Was man als Katholik auf einem Evangelischen Kirchentag zu suchen hat

ein Zwischenruf von Michael Baudisch

Uns verbindet mehr, als uns trennt.

"Da wird auch Dein Herz sein" - zwei Teilnehmer des Eröffnungsgottesdienstes formen mit ihren Händen gemeinsam das Kirchentagslogo.

Dresden, 03.06.2011 (KPI): Ich gebe es zu: Bevor das erste Amen zum 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden gesprochen war, habe ich mich schon manchmal gefragt – was hat man als Katholik auf einem Protestantentreffen eigentlich zu suchen. Nun, an Tag drei, kenne ich die Antwort. Es ist eigentlich fast wie auf einem Katholikentag. Nur manchmal eben anders. Gott und Glaube, aktuelle gesellschaftliche Fragen und Weltpolitik, interreligiöser Dialog, Kultur und Musik, Diskussionen und Gebete: all das steht auch hier im Mittelpunkt. Und es ist zu spüren: es ist mehr, was katholische und evangelische Christen verbindet, als was uns trennt.

 

Auch der katholische Bischof betont den starken ökumenischen Akzent des Protestantentreffens: „Mir kommt es so vor, als sei ich bei den Veranstaltungen stärker engagiert als 1994 beim Katholikentag in Dresden", hatte Joachim Reinelt über seinen Einsatz beim Kirchentag in einem Interview gesagt. Und tatsächlich. Der Bischof ist in der Stadt präsent. Beim evangelischen Gottesdienst im Fußballstadion der Stadt, in dem normalerweise Dynamo Dresden an den Ball tritt, sorgt an Christi Himmelfahrt der katholische Oberhirte in seiner Predigt mit deutlichem Wohlwollen in Sachen Ökumene für kräftigen Zwischenapplaus.

 

Wer selbst kein Ticket für die Veranstaltungen des Kirchentags kaufen möchte, kann die besondere Atmosphäre trotzdem in der Stadt erleben. Die obligatorischen Pfadfinder als gute Geister und Ordnungskräfte sind omnipräsent und lassen die Erinnerungen an letzte Katholikentage wach werden. Wer am Morgen mit dem öffentlichen Nahverkehr auf einem der großen Bahnhöfe einfährt, wird von Posaunenklängen begrüßt. Auf einer großen Bühne am Altmarkt sind Live-Musik, Diskussionen und Aufführungen den ganzen Tag über für jedermann und –frau kostenlos zu erleben. Auf dem Albertplatz, wo normalerweise Passanten über das Pflaster hetzen, steht heute eine echte Kirchenbank. Darauf wird zu Gesprächen über Gott und die Welt eingeladen. Informationsstände drängeln sich auf den Fußwegen, über die man an diesen Tagen mit offenen Augen reichlich Prominenz schlendern sieht. Ob den Bundesverteidigungsminister, der mit Sicherheitspersonal unterwegs ist, bis zur lokalen Entertainergröße Gunter Emmerlich, der sich zum Eröffnungsgottesdienst ganz unprätentiös in den Reihen der Gläubigen auf den Elbwiesen einfindet.

 

Um es kurz zu machen: Nutzen Sie die Chance, und schauen Sie auch einmal vorbei. Noch bis Sonntag haben Sie Zeit dazu, selbst herauszufinden, dass auch Katholiken auf einem Evangelischen Kirchentag etwas zu suchen und zu finden haben.

 

Mehr Informationen: www.kirchentag.de



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