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Bistum Dresden Meissen

Forum Glaubensfragen

Den Glauben auf seine Relevanz für unser Leben befragen

Die Fragen des Menschen sind es, die seine besten Kräfte freisetzen. Fragen verlieren ihre drängende Kraft nicht dadurch, dass sie verdrängt werden. Wesentliches bleibt auf der Strecke, wenn ihnen nicht nachgegangen wird. In diesem Sinn kann der Weg in das Geheimnis Gottes hinein durch Fragen angebahnt werden.

Sie sind eingeladen, sich mit Ihrer Meinung zum aktuellen Thema einzubringen. Ihr Forumsbeitrag wird unterhalb des "Leitartikels" eingefügt. 
Und Sie können Vorschläge für Themen einreichen, die in diesem Forum aufgegriffen werden sollten. Ich bin gespannt und freue mich auf Ihre Beteiligung!
Sie erreichen mich unter der E-Mailadresse norbert.mothes@bddmei.de.

 

Seele

Unsere Seele vermittelt uns den Zugang zu dem unvorstellbar weiten Horizont unseres Lebens. Sie ist sozusagen Fenster und Tür zur Wirklichkeit, die weit umfänglicher ist, als wir mit unseren Sinnen wahrnehmen und mit unserem Verstand durchdringen können. Unsere Seele ist der Platzhalter für das Unverfügbare und Unbedingte.

Allerdings ist so nur die eine Seite der Medaille beschrieben. Denn Gott selbst hat seinerseits einen Stammplatz in unserer Seele. Er selbst ist als tiefster Seelengrund in einem jedem Menschen gegenwärtig. Jeder Mensch hat eine heilige Mitte. Sie macht ihn zum Grenzgänger zwischen der Erde und dem Himmel. Sie ist die Nahtstelle zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Wirklichkeit und sie kann zur gestaltenden Kraft unseres Lebens werden.

Norbert Mothes

gottbezogen

Von keinem Menschen kann man sagen, dass er gottlos sei. Jeder Mensch hat seine Herkunft von Gott her. Und jeder Mensch ist durch seine Seele an die alles umfassende Wirklichkeit angeschlossen, die wir Gott nennen.

Aus christlicher Perspektive findet die Bestimmung von uns Menschen in Jesus Christus ihren treffendsten Ausdruck: In sein Gottesverhältnis einzutreten, ist der Ausgangspunkt christlichen Lebens, christlicher Spiritualität.

Norbert Mothes

Erfahrungen von Gottes Mitsein

 

Erfahrungen von Gottes Mitsein auf unseren Lebensbahnen ereignen sich im inneren Menschen, manche sagen, in unserem Herzen oder auch in unserer Seele. Gotteserfahrungen sind keinesfalls religiös sozialisierten Menschen vorbehalten. Auch nicht religiös sozialisierte Zeitgenossen machen religiöse Erfahrungen:

Jemand wird unvermittelt berührt von etwas, was in sein Leben einbricht

Jemand verspürt in seiner Personmitte eine Lebendigkeit, deren Quellgrund tiefer reicht als Gewohnheit und Pflicht, als das Erleben von Lust und Spaß und das Streben nach Anerkennung und Ansehen

Jemand spürt in seiner Personmitte einen unvertretbaren Anspruch, der nicht allein aus der gegebenen Lebenssituation heraus erklärbar ist

Jemand erkennt in seinem Leben eine Spur, bei der er sich sicher ist, dass er da unbedingt dranbleiben sollte

Jemand fasst Fuß in einer inneren Gewissheit, von der er weiß, dass diese weit mehr ist als das, was er sich selbst zurechtlegen kann oder was andere an ihn herantragen können

Norbert Mothes

Aus dem Glauben heraus leben

Welche Antworten könnten wir geben, wenn wir gefragt werden, was heißt es für dich, aus dem Glauben heraus zu leben?

Da gibt es etwas Lebendiges in mir, das sich mir wenigstens gelegentlich auftut und mir Orientierung und Halt gibt.

Dass das, was ich ahne, dass das, was ich aus dem Glauben heraus für gewiss halte, andere mit mir teilen.

Wenigstens punktuell konnte ich in meinem Leben bisher erfahren, dass ich geführt und bewahrt werde.

Manche der Inhalte des Glaubens haben sich mir tief erschlossen. Ich habe die Hoffnung, dass diese mir weiterhin im Leben und im Sterben Halt geben.

