brot für Leib und Seele

Alle an einen Tisch zeige, dass es nicht nur auf das Essen und Trinken ankomme, sondern dass es mehr brauche, um zu überleben. Es gehe, betonte Kardinal Marx, um das Brot für Leib und Seele, also um die Eucharistie, die das Zentrum des christlichen Glaubens sei: „Jesus bietet viele Tischgemeinschaften an, er möchte alle an einem Tisch versammeln. Er sagt uns: Kommt an meinen Tisch, wo das Brot gegessen wird, das zum Leben notwendig ist.“ Es sei Jesu Leib und Seele, die der Mensch erfahre, Himmel und Erde, es sei ein Reden Jesu, der niemals ohne den Menschen im Blick zu haben, handeln und sprechen würde. Kardinal Marx: „Hier geht es nicht um eine abstrakte Botschaft, eine Doktrin, sondern um das Leben, in dem sich die Welt an einem Tisch versammelt; wo das Brot gereicht wird, das Leib und Seele nährt. Und gleichzeitig spüren wir bei allem Konkreten, dass Gott auch immer das unsichtbare Geheimnis bleibt. Das sagt das Wort im Vaterunser, wenn wir sprechen, ‚geheiligt werde Dein Name‘. Trotzdem ist dieser Gott nah, denn das Reich Gottes ist angebrochen. Von der Hoffnung müssen wir leben, die greifbar ist.“

Kardinal Marx erinnerte in seiner Predigt auch an die letzte Bitte des Vaterunsers, wenn es um die Vergebung der Schuld gehe. „Wie wichtig ist dieser Teil des Gebets für unsere Kirche heute mit all ihrer eigenen Schuld, dem Dunkel, dem Leid, das sie anderen zugefügt hat, eine Kirche, in deren Mitte Verletzungen passiert sind, wo es Versagen und Verwundungen gab. Das müssen wir bekennen, auch wenn es schmerzhaft ist. Dazu fordert uns die Bitte des Vaterunsers auf.“ Es gelte, die eigene Angst zu überwinden, um mit einem klaren Blick nach vorne zu schauen, so Kardinal Marx. Dann könne die Kirche weniger in Angst erstarrt wirken, als sie es jetzt oft sei. Die Formulierung von Karl Rahner am Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils: „Das Konzil ist der Beginn eines Beginns“ sei ein starkes Wort, das für die Kirche auch in dieser Zeit hilfreich sei, sagte Kardinal Marx: „Das ist ein Wort, das uns gerade jetzt bei unseren synodalen Suchbewegungen helfen kann. Wir brauchen mehr davon! Warum haben wir so viel Angst, was alles noch kommen kann? Christus kommt von vorne auf uns zu und mit diesem Zuspruch sollten wir in die nächste Zeit hineingehen als Kirche in Deutschland, orientiert am Vaterunser, dem roten Faden für unser Leben und unser Handeln.“

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