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Bistum Dresden Meissen
Beim Pressegespräch (v.l.n.r.): Silke Meemken, Generalvikar Andreas Kutschke, Bischof Heinrich Timmerevers, Martina Breyer, Regina Klaus, Jan Martin. © Andreas Gäbler
18. April 2023

Zukunftsfähig, aber kleiner

Bistum erläutert Weichenstellungen zur Ausgabenreduzierung

Dresden. Das Bistum Dresden-Meißen möchte aktiv dafür sorgen, langfristig mit einem ausgeglichenen Haushalt als Kirche in Sachsen und Ostthüringen wirken zu können. Mit welchen Weichenstellungen das erreicht werden soll, haben Vertreterinnen und Vertreter der Diözese heute Nachmittag, 18. April, im Rahmen einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Seit dem Jahreswechsel 2020/2021 durchläuft das Bistum einen Strategieprozess. Ziel dabei: Mithilfe eines Maßnahmenpakets soll ein für das Jahr 2026 prognostiziertes Bilanz-Defizit von 17,5 Millionen Euro abgewendet werden. Nach einer ausführlichen Analysephase hatten die Mitglieder des Lenkungskreises im Strategieprozess am 31. März 2023 Bischof Heinrich Timmerevers als Entscheidungsgrundlage eine Übersicht wichtiger Handlungsempfehlungen überreicht.

Handlungsfähigkeit erhalten

Bischof Timmerevers sagt: „Dass die Ergebnisse monatelanger Beratungen in diesem Gremium schließlich einstimmig getroffen wurden, signalisiert mir, dass es eine breite Zustimmung dazu gab und gibt. Ich habe die Zeit über Ostern intensiv genutzt, um die Unterlagen zu prüfen. Allen vorgeschlagenen Schritten stimme ich zu. Die Maßnahmen werden in Kürze beginnen und dann in den nächsten Jahren vollständig in Kraft gesetzt.“ Bischof Timmerevers betont, dabei auch mit geringeren Mitteln eine handlungsfähige Kirche bleiben zu wollen. „Wir werden weiterhin das Evangelium verkünden und den Menschen nahe bleiben. Jesus nennt das im Evangelium in einem Bild ‚Salz der Erde sein‘. Es genügt wenig, um große Wirkung zu entfalten. Es mag sein, dass wir als Institution kleiner werden, aber vielleicht liegt gerade darin ja der Keim des Neuen.“

Regina Klaus, die sowohl Mitglied des Lenkungskreises war als auch viele Jahre im Diözesanvermögensverwaltungsrat des Bistums mitwirkte, sagt: „Am Ende eines zweijährigen Prozesses konnten wir Handlungsempfehlungen vorlegen, die aus meiner Sicht eine gute Entscheidungsgrundlage für den Bischof bilden, um das Bistum auf einen soliden Kurs Richtung Zukunft zu führen. Damit wird zugleich die Vorgabe umgesetzt, die der Diözesanvermögensverwaltungsrat den Verantwortlichen zur festen Aufgabe gemacht hatte. Ich wünsche uns, den Christinnen und Christen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Bistums und allen Betroffenen von Angeboten, dass wir gemeinsam an der Umsetzung der Handlungsempfehlungen arbeiten und Probleme und Nöte miteinander tragen und erfolgreich Wege in neue Strukturen finden.“

Mit geringeren Mitteln haushalten

Im Jahr 2026 möchte das Bistum nach allen Mittelzuweisungen Dritter mit einer Summe von rund 31,5 Millionen Euro auskommen. Diözesanökonom Jan Martin: „Klar ist, dass alle Bereiche unseres Bistums mit geringeren Beträgen haushalten müssen. Wir haben nun allerdings die Möglichkeit, rechtzeitig und koordiniert auf erschwerte äußere Rahmenbedingungen zu reagieren.“

Generalvikar Andreas Kutschke weist darauf hin, dass es dabei noch große Unterschiede in der Konkretion gibt. „In manchen Bereichen standen Entscheidungen an, so dass bereits vorgearbeitet werden musste. In anderen Bereichen kann erst anhand der Budgetentscheidung die inhaltliche Konkretisierung erfolgen.“ Der Kern der Umsetzungsphase soll nun unmittelbar beginnen und bis 2026 reichen – in Einzelfällen bis 2030.

Mit Blick auf Personalveränderungen erläutert der Generalvikar: „Natürlich geht eine solche Verringerung des Budgets nicht ohne Reduzierung von Personal. Wir setzen dabei vor allem auf altersbedingte Veränderungen – also Eintritt in den Ruhestand –, normale Fluktuation und Maßnahmen wie Altersteilzeit, aber auch Aufhebungsverträge.“ Jede frei werdende Stelle werde vor einer Nachbesetzung kritisch auf Notwendigkeit überprüft. Mitunter könne sich auch die konkrete Tätigkeit oder der Arbeitsort ändern. Generalvikar Kutschke: „Uns ist grundsätzlich an einvernehmlichen und an sozialverträglichen Maßnahmen gelegen.“

Externe Untersuchung der Verwaltung auf Effizienz

Die Herausforderungen sind groß. So werden die bischöfliche Verwaltung und der Bereich der Bistumsleitung im zweiten Quartal dieses Jahres durch eine externe Prüfung auf Effizienz geprüft. Bereits ein Jahr später sollen Ergebnisse umgesetzt werden. Schon für den Haushalt 2023 hatten Bistumsverwaltung und -leitung trotz hoher Inflation mit verringerten Sachkosten geplant.