Norbert Mothes

Ostern - den neuen Weg gehen

Nach dem Tod Jesu am Kreuz waren seine Anhänger aus dem Tritt gebracht. Die innere Begegnung mit dem Auferstanden brachte sie neu in Bewegung. Das, was er ihnen nahegebracht hatte, erlangte für sie vertiefte Geltung. Sie nahmen die Spur, die sie durch ihn kennengelernt hatten, von neuem auf. Beim Gehen zeigte sich der Weg und es dauerte nicht lange, bis die ersten Christen Anhänger des neuen Weges genannt wurden. Aus unmittelbarer Erfahrung heraus waren sie unterwegs. Ihre innere Lebendigkeit wurde als so ungewöhnlich erlebt, dass sie ihr Erleben auf das Wirken des guten Geistes Gottes zurückführten. Das, was sie von der Lebenspraxis und der Verkündigung Jesu markant in Erinnerung hatten, wurde für sie lebensbestimmend. Genau hier setzen wir an, wenn wir uns bemühen, auf der Spur Jesu zu gehen.

Norbert Mothes

 

 

 

Der Punkt des Lebens im Schnittpunkt des Kreuzes

Leben auf den Punkt zu bringen, ist gar nicht so einfach. Lassen sich unsere Erfahrungen mit dem Leben überhaupt auf den Punkt bringen? Mir jedenfalls geht es so, dass ich das Leben hinterfrage. Es stellen sich mehr Fragen als Antworten ein. Ein Punkt am Satzende einer Antwort befriedigt mich nicht. Für angemessen halte ich drei Punkte. So wird eine Offenheit für weitere Antworten angezeigt.

Um den Punkt am Satzende geht es aber in diesem Zusammenhang nicht. Ich denke an den Schnittpunkt eines Kreuzes. Mit der horizontalen Linie des Kreuzes können unsere Erfahrungen verbunden werden, die für uns stimmig sind. Also jene Erfahrungen, denen wir zustimmen können, Erfahrungen, die nach unserem Ermessen mit gelingendem Leben verbunden sind. Jene Erfahrungen, die uns verstummen lassen, die unser Herz schwer machen, die uns erschüttern und uns zweifeln lassen, können mit der vertikalen Linie des Kreuzes verbunden werden.

Wenn wir das Leben als Ganzes in den Blick nehmen und auf den Punkt bringen wollen, ist dieser im Schnittpunkt der horizontalen und der vertikalen Linie des Kreuzes zu finden. Manchmal spüren wir den Punkt. Wir sind dann in unserer Mitte und so auch mittendrin im Leben. Gut sind wir dran, wenn wir die Ambivalenz des Lebens aushalten können und aus unserer Mitte heraus gelingendes Leben befördern können.

Christlicher Glaube bezieht seine tragende und gestaltende Kraft aus dem Schnittpunkt der waagerechten und der senkrechten Linie. Die waagerechte Linie steht für das Leben, das Gott uns zugedacht hat. Das durch seine Freiheit begründete Fehlverhalten des Menschen durchkreuzt allzu oft das uns zugedachte Leben. Im Leben, Sterben und der Auferweckung von Jesus Christus wird offenbar, dass Gott den Weg zu gelingendem Leben trotz alldem offenhält. Er lässt sich seine Liebe zu uns Menschen nicht durchkreuzen. Christen glauben daran, dass seine Liebe uns Menschen auch im Schuldigwerden, auf Irrwegen, in Schwachheit, im Leid und auch im Sterben umfängt. Und Christen versuchen, den Punkt ihres Lebens immer wieder im Schnittpunkt des Kreuzes zu orten, um genau dort Halt, Orientierung und den Kraftquell für ein Leben aus dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe zu finden.

Norbert Mothes

Auf der Spur von Jesus Christus gehen

Einen der Kernsätze für das Leben aus dem Glauben finden wir im Römerbrief. Paulus schreibt: Leben wir, dann leben wir für den Herrn, und sterben wir, dann sterben wir für den Herrn. Ganz gleich also, ob wir leben oder sterben: Wir gehören dem Herrn. Als Christen versuchen wir, das Leben und Sterben und die Auferstehung von Jesus Christus für unser eigenes Leben fruchtbar zu machen. Damit stehen wir in der Tradition der ersten Jünger. Sie bekannten: Er ist der Herr! Sie haben begriffen, dass er ganz von Gott her und ganz auf ihn lebte. Später haben sie diese Gottesbezogenheit mit den Worten beschrieben: Er ist Gottes Sohn. Nach wie vor beten seine Jünger mit den Worten, die Jesus Christus sie gelehrt hatte: Vater unser im Himmel… Im wahrsten Sinn des Wortes lassen sich Christen von der Liebesgeschichte Gottes mit uns Menschen begeistern. Dabei knüpfen sie an Glaubenserfahrungen des Volkes Israel an. Damals und heute ist die Liebesgeschichte Gottes mit uns Menschen von Gottes gutem Geist getragen und inspiriert. Jesus Christus hat ganz und gar aus Gottes heiligem Geist heraus gelebt. Auf seiner Spur sind wir auf gutem Weg, wenn wir uns auf die Liebesgeschichte Gottes mit uns einlassen.

