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Bistum Dresden Meissen
Im Podiumsgespräch mit (v.l.n.r.) Moderatorin Shary Reeves diskutierten Nilsson Samuelsson vom Ausländerrat Dresden, Preisträgerin Susanne Brandes, Stephan Kupka von der Initiative Ostritzer Friedensfest und Preisträger 2021, Staatssekretär Sebastian Vogel und Bürgermeister Jürgen Opitz aus Heidenau. © Michael Baudisch
15. Juni 2023

„Rassismus widerspricht dem Geist Jesu“

Katholischer Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus am 14. Juni in Dresden verliehen

Dresden. Die Deutsche Bischofskonferenz hat am gestrigen 14. Juni zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) den fünften Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Haus der Kathedrale in Dresden verliehen. Die Preisverleihung nahmen der Flüchtlingsbeauftragte und Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Stefan Heße, sowie die Präsidentin des ZdK, Dr. Irme Stetter-Karp, vor. Beide stehen auch der Fachjury vor. Insgesamt drei Preisträger wurden für ihre außerordentlichen, vom christlichen Glauben getragenen Projekte geehrt.

Der mit 5.000 Euro dotierte erste Preis ging an die Katholische Erwachsenenbildung im Land Sachsen-Anhalt (Bistum Magdeburg) für das Projekt „Kirche für Demokratie. Verantwortung übernehmen – Teilhabe stärken“. Der zweite Preis (3.000 Euro) wurde dem Bund der St. Sebastianus Schützenjugend für sein Projekt „Schützen gegen Rechts“ verliehen. Den dritten Preis (2.000 Euro) erhielt das Erzbischöfliche St. Ursula-Gymnasium Lenggries für den Aufbau eines Betreuungsangebots von Schülerinnen des Gymnasiums für Kinder aus migrantischen Familien.

In seiner Begrüßung sagte Bischof Heinrich Timmerevers vom gastgebenden Bistum Dresden-Meißen: "In dieser Stadt und in dieser Region gibt es eine Vielzahl von Menschen, die mit kreativen Ideen ein Zeichen setzen, dass die Ebenbildlichkeit Gottes jedes Menschen nicht mit Füßen getreten werden darf. Wir sind dankbar, dass wir nach der Würdigung des Ostritzer Friedensfestes in Ostsachsen mit dem Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus 2021 nun in diesem Jahr hier in unserem Bistum die Preisverleihung mit ausrichten dürfen." Zugleich nannte er Dresden einen Ort, an dem "viele der Risse unserer Gesellschaft sichtbar werden". Die Preisverleihung sei ein wichtiges Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Zugleich betonte er die christlichen Werte von Freiheit und Verantwortung.

Beispiele vom Einsatz für Freiheit und Gerechtigkeit

Bischof Heinrich Timmerevers: "Unweit von hier, am Dresdner Postplatz, stehen zerbrochene Panzerketten als Mahnmal für den 17. Juni 1953. An unserer Kathedrale erinnert ein Bild an den Oktober 1989, als die Kirchen zum Symbol freien Denkens und Redens wurden. Im Nachbarraum hier im Haus der Kathedrale kommen im 'Treffpunk Hoffnung' der Malteser Menschen zusammen, deren Heimat 800 km von hier, in der Ukraine, ausgebombt ist. Die drei Beispiele erzählen vom aufrechten Gang und den Konsequenzen, wenn sie mit Füßen getreten wird. Aber eben auch von Menschen, die Verantwortung übernehmen, weil sie überzeugt sind, dass damit die Freiheit für den anderen größer, nicht kleiner wird. Nutzen wir die Freiheit, um Verantwortung für ein menschenwürdiges Antlitz unseres Landes zu übernehmen."

Zugleich nähme er im Osten Deutschlands viele Menschen wahr, die durch ihr Engagement Hoffnung schenkten. "Solche Hoffnungsmacher brauchen wir, die alles dafür tun, dass der Riss nicht größer wird, sondern die Liebe zum Anderen gewinnt. Die Mehrheit der Menschen in Mitteldeutschland steht ein für Freiheit und Menschenwürde."

Bei der Verleihung betonte Erzbischof Heße die Notwendigkeit des Preises: „Vor dreißig Jahren erschütterten uns die Bilder von brennenden Asylbewerber-Unterkünften und anderen fremdenfeindlichen Taten in Solingen, Mölln oder Rostock-Lichtenhagen. Das waren nicht die ersten fremdenfeindlichen Taten nach dem Nationalsozialismus, und es waren nicht die letzten. Denken wir nur an Halle und Hanau und die Mordserie des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU). Jede Tat ist eine zu viel und muss uns Mahnung sein, gegen jede Form des Rassismus aufzustehen!“ Er ergänzte: „Rassismus widerspricht dem Geist Jesu, der Botschaft des Evangeliums. Dennoch gibt es auch in unserer Kirche rassistische und fremdenfeindliche Stimmen. Auch denen treten wir mit diesem Preis entgegen.“