Bis 2026 werden die Budgets für Domkapitel, Liturgiefonds, die Zuweisungen für Pastoralprojekte und an die Schulstiftung – insgesamt 725.000 Euro – komplett wegfallen. Bei Abschreibungen auf Gebäude soll bis 2026 überprüft werden, ob durch geänderte Rechtsstrukturen die Haushaltsbelastung reduziert werden kann.

Innerhalb der einzelnen Wirkungsfelder des Bistums nimmt der Bereich „Pastoral“ mit über 19 Millionen Euro naturgemäß den größten Anteil ein. Hauptabteilungsleiterin Silke Meemken sagt: „Fast zwei Drittel der 2026 zur Verfügung stehenden Mittel werden weiterhin in die Pastoral fließen. Davon stehen 4,5 Millionen Euro für die Hauptabteilung Pastoral und Verkündigung zur Verfügung, also zum Beispiel für die Katechese, Gremienarbeit, Kinder-, Familien- und Jugendpastoral, Seelsorge in Kliniken und Gefängnissen, Kirchenmusik, Ehrenamtsqualifizierungen, Bildungsarbeit oder auch Kirchenentwicklung.“

Von Anfang an stand fest, dass dabei nicht überall gleichmäßig gekürzt werden könne. Hauptabteilungsleiterin Silke Meemken: „Unsere Sparmaßnahmen sollen sich an pastoralen Zielen orientieren, damit unser Sendungsauftrag als Kirche nicht aus dem Blick gerät. Wir haben deshalb fünf Kriterien erarbeitet, die die pastorale Ausrichtung des Bistums kurz und knapp auf den Punkt bringen.“ Dazu zählen die Förderung geistlichen Lebens, eine ausgeprägte diakonische Ausrichtung, ein Schwerpunkt auf der Vernetzung der Getauften, die Förderung der Ehrenamtlichen sowie das Zeugnis in der Gesellschaft. Für diese wichtigen Pastoralen Bereiche soll bis Ende 2025 eine Neukonzeption umgesetzt werden. Erste Pläne existieren bereits, über die die Hauptabteilungsleitung mit den Mitarbeitenden in den kommenden Wochen sprechen und dann mit der Umsetzung beginnen wird. Silke Meemken: „Wir wissen nicht, wie Kirche in zehn Jahren aussieht. Die Chance unseres Prozesses besteht darin, dass wir die Strukturen verschlanken. So bleiben langfristig Freiräume, Spielräume und Entwicklungsräume offen, um auf die Herausforderungen einer schnelllebigen Gesellschaft reagieren zu können.  Pastoral mit weniger Mitteln ist möglich, sie wird aber anders werden.“

Seelsorge in Pfarreien von Kürzungen weitgehend verschont

Etwa drei Viertel der 19 Millionen Euro aus dem pastoralen Wirkungsfeld werden in der Fläche des Bistums eingesetzt. „Diese Mittel sollen dort auch weiterhin zugutekommen“, erläutert der Generalvikar und benennt dabei exemplarisch die Schlüsselzuweisungen an die Pfarreien, die Kosten für das pastorale Personal oder auch die Verwaltungsleiter.

Auch die Priester des Bistums leisten einen Beitrag im Rahmen des Strategieprozesses: Durch die Absenkung der Pensionen auf 71,75 Prozent der ruhegehaltsfähigen Bezüge wird die jährliche Zuführung zum Pensionsfonds deutlich reduziert und so der Haushalt entlastet. Der Priesterrat wurde zu dieser Maßnahme bereits angehört, so dass sie umgehend umgesetzt werden kann.

Schulen und Kapellknabeninstitut in Trägerschaft des Bistums gesichert

Das Bistum Dresden-Meißen wird alle sechs Bischöflichen Schulen an den Standorten Bautzen, Dresden, Leipzig und Zwickau erhalten. „Wir räumen der Erziehung und Bildung junger Menschen eine sehr hohe Priorität ein. Damit wird das Bistum auch in Zukunft verlässlicher Partner sowohl für Freistaat und Gesellschaft als auch für die Familien dieser Regionen bleiben“, erläutert Generalvikar Kutschke. Ermöglicht hat diese Entscheidung ein komplexes Maßnahmenpaket, das nun sogar Investitionen in Erweiterungsbauprojekte an den Standorten Leipzig und Bautzen sowie in Personalmaßnahmen enthält. Dafür sollen Fördermaßnahmen weiterhin konsequent genutzt werden. Allerdings werde auch eine Schulgelderhöhung nötig sein, bei der allerdings auf Staffelungen und soziale Komponenten geachtet werde.

