Eine Marienerscheinung der besonderen Art

Madonnen-Ausstellung "Himmlischer Glanz" in Dresden feierlich eröffnet

Bei der Eröffnung der Ausstellung "Himmlischer Glanz" in Dresden.

Bei der Eröffnung der Ausstellung "Himmlischer Glanz" in Dresden.

Dresden, 06.09.11 (KPI): Mit einem Festakt ist gestern Abend in Dresden die Ausstellung „Himmlischer Glanz. Raffael, Dürer und Grünewald malen die Madonna“ der Gemäldegalerie Alte Meister feierlich eröffnet worden. An der Feierstunde im Kleinen Schlosshof des Residenzschlosses nahmen neben zahlreicher politischer und kultureller Prominenz kirchlicherseits unter anderem auch Giovanni Kardinal Lajolo als Gesandter des Vatikans, der Botschafter des Vatikans in Deutschland Nuntius Erzbischof Jean-Claude Périsset, der Dresdner Bischof Joachim Reinelt, Bischof Gebhard Fürst aus Rottenburg-Stuttgart sowie Jesuitenpater Clemens Maaß, der Leiter der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, teil.

 

In seiner Begrüßung nannte Dirk Syndram, Kommissarischer Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Ausstellung eine „Marienerscheinung der besonderen Art“.

 
Madonnen-Gipfel in Dresden.

Madonnen-Gipfel in Dresden.

Ministerpräsident Stanislaw Tillich bezeichnete in seinem Grußwort Raffaels Sixtinische Madonna als „eines der schönsten Glanzlichter“ des an Kunstschätzen und kulturellen Höhepunkten reichen Sachsen. Die Ausstellung sei „ein Höhepunkt für die Stadt Dresden und ihr geistliches Leben“. Der katholische Ministerpräsident erwähnte in seiner Rede, dass er die Sixtinische Madonna zum ersten Mal als Achtjähriger bei einem Besuch in der Gemäldegalerie mit seinen Eltern gesehen habe. Das Bild habe ihn damals „tief beeindruckt“ und tue dies bis heute.

 

Wörtlich sagte Tillich: „Es spricht auch eine stille Autorität aus dem Bild. Wunderbar in Worte gefasst hat das die Dresdner Rockband Electra in ihrem Lied ‚Sixtinische Madonna’ von 1980. Dort heißt es: ‚Ah, herrliche Frau, Himmel und Erde in eins.’ Und eine weitere Liedzeile, die sich mir eingeprägt hat: ‚Furchtsam ihr Schritt und voll Mut.’ Vielleicht ist es diese Ambivalenz von Furcht und Hoffnung, die den Betrachter in ihren Bann zieht.“

 
Kardinal Lajolo

Im päpstlichen Auftrag aus dem Vatikan nach Dresden angereist: Kardinal Lajolo. Die Dresdner Kapellknaben umrahmten unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Matthias Liebich den Abend musikalisch mit einer Auswahl an Marienliedern.

Kardinal Lajolo übermittelte in seiner Ansprache die Grüße des Heiligen Vaters und erwähnte, dass Benedikt XVI. den Wunsch von Ministerpräsident Tillich unterstützte, die Madonna di Foligno neben der Sixtinischen Madonna auszustellen. Laut Lajolo sei die Madonna di Foligno „eines der größten Kunstwerke der vatikanischen Museen“. Die Entscheidung für dessen Ausleihe konnte „nicht leichtfertig getroffen werden“. Seit 500 Jahren sei das Gemälde nie ausgeliehen worden. „Es bedurfte der Entscheidung des Papstes“, so Lajolo, der damit seine Wertschätzung für Dresden habe zum Ausdruck bringen wollen.

