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Bistum Dresden Meissen
Martin Petzold am 25. Juni 2022 bei der Aufführung des „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy in der Kathedrale Dresden. © Elblandphilharmonie
25. April 2023

Sänger mit weitem ökumenischem Herzen

Leipziger Propsteimusik trauert um Kammersänger Martin Petzold

Leipzig. Am 19. April erreichte uns die traurige Nachricht: Kammersänger Martin Petzold ist von uns gegangen. Viel zu früh hat ihn eine heimtückische Krankheit aus dem Leben gerissen.

Martin Petzold war der Propsteimusik auf vielfältige Weise verbunden. Schon als junger Thomaner war er, wie er sich gerne erinnerte, beim damals alljährlich aufgeführten Mozart-Requiem von Propsteichor und -orchester als Unterstützung im Chor dabei. Später sang er regelmäßig unter den Propsteikantoren Kurt Grahl und Stephan Rommelspacher als Tenor-Solist im Mozart-Requiem, aber auch in zahlreichen Orchestermessen im Rahmen von Gottesdiensten der Propsteigemeinde. Martin Petzold hatte ein weites ökumenisches Herz: die Mitwirkung in der katholischen Liturgie war ihm, dem praktizierenden Lutheraner, eine große Freude. Sein Solistenhonorar hat er grundsätzlich der Propsteimusik gespendet.

Darüber hinaus gab es manch weitere Verbindungslinie zwischen Martin Petzold und der Propsteimusik. Anfang September 2016 führte eine Chorwanderung nach Gundorf, wo Martin Petzold viele Jahre das Pfarrhaus bewohnte. Um den Wanderern einen unvergesslichen Tag zu bereiten, hatte er alles perfekt arrangiert: von der Kirchenführung über ein kleines Konzert bis hin zum abschließenden zünftigen Abendbrot.

Vielfältig war sein Engagement rund um das 125-jährige Jubiläum des Propsteichors im September 2019. Schon im Vorfeld hatte er bereitwillig seine Mitwirkung bei der Entstehung des neuen Imagefilms über den Propsteichor zugesagt, in dem er über seine besondere Beziehung zum Chor und zu den Propsteikantoren berichtete. Beim Festkonzert sang er den Tenorpart in Haydn’s Nelsonmesse, auch beim Festgottesdienst mit Bischof Heinrich Timmerevers wirkte er in Dvoráks D-Dur-Messe als Solist mit. Die im Nachgang erstellte Jubiläumsbroschüre „Singt!“ bereicherte er durch einen typischen Petzold- Cartoon, ein originelles „Suchbild“, in dem die verschiedensten Facetten des Musiklebens in der Propstei zu entdecken sind.

Der heutige Propsteikantor und Autor dieser Zeilen erinnert sich gerne an ein Überraschungsständchen, das Martin Petzold ihm zur Feier seines 60. Geburtstags gebracht hat. Den Mitgliedern des Propsteichors ist schließlich Martin Petzolds Mitwirkung in den beiden Aufführungen des „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy in bleibender Erinnerung, die in Zusammenarbeit mit dem Kathedralchor Dresden und der Elblandphilharmonie am 25. Juni 2022 in der Dresdener Hofkirche und am 9. Juli 2022 in der Thomaskirche Leipzig stattgefunden haben. Alle Beteiligten, Mitwirkende wie Zuhörer, waren tief berührt von Martin Petzolds innig-erfüllten Vortrag der berühmten Cavatine:

       Sei getreu bis in den Tod,
       so will ich dir die Krone des Lebens geben.
       Fürchte dich nicht, ich bin bei dir!

Aus heutiger Sicht eröffnen diese Worte, in Verbindung mit Mendelssohns unsterblicher Musik, noch einmal eine ganz andere, tiefere Dimension. Martin Petzold hat sie in einem seiner allerletzten Konzerte auf seine ganz eigene, unnachahmliche Weise gesungen – Schlusspunkt und Vermächtnis eines langen, erfüllten Sängerlebens.

Die Leipziger Propsteimusik trauert um einen echten Freund, einen großartigen Musiker und wunderbaren Menschen. Möge er nun mit den Engeln das himmlische „Gloria in excelsis“ anstimmen...

Stephan Rommelspacher
für die Propsteimusik und den Förderverein „Freunde der Propsteimusik Leipzig e.V.“