Fremdenfeindlichkeit auch in der Kirche entgegentreten

Den Blick in die Gegenwart richtete auch Dr. Irme Stetter-Karp: „Gerade in diesen Wochen merken wir, wie das Asylrecht infrage gestellt wird, wie auch die Rhetorik der AfD immer wieder aufs Neue bei vielen Menschen verfängt, wie wir Wehrhaftigkeit in unserer Demokratie neu lernen und unter Beweis stellen müssen.“ Sie hob hervor: „Die Menschen und Projekte, die wir heute mit dem Katholischen Preis gegen Rassismus ehren, sind Vorreiter einer Gesellschaft, die sich vom Rassismus befreit. Ich hoffe, dass ihre Vision Wirklichkeit wird. Und ich freue mich, dass Laienkatholizismus und Bischofskonferenz dieses herausragende Engagement gemeinsam würdigen.“

Bischof Heinrich Timmerevers, Bistum Dresden-Meißen, sagte: „Die Mehrheit der Menschen in Mitteldeutschland steht ein für Freiheit und Menschenwürde. Das haben die Menschen 1953 bewiesen. Das haben die Menschen 1989 bewiesen. Und das beweisen in unserem Landstrich Tag für Tag so viele Menschen und so viele Initiativen. Dafür bin ich dankbar. Wer die Freiheit liebt, muss die Verantwortung wagen!“

Für die Landesregierung betonte Katja Meier, Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung: „Wir nehmen derzeit ein Spannungsfeld zwischen Wertschätzung und Vertrauen in die Demokratie und großer Besorgnis um deren Werte wahr. Wir müssen uns den Problemen stellen, die für diese Sorge verantwortlich sind: Extremismus, die Eskalation von ‚Hate Speech‘ und menschenverachtender Hetze, und die Ausgrenzung von LSBTIQ* Menschen. Die Menschen, die wir heute mit dem fünften Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ehren, setzen all dem etwas entgegen: Sie schaffen Netzwerke, sie laden ein zum Mitmachen, sie unterstützen Menschen mit Fluchtbiografien, leisten ehrenamtliche Hilfe, schaffen Zugänge zu Bildungs- und Beratungsangeboten und sie erheben ihre Stimme gegen rechte Hetze.“ Die Preisträger ständen für Respekt und Inklusion, und sie praktizierten ihren Glauben im Zeichen von Toleranz und Nächstenliebe.  „Als sächsische Demokratieministerin und im Namen der gesamten sächsischen Staatsregierung danke ich diesen Menschen für ihr Engagement und spreche ihnen meine größte Hochachtung aus“, fügte sie hinzu.

Ausgrenzender Sprache, Hass und Hetze keinen Raum lassen

In einem Podiumsgespräch zum Thema „Engagement für Demokratie und gegen Rassismus“ diskutierten Susanne Brandes, Projektleiterin der ersten Preisträgerinitiative 2023, Staatssekretär Sebastian Vogel (Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt), Nilsson Samuelsson (Vorsitzender des Ausländerrates Dresden), Bürgermeister Jürgen Opitz (Heidenau) und Stephan Kupka von der Initiative Ostritzer Friedensfest (Preisträger 2021). Staatssekretär Vogel erklärte: „Wir alle – aber besonders wir, die wir in Politik, Verwaltung, Kirche und Gemeinwesen Verantwortung tragen – müssen die Gefahr rassistisch motivierter Anschläge und Angriffe sehr ernst nehmen. Arbeit gegen Rassismus beginnt damit, ausgrenzender Sprache, Hass und Hetze keinen Raum zu lassen. Ich wünsche uns allen den Mut, immer dort zu widersprechen, wo menschenverachtende Aussagen fallen. Und ich wünsche uns allen die Courage, in unserem täglichen Tun deutliche Zeichen zu setzen für einen respektvollen gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

Hintergrund

Auf Anregung ihrer Migrationskommission verleiht die Deutsche Bischofskonferenz seit 2015 alle zwei Jahre den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. In diesem Jahr wurde der Preis erstmals gemeinsam mit dem ZdK vergeben. Mit dem Preis werden Personen und Gruppen ausgezeichnet, die sich in Deutschland aus dem katholischen Glauben heraus im Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus bzw. für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft engagieren. Der Preis soll dazu beitragen, das kirchliche Zeugnis gegen jede Form der Menschenverachtung zu stärken. Im Jahr 2023 sind 39 Bewerbungen und Vorschläge bei der Jury eingegangen. 

Über die ausgezeichneten Initiativen informieren:
http://keb-sachsen-anhalt.de/kebprojekte/kirche-fuer-demokratie  
http://bdsj.de/projekte-aktionen/schuetzen-gegen-rechts 
http://sanktursula.net/ausgezeichnete-maedchen-fuer-migranten 


www.dbk.de
                      
www.zdk.de 

 

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