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Bistum Dresden Meissen
Bei der Morgenandacht. © Johannes Köst
28. April 2023

Freundschaften über Grenzen hinweg: Deutsch-Litauische Jugendbegegnung

vom 10. bis 15. April zwischen Jugendlichen des Dekanates Jurbarkas und dem Dekanat Chemnitz

Chemnitz. Vom 10. bis 15. April 2023 hat eine Jugendbegegnung zwischen Jugendlichen des Dekanates Jurbarkas in Litauen und Jugendlichen unseres Bistums, überwiegend aus dem Dekanat Chemnitz, stattgefunden. Der Jugendaustausch nach Litauen hat seinen Ursprung in einer spontanen Begegnung Hauptamtlicher der Jugendseelsorgebereiche beider Bistümer kurz nach Wiedervereinigung Deutschlands.

Zurückblickend auf drei „distanzierende Corona-Jahre“ ohne echtes Besuchen und nur digitalen Kontakt via Videochats, Email oder Telefon wurde es nun wieder möglich, sich nahe zu sein und neu(es) kennenzulernen. So begrüßten wir am Ostermontag sieben Mädchen und junge Frauen mit ihren beiden Betreuerinnen in Dresden. Unsererseits waren acht Jugendliche, begleitet durch die Dekanatsjugendreferenten Alexander Stocker und Johannes Köst, am Start. 

Auftakt in Dresden 

Nach den 16 Stunden Anreise nach Deutschland, waren der erste Nachmittag und Abend bis in den zweiten Tag geprägt durch Kennlernrunden, Sprachanimation, Spielen und „Akklimatisation“. Hierbei half vor allem Irma, als Übersetzerin von Litauisch-Deutsch-Litauisch und zunehmend auch unser erlerntes (aber selten angewendetes) Schulenglisch besonders unter den Jugendlichen weiter.

Dresden als Landeshauptstadt und Bistumszentrum bietet besonders im Frühjahr eine traumhafte Kulisse und macht neugierig, zusammen auf Entdeckungen zu gehen. Exkursionen führten uns beispielsweise in die Kathedrale, wo unser Dompfarrer Norbert Büchner pastorales, geschichtliches und künstlerisches Wissen vom Kirchenschiff bis in die Gruft zu einem staunend machendem Seminar zusammenführte. Von der modernen Pieta über den Glasaltar, den Seitenaltar unserer Märtyrer bis zur wahrscheinlich ältesten Kreuzigungsfigur Dresdens ging es hinab in die Räume der Gruft.

An jeder Station wurde die Geschichte der Stadt und Sachsens mit Geschichten aus den Leben verschiedener Persönlichkeiten verbunden und lebendig. Vom Turm der Frauenkirche konnten wir dann bei Fotowetter von oben über die nahen Stadtteile bis weit in die Ferne schauen. Ein Abendspaziergang zeigte uns Dresden in einem „ganz anderem Licht“.

Thema "Jugend und Europa" im Blick

Den Mittwoch charakterisierten wir als Workshop-Tag mit dem Thema „Europa für die Jugend – Jugend für Europa“. Die Jugendlichen tauschten sich über ihre „Erfahrungen mit Europa“ aus, legten ihre Sicht auf den Staatenbund dar und formulierten Wünsche für ein „Europa nach ihrem Geschmack“. Verdichtet aus dutzenden Ideen, Statements und Träumen entstanden letztlich drei Videoclips, die von den Jugendlichen in Englisch eingesprochen, zu den Themenfeldern Rassismus, Frieden und Klima die jugendliche Sicht und Richtungen widerspiegeln.

Nach einem Ausflugstag in die Sächsische Schweiz, der für einige Litauerinnen doch ganz andere Perspektiven auf „Berge“ eröffnete – Litauens höchste Erhebung ist 294 m – und auch körperlich herausfordernd war, ging es dann endlich nach Chemnitz. Hier übernachteten unsere Gäste in Familien der deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer und wurden gleich mit jeweils unterschiedlich deutschem Essen willkommen geheißen.

