Pressebus zum Papst

Als Journalist beim Papstbesuch

 Medienauflauf im Pressezentrum zum Papstbesuch.


+++ 14.10 Uhr in Berlin. Der Papst ist da. Das bedeutet für Journalisten: Durchhaltevermögen zeigen. Schon über vier Stunden, bevor Benedikt XVI. auf der herthablauen Tartanbahn des Olympiastadions im Papamobil seinen Einzug hält - der in allen offiziellen Unterlagen „Giro“ heißt - sitze ich zwischen Pressefotographen und Reportern in einem Reisebus, auf dessen Frontscheibe ein Plakat mit dem Aufdruck „Gesicherter Pressebus 2“ klebt. Da haben wir schon einen halbstündigen Sicherheitscheck hinter uns, der so manche Flughafenschleuse im direkten Vergleich wie ein sicherheitstechnisches Gartentürchen wirken lässt – Sprengstoffschnelltest inklusive. Für den Heiligen Vater herrscht die gleiche Sicherheitsstufe wie für den amerikanischen Präsidenten. Die Hauptstadtkollegen lassen es routiniert über sich ergehen. Nun gut. Der 84-jährige Heilige Vater erduldet sein vollgepacktes Programm schließlich auch ohne Murren. +++


+++ 14.48 Uhr. Ein Streifenwagen rollt mit eingeschaltetem Blaulicht vorbei. Dann ein Bus. Dann wieder Polizei. Neben mir hämmert eine rothaarige Pressekollegin in ihr iPhone. Eingepfercht zum Warten verdonnert – das zehrt an Journalistennerven. +++


+++ 14.57 Uhr. Der Busfahrer wirft den Motor an. Pressemenschen werfen Zigaretten zu Boden, hechten in den Bus. Aus einem Lautsprecher knarrzt ein „gut, ich folge dir dann unauffällig“. Die  Rothaarige neben mir tastet über ihr Handy, aus ihrem Rucksack ragen die BILD und die FAZ. +++


+++ 15.02 Uhr. Es geht los. Eine Durchsage kündigt eine 55-minütige Busfahrt zum Stadion an. Der Bus rollt am Bundespresseamt ab, in dem das Pressezentrum für den Papstbesuch untergebracht ist. Im Konvoi von fünf Bussen und vier Polizeiwagen rollt die Journalistenmenge durch das abgeriegelte Berlin. +++



Im Bundestag spricht an diesem Tag erstmals ein Deutscher Papst.


+++ 15.05 Uhr. Wir rollen am Reichstag vorbei. In einer guten Stunde wird Benedikt hier seine Rede halten. Über die Straße des 17. Juni fahren wir auf die Siegessäule zu. Unser Konvoi ist allein auf der breiten Allee unterwegs, die rechts und links von Absperrgittern begrenzt wird. Davor stehen Uniformierte im 20-Meter-Abstand Spalier. +++


+++ 15.12 Uhr. Auf der Bismarckstraße schaltet vor uns eine Ampel auf rot. Unsere Fahrzeugschlange rollt unbeeindruckt weiter. +++


+++ 15.17 Uhr. Am Straßenrand winken uns eine Frau und drei Kinder zu. Wahrscheinlich denken sie, der Papst sitzt bei uns im Bus. +++

Seit 13 Uhr sind die Tore des Olympiastadions für die Gläubigen geöffnet.


+++ 15.22 Uhr. Auf der Heerstraße – Ecke Preußenallee hat sich unser Bus-Treck trotz Polizeiblaulichtern im Berliner Stadtverkehr festgefahren. Im Radio verliest eine Moderatorin die Staumeldungen des Tages. +++


+++ 15.24 Uhr. Am Straßenrand stehen die Busse aufgereiht, mit denen die Gläubigen in Gruppen zum Olympiastadion anreisen. An deren Scheiben hängen Vatikanfahnen und Bayernwimpel. Auf dem Gehsteig strömen Ordensfrauen, Mädchengruppen, Männer in Anzügen zum Gottesdienst. +++

Auf dem Dach des Olympiastadions wehen die Farben des Vatikans.


+++ 15.30 Uhr. Vor uns taucht das Olympiastadion auf. Auf dem Dach wehen die Farben der Kirche. Vor dem Zugang recken einzelne Demonstranten Plakate in die Luft: „Tiere haben eine Seele“. Der Bus hält. Die Türen gehen auf. War doch gar nicht so schwer. Wir stehen vor dem Stadion, in dem in drei Stunden das Oberhaupt der Katholischen Kirche mit 70.000 Katholiken die Heilige Messe feiern wird. +++


Michael Baudisch

 
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