Norbert Mothes

Auf die Möglichkeiten Gottes setzen

Der Markenkern der jüdischen und der christlichen Glaubenstradition ist, dass sich der Gott unseres Lebens als Befreier (Retter, Erlöser, Messias, Heiland) erweist. Im Alten Testament wird an manchen Stellen davon gesprochen, dass Gott zu uns Menschen ein Verhältnis hat wie ein Bräutigam zur Braut. An dieser Stelle kann jede und jeder mitreden: Wie beziehungsfähig bin ich? Was investiere ich, um beziehungsfähig zu bleiben, womöglich beziehungsfähiger zu werden? Wie oft sind wir gefangen in den Grenzen der oft allzu kleinen Kreise unserer Vorstellungen. Der Glaube gibt der Wirklichkeit Raum, die über das Menschenmögliche hinausreicht. Die Kurzformel für den Glauben ist nach diesem Verständnis: mit den Möglichkeiten Gottes rechnen oder besser auf die Möglichkeiten Gottes setzen. Dann kann er sich je neu als der Gott unseres Lebens erweisen.

Norbert Mothes

alltagstauglicher Glaube

Es wäre ein Missverständnis, davon auszugehen, dass Alltag und Glaube zwei Welten sind, die nebeneinander existieren. Aber es ist schon so: Es fällt uns in der Regel schwer, die Gegebenheiten unseres Alltags mit unserer Glaubenspraxis in Einklang zu bringen. Gibt es so etwas wie eine Nahtstelle zwischen Alltag und Glaube?

Menschliches Tun und Lassen sollte möglichst weitgehend durch eine innere Haltung bestimmt sein. Ihre Formung erhält die innere Haltung durch das Gewissen. Im Gewissen kommt ein Wissen zur Geltung, das sowohl durch Einsichten des Verstandes als auch durch das Ringen des inneren Menschen entsteht. In den vergangenen Jahren wurde das Wort Seele neu salonfähig. Das, was inhaltlich durch das Wort Seele abgedeckt werden kann, reicht entschieden weiter als das, was der Begriff Gewissen inhaltlich zu beschreiben vermag. Zu fragen wäre also: Was nährt meine Seele? Wie steht es um das Fundament meines Lebens? Was ist der Quellgrund für mein Tun und Lassen.

Norbert Mothes

Weltbild

Seit jeher versuchen Menschen, ihre Lebenswirklichkeit in einem Weltbild abzubilden. Mir gefallen differenzierte Bilder von der Welt besser als weniger differenzierte. Ich mag es auch lieber, wenn mal eine Stelle frei bleibt in einem Bild von der Welt, als dass da etwas eingefügt wird, was eher verdeckt als erhellt. Die Welt als Ganze ist nun mal umfänglicher, als sie in den Blick genommen werden kann. Die leeren Stellen in einem Weltbild können auf jene Wirklichkeit verweisen, die ein allein auf dem Verstand basierendes Koordinatensystem nicht abbilden kann. Religiöse, spirituelle Menschen gehen mit innerer Gewissheit davon aus, dass sich die Wirklichkeit als Ganze nicht aufteilen lässt in ein Diesseits und ein Jenseits.

Der christliche Glaube fußt auf der Gotteserfahrung von Jesus Christus. Seinerzeit fanden und durch die Zeiten hindurch finden Menschen zu einem Verständnis der Wirklichkeit, welches unfassbar über das Menschendenkbare hinausreicht. Wie auch in anderen Religionen fanden und finden Menschen zu der Erfahrung, dass die Grenzen zwischen dem Offensichtlichen und einer zumeist nicht auf den ersten Blick wahrnehmbaren Wirklichkeit fließend sind.

Norbert Mothes

 

 

Ich bin für Sie da

Norbert Mothes
Pfarrer i.R.
+49 (0)351 4260755
norbert.mothes@bddmei.de