Auch der Weiterbestand der Dresdner Kapellknaben und des Kapellknabeninstituts ist gesichert. Allerdings werden hier künftig ebenfalls weniger Mittel zur Verfügung stehen, so dass mittelfristig unter anderem eine Konzentration auf den Tagesinternatsbetrieb angestrebt wird.

Caritas prüft auf Verbands- und Ortscaritas-Ebene Veränderungspotentiale

Die sozialen Angebote der Caritas des Bistums stellen einen wesentlichen Dienst der Kirche dar. Einschnitte in diesem Bereich sind in der Regel mit besonderen Belastungen verbunden. Diözesan-Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich war daher seit Beginn des Strategieprozesses als Mitglied im Lenkungskreis vertreten. Seit Monaten ist er auf Verbandsebene und mit den Ortscaritasverbänden im Gespräch, wie die Arbeit der Caritas und besonders auch die Sorge für die Schwächsten der Gesellschaft weiterhin möglichst gut refinanziert und ausgestaltet werden kann; auch hier ist jedoch mit Einschränkungen in einzelnen Bereichen zu rechnen.

Bildungshäuser und -arbeit des Bistums erhalten Sparvorgaben

Erklärtes Ziel des Bistums bleibt es, das Bildungsgut Schmochtitz St. Benno, das Winfriedhaus Schmiedeberg, die Katholische Akademie, die Katholische Erwachsenenbildung und auch die Zuschüsse zu weiteren kirchlichen Bildungshäusern wie Wechselburg oder HohenEichen zu erhalten. Dazu wird – auch mithilfe externer Fachleute – geprüft, ob dies mit veränderten Konzepten und anderen Rechtsträgerschaften gelingen kann. Generalvikar Kutschke erläutert das ambitionierte Vorhaben: „Der Bereich muss perspektivisch mit einem Bistumszuschuss von 1 Million Euro auskommen, in der Prognose für 2026 war er mit 2,5 Millionen Euro jährlich geplant. Für die nötigen Veränderungen ist ein Zeitraum bis 2028 vorgesehen.“ Jedoch werde bereits 2025 die Wirkung ergriffener Maßnahmen geprüft. Ansonsten müsse „nachgesteuert werden“, was auch den Abschied von einzelnen Institutionen bedeuten könne.

Planungen für EFL-Beratung und Kirchenmusik

Für die Stellen der Ehe-, Familien und Lebensberatung (EFLB) des Bistums sollen in Zukunft verstärkt Synergieeffekte genutzt und Dienste gebündelt werden. So wird die EFLB längerfristig unter dem Dach des Caritasverbands fortgeführt werden.

Für die Kirchenmusik gilt: Auf Dauer werden durch die Bistumsebene nur noch Stellen finanziert, die auf der Bistums- oder Regionalebene angesiedelt sind. Hauptaufgabe wird es sein, ehrenamtliche Kirchenmusiker auszubilden.

„Wir werden kleiner“

Martina Breyer, selbst Lenkungskreismitglied und als Vorsitzende des Katholikenrats Vertreterin des höchsten Laiengremiums im Bistum, erklärt: „Der Lenkungskreis hat seinen Auftrag in großer Ernsthaftigkeit wahrgenommen, intensiv gearbeitet und – auch nicht immer konfliktfrei – um Lösungen gerungen. Gut und wichtig ist, dass im Strategieprozess durch die Lenkungskreismitglieder die Breite des Bistums beteiligt wurde. Die Zusammenarbeit hat auch gezeigt, dass eine stärkere synodale Beteiligung - wie sie der Synodale Weg auch beschrieben hat - durchaus realisierbar ist und Früchte trägt. Der Katholikenrat wird die Umsetzung der Handlungsempfehlungen konstruktiv-kritisch begleiten. Die eingeleiteten Maßnahmen und weitere Einflüsse werden unser Bistum verändern. Die Ehrenamtlichen haben hier eine wichtige Verantwortung: nicht als Lückenfüller, sondern um auf ihre Weise und nach ihren Talenten lebendig Kirche vor Ort zu sein. Mit geistlicher Begleitung und dem Schaffen von Entfaltungsräumen kann und wird hier Neues entstehen.“

Generalvikar Andreas Kutschke: „Grundsätzlich werden die kommenden Jahre für die Ortskirche von Dresden-Meißen keinesfalls einfach. Es wird für alle Mitarbeitenden und Leitungskräfte, Laien und Kleriker – aber auch die Gläubigen und die Menschen, die unsere Angebote nutzen – Veränderungen geben. Wir werden kleiner werden. Manches wird in der gewohnten Weise nicht mehr möglich sein. Aber es geht um eine zukunftsfähige und verlässliche Ortskirche – und das schließt finanzielle Stabilität ein. Und deshalb reagieren wir rechtzeitig auf die erkennbar veränderte Ausgangslage. So bieten wir einerseits Verlässlichkeit nach innen. Andererseits sichern wir so die Erfüllung unseres Grundauftrags ab: Das Evangelium zu verkünden und für die Menschen da zu sein. Ich bin dankbar für alle, die diese Herausforderung angenommen haben und sich darum bemühen.“

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