Feierliche Urnenprozession in Dresden

Alojs Andritzki, Aloys Scholze und Bernhard Wensch erhalten Ehrenplatz in der Kathedrale

Alojs Andritzki


Dresden, 01.02.11 (KPI): Die Urnen der drei im KZ Dachau ums Leben gekommenen Priester und NS-Gegner Alojs Andritzki, Aloys Scholze und Bernhard Wensch werden am Sonnabend, 5. Februar, in einer Prozession vom Alten Katholischen Friedhof (Friedrichstraße) in Dresden feierlich in die Kathedrale übertragen. Die Hauptprozession beginnt um 11 Uhr am Polizeipräsidium (Schießgasse) – dem Ort der ersten Inhaftierung Andritzkis. Von hier aus führt der Weg über die Landhausstraße zur Frauenkirche, vor der Landesbischof Jochen Bohl ein Grußwort sprechen wird. Unter dem Geläut der Kathedralglocken wird der Prozessionszug schließlich am Fürstenzug entlang zu einem Wortgottesdienst in die Kathedrale einziehen.

 

Dazu wird mit hunderten Gläubigen aus ganz Sachsen und Ostthüringen gerechnet. Allein dreihundert Beteiligte werden als Ministranten, Priester, Chor oder Musikgruppen an der Prozession teilnehmen. Erwartet werden auch zahlreiche Sorben, darunter viele Druschki in ihren farbenprächtigen Trachten.

 

Alojs Andritzki wird am Pfingstmontag 2011 (13. Juni) in Dresden seliggesprochen. Er kam am 3. Februar 1943 in Dachau ums Leben. Bischof Joachim Reinelt: „Die Seligsprechung Alojs Andritzkis ist ein Geschenk für unsere Ortskirche. Er hat ganz aus der Zusage Gottes und seiner Liebe gelebt. So ist er auch in der Bedrängnis des Konzentrationslagers ein lebensfroher und überzeugender Christ geblieben.“

 

Im April 1943 wurde seine Urne aus Dachau nach Dresden gesandt mit der Auflage, dass die Beisetzung ohne jedes Aufsehen stattzufinden habe. Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen der Seligsprechung kamen bei Nachforschungen in der Priestergruft auf dem Alten Katholischen Friedhof drei Urnen aus Dachau zutage. Neben Andritzki waren an dieser Stelle auch die beiden Urnen der KZ-Opfer Aloys Scholze und Bernhard Wensch beigesetzt worden.

 

Jedes Gefäß enthielt eine vierstellige Nummer. Trotz aufwendiger Recherchen war es allerdings nicht mehr möglich, die Kennzahlen den jeweiligen Priestern zuzuordnen. Im Zuge der Seligsprechung Alojs Andritzkis werden nun alle drei Urnen in die Kathedrale gebracht. Hier sollen sie zunächst in der Bischofsgruft aufbewahrt werden. Mit der Seligsprechung werden die drei Gefäße auf dem Alter des linken Seitenschiffs in einem Schrein ihren endgültigen Platz finden. Bischof Reinelt: „Alle drei Priester traten aus ihrem Glauben heraus dem Unrecht ihrer Zeit entgegen. Für ihr mutiges Engagement mussten sie im KZ Dachau bitter leiden, bezahlten dafür sogar mit ihrem Leben und verdienen unsere besondere Hochachtung.“

 

Insgesamt waren unter der NS-Diktatur während des Zweiten Weltkriegs 34 Priester des Bistums (Dresden-)Meißen für kürzere oder längere Zeit, teilweise mehrfach inhaftiert. Zwölf von ihnen kamen in Konzentrationslager. Drei davon überlebten das nicht: Alojs Andritzki, Aloys Scholze und Dr. Bernhard Wensch.                                                                          MB

 

 

 Alojs Andritzki

Alojs Andritzki

* 2.7.1914 im sorbischen Radibor

+ 3.2.1943 in Dachau

erhielt seine erste und einzige Anstellung als Kaplan an der Hofkirche in Dresden. Er war Präfekt der Dresdner Kapellknaben und Präses der Dresdner Kolpingfamilie. Am 21. Januar 1941 wurde er zum Verhör bei der Gestapo bestellt und unmittelbar im Polizeigefängnis in Haft gehalten. Die Anklageschrift nannte als Grund heimtückische Angriffe auf Staat und Partei. Nach Verbüßung der sechsmonatigen Strafe entlassen, wurde er sofort wieder verhaftet und ins KZ Dachau abtransportiert. Hier erkrankte er schwer an Typhus. Seine genauen Todesumstände sind ungeklärt. Es gibt Hinweise auf eine Ermordung durch eine tödliche Injektion.

 

 

 

 Aloys Scholze

Aloys Scholze                                 

* 4.9.1893 in Dresden
+ 1.9.1942 in Dachau

war seit 1931 Pfarrer in Leutersdorf. 1933 verhalf

er einem von den Nazis Verfolgten zur Flucht über die

nahe Grenze. Er betreute im Ort untergebrachte französische Kriegsgefangene und predigte trotz Verbotes in ihrer Muttersprache.

 

 

 

 Dr. Bernhard Wensch

Dr. Bernhard Wensch

* 7.7.1908 in Berlin

+ 15.8.1942 in Dachau

Wenn die katholische Jugend Sachsens den inneren und äußeren Angriffen des Nationalsozialismus standhielt, dann ist das zumeist sein Werk. Einer der Rundbriefe, in denen die Jugend im Glauben bestärkt wurde, war der Grund für seine Verhaftung im Mai 1941.

 

 

Zum genauen Ablauf der Urnenprozession - hier klicken...

 

Erinnerungen eines Zeitzeugen an Alojs Andritzki - hier klicken...



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