 

Dresden sei zwar „als Etappe während seines Deutschlandbesuchs nicht möglich gewesen“. Nun werde der Heilige Vater allerdings „durch die Madonna di Foligno vertreten“. Über die Sixtinische Madonna sagte der Kardinal, Maria präsentiere sich darauf „wie eine Erscheinung“, leicht, hoheitsvoll, erhaben, den Blick auf den Betrachter gerichtet. Die Madonna di Foligno wirke dagegen mehr wie eine „Vision“. Maria stünde hier als Zeichen der Sanftheit und Güte. Zugleich erinnerte der Gesandte des Vatikans daran, dass diese Kunstwerke „aus dem Glauben heraus entstanden sind“.

 
Arnold Nesselrath

Eine Ausstellung, "von der man nicht zu träumen wagt", sagte Arnold Nesselrath.

Arnold Nesselrath, der stellvertretende Direktor des konservatorischen Bereichs der Vatikanischen Museen, bezeichnete das Gefühl über das gelungene Zustandekommen der Ausstellung mit einer „Weltraumlandung auf der Venus“. Wissenschaftler hätten nun erstmals die Möglichkeit, „beide Bilder unmittelbar zu vergleichen“. Es sei eine Ausstellung, „von der man nicht zu träumen wagt“. Und: „Ein Papst war nötig, um es zu ermöglichen.“ Zugleich erinnerte Nesselrath daran, dass das Thema Kultur zunehmend das Pontifikat Benedikts XVI. auszeichne.

 

Mit einem Blick auf die aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart stammende Stuppacher Madonna von Matthias Grünewald sagte Nesselrath, dieses Gemälde sei als einziges Exponat der Ausstellung noch im liturgischen Gebrauch. Zugleich dankte er Bischof Fürst aus Rottenburg-Stuttgart, der den Verleih möglich gemacht hatte. Laut Nesselrath würde die Zeit der Ausleihe in Stuppach genutzt, um während der Abwesenheit des Bildes nun vor Ort optimale Bedingungen für den Erhalt des Gemäldes geschaffen.

 

Zur Ausstellung „Himmlischer Glanz“ sagte Nesselrath, die Schau sei „klein. Ein Antiblockbuster“. Sie biete dafür Gelegenheit zur Kontemplation, zum Eintreten in einen Dialog mit den Gemälden. Als weihnachtliches Motiv sei die Madonna di Foligno, die über Weihnachten in Dresden bleibe, auch eine Weihnachtsbotschaft des Heiligen Vaters an seine deutsche Heimat.

 
Bei der Eröffnungsveranstaltung.

Die Ehrengäste bei der Eröffnungsveranstaltung.

Bernhard Maaz, Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister, nannte die Ausstellung einen „Glücksfall“. Der Ausstellungsraum habe nun „etwas Kapellenhaftes bekommen.“ Die hier versammelten Gemälde seien ein „Goldschmiedewerk der Kunstgeschichte“, die Ausstellung „zum Frommwerden schön“.

 

Die Schau solle zugleich ein Präludium auf das 500-jährige Jubiläum der Sixtinischen Madonna im kommenden Jahr darstellen. Dann sollten Aspekte der Erwerbung, der Wirkung und des Mythos des Gemäldes in den Blickpunkt genommen werden. Auch das Glas, das das Gemälde der Sixtinischen Madonna momentan schützt, werde dann durch noch hochwertigeres ersetzt werden. Der „Grünschleier“, der das Bild noch überlagere, werde dadurch wegfallen.

 Vertreter von Staat, Kirche und Kultur beim Gruppenbild.

Stellten sich zur Eröffnung der Ausstellung zum Gruppenbild (v.l.n.r.): Bischof Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart), Dirk Syndram (Kommissarischer Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen), Arnold Nesselrath (Vatikanische Museen), Walter Jürgen Schmid (Botschafter der BRD beim Heiligen Stuhl), Landtagspräsident Matthias Rößler, Bischof Joachim Reinelt, Ministerpräsident Stanislaw Tillich, Giovanni Kardinal Lajolo (Gesandter des Vatikans), Sachsens Kunstministerin Sabine von Schorlemer, Apostolischer Nuntius Erzbischof Jean-Claude Périsset, Bernhard Maaz (Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister).

Text und Fotos: Michael Baudisch

 

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