Chemnitz mit Rathausbesuch und Bergbau-Region

In Chemnitz konnten wir bei einem Besuch im Rathaus den Plenarsaal besuchen und erfuhren hier, wie Politik in Chemnitz „gemacht“ wird. Ein jüngeres Gemälde des Künstlers Neo Rauch mit dem Thema „Die Abwägung“ verdeutlicht, was Politik früher und auch heute bedeutet. Höhepunkt, im wahrsten Sinne des Wortes, war dann der Ausblick vom Rathausturm auf Chemnitz und ins Erzgebirge. Einen kleinen Einblick in die „Unterwelt“ bzw. den ehemaligen Bergbau in der Chemnitzer Region eröffnete sich für uns beim Besuch des Felsendoms in Rabenstein. Unsere Besucherinnen faszinierte natürlich hier besonders die inszenierte Farbenvielfalt unter Tage! 

Farblich und kreativ ging´s bis zur letzten Minute weiter: Eine Kreativeinheit zur freien Gestaltung von Töpferware sicherte uns allen ein wahrhaft buntes Erinnern an die Tage, denn die beschichteten Teller, Schalen und Figuren können erst später nach Litauen kommen. Dem Bemalen muss das Brennen folgen, nur dann werden Farben sicht- und die Gefäße nutzbar.

Brücken schlagen

Der Abschlussabend komplettierte die sinnlichen Wahrnehmungen ums Kulinarische, litauische Rezepte sind auch mit deutschen Zutaten eine durchaus würzige Erfahrung! Trotz dieser möglichen Verbindung kamen die Tränen beim Abschied nicht von Gewürzen, sondern von Herzen! Der Ausblick auf gemeinsames Wiedersehen lies aber auch Lachen und Vorfreude aufkommen, bevor die Woche mit einem Winken aus dem Kleinbus ihren Abschluss fand.

Was bleibt? Die Woche hat allen Teilnehmenden und den begleitenden Organisatoren wieder gezeigt, dass es wichtig ist, grenzüberschreitende Erfahrungen für Jugendliche zu ermöglichen. Die Grenzen dabei zu überwinden liegen oft im Inneren. Das heißt, jede und jeder lernt für sich, eigene Schranken abzubauen und Brücken zu schlagen. Sprache, Kultur, Bildung, Geschichte, Glaube, Kreativität und Musik… vermeintlich alles Trennende vom ersten Tag wird zu Verbindendem am letzten Tag. Neugier überwindet Skepsis. Es braucht nur Zeit, Vertrauen und pädagogische Impulse. Aus Leuten aus anderen Ländern werden spannende Nachbarn und liebgewordene
Freunde, mit denen man unbedingt in Kontakt bleiben will. 

Gegenbesuch im Herbst geplant

Wie geht’s weiter? Die deutschen Jugendlichen und Hauptamtlichen, aber auch unsere litauischen Gäste hoffen, dass noch im laufenden Jahr ein Gegenbesuch in Litauen stattfinden kann. Im Herbst könnte es frisch werden, aber die Ferien beginnen etwas früher als sonst. So könnte die Wärme des Frühlings bis zum Wiedersehen reichen und warme Herzlichkeit in beiden Dekanaten, Bistümern und Ländern erlebbar machen. Und für sehr frühe Kälteeinbrüche haben ja dann alle Teilnehmenden ihre gestalteten Tassen und Schüsseln dabei, aus denen sie sich dann Ingwertee oder Knoblauchsuppe zum Aufwärmen verteilen können!

Ein Beitrag von Johannes Köst und Alexander Stocker
Jugendreferenten der Dekanate Chemnitz und Meißen


Wir danken folgenden Partnern für Beratung, Kooperation und finanzielle Unterstützung
des Projektes:

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… und allen Eltern der deutschen Teilnehmer/-innen für ihre Gastfreundschaft!

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