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Bistum Dresden Meissen
Langjähriger Garant für erfolgreiches Wirken des IBZ St. Marienthal: Dr. Michael Schlitt. © Michael Baudisch
11. März 2024

Dr. Michael Schlitt nach 28 Jahren Tätigkeit für St. Marienthal verabschiedet

am 11. März in Ostritz mit rund 130 Gästen

Ostritz. Heute, am 11. März 2024, wurde der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal (IBZ), Dr. Michael Schlitt, im Rahmen eines Festaktes mit 130 Gästen verabschiedet. Schlitt war seit 1996 Vorstand der Stiftung IBZ, seit 1998 Geschäftsführer der IBZ St. Marienthal Betriebs-GmbH und seit 2010 Geschäftsführer der IBZ St. Marienthal Projekt-GmbH sowie seit 2007 Vorstandsvorsitzender der Stiftung IBZ. Die Stiftung IBZ wurde 1992 von der Zisterzienserinnenabtei Klosterstift St. Marienthal errichtet.

Prof. Dr. Georg Milbradt (Sächsischer Ministerpräsident a. D.), Dr. E.h. Fritz Brickwedde (Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes deutscher Stiftungen a. D.), Pater Bruno Robeck OCist (stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Ordensobernkonferenz) und Gunter Geiger (Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke) würdigten im Festakt in ihren Ansprachen die umfangreiche Arbeit von Schlitt in den vergangenen Jahren. Fritz Brickwedde hob neben dem "Ideenreichtum" Schlitts das große Engagement des scheidenden IBZ-Leiters gegen den Rechtsextremismus hervor, der sich etwa in der Etablierung des Ostritzer Friedensfestes gezeigt hatte. Sachsens früherer Ministerpräsident Georg Milbradt erinnerte an die Herausforderungen etwa der beiden Neiße-Hochwasser oder der Corona-Pandemie, die auch durch das Geschick Schlitts erfolgreich gemeister worden seien. Mit Blick auf die mithilfe des IBZ sanierten Gebäude auf dem Klosterareal sagte Milbradt: "Die Äbtissin und Dr. Schlitt können stolz auf das sein, was sie gemeinsam auf dem Klostergelände geschaffen haben." Schlitt habe sich bleibende Verdienste um die Oberlausitz erworben.

In einer Videobotschaft betonte der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer, Dr. Schlitt habe "mit seiner kommunikativen Art" immer wieder Menschen aufgeschlossen und zur Beteiligung motiviert. Wörtlich bezeichnete Kretschmer den scheidenden IBZ-Vorstandsvorsitzenden einen "großen Glücksfall für die Oberlausitz". Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich übermittelt die Grüße des Bischofs und des Bistums und hob das Wirken Dr. Michael Schlitts besonders in den Bereichen Umwelt, Frieden und in der Sorge um Menschen mit Handicaps hervor und verlieh ihm dafür die Ehrennadel der Caritas in Gold.

16 denkmalgeschützte Gebäude saniert

Während seiner Amtszeit wurden alle 16 denkmalgeschützten Gebäude, die das IBZ vom Klosterstift St. Marienthal gepachtet hat, grundlegend saniert. Entstanden ist ein modernes Tagungszentrum mit ca. 150 Übernachtungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Standards und zahlreichen Veranstaltungsräumen. Jedes Jahr finden hier ca. 200 Veranstaltungen statt.

Die Sanierung der Gebäude kostete fast 17 Mio. Euro. Für das Klosterstift St. Marienthal ergab sich daraus der große Vorteil, dass die Gebäude saniert wurden, ohne dass das Klosterstift etwas dafür bezahlen musste. Schlitt gelang es zusammen mit den Mitgliedern des Stiftungsrates und des Kuratoriums, eine Vielzahl anderer Stiftungen dafür zu gewinnen, zusammen mit der öffentlichen Hand die Sanierung der Gebäude zu finanzieren. Hier ist vor allem die Deutsche Bundesstiftung Umwelt zu nennen.

Dort, wo zu DDR-Zeiten ein landwirtschaftlicher Betrieb war, sind es nun viele Tausende von Menschen, die jedes Jahr die Klosteranlage besuchen, sei es als Teilnehmer der Veranstaltungen des IBZ, sei es als Touristen.

Bildungseinrichtung mit hohem Ansehen aufgebaut

1996 waren es gerade einmal vier Mitarbeiter, die für die Stiftung arbeiteten, neben Schlitt waren dies eine Sekretärin, eine Buchhalterin und ein Hausmeister. Heute arbeiten ca. 60 Mitarbeiter im IBZ, die meisten davon im Bildungsbereich - und zwar in Bereichen, die von besonderer gesellschaftlicher Bedeutung sind, wie z. B. Politische Bildung, Umweltbildung, Familienbildung und interkulturelle Bildung.

Das IBZ war Veranstalter der auch europaweit beachteten „Ostritzer Friedensfeste“ mit tausenden von Besuchern. Dazu gehörten auch ungewöhnliche Aktionen wie eine von Schlitt mit anderen IBZ-Mitarbeitern und Akteuren initiierte Aktion. Dabei wurde den Neonazis und Rechtsextremisten in einem Ostritzer Supermarkt das Bier weggekauft. Für seinen Einsatz für unsere Demokratie wurde das IBZ u. a. mit dem Deutschen Engagementpreis sowie mit dem Demokratiepreis Sachsen ausgezeichnet.

Dieser Einsatz für unsere Demokratie gehört sozusagen zur DNA des IBZ. So wurde z. B. erst im Januar 2024 das „Dialogforum Demokratie“ des IBZ zusammen mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung gegründet.

Umweltschutz: Vom Reden zum Tun

Das IBZ zeichnet aus, dass es Themen des Umwelt-, Natur- und Klimaschutzes nicht nur in der Theorie behandelt in den jährlich ca. 40 Umweltbildungsveranstaltungen. Sondern im IBZ kommt es vom Reden zum Tun. So war das IBZ ein zentraler Akteur bei der Initiative zur „Energie-ökologischen Modellstadt Ostritz-St. Marienthal“. Ostritz war im Jahr 2000 die erste Stadt in Deutschland, die sich vollständig mit einem Mix aus erneuerbaren Energieträgern versorgen kann. So bezieht das IBZ auch heute noch zu 100% Strom und Wärme aus erneuerbaren Energieträgern.

Das IBZ war die erste Bildungseinrichtung im Osten Deutschlands, die ein Umweltmanagementsystem eingeführt hat. Das IBZ hat eine eigene Naturschutzstation mit großer Streuobstwiese, einen Walderlebnispfad, einen Garten der Bibelpflanzen und vieles mehr.

Zahlreiche preisgekrönte IBZ-Projekte

In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche innovative Bildungsprojekte, mit denen das IBZ mehrfach mit dem Sächsischen Umweltpreis sowie mehrfach mit dem Sächsischen Innovationspreis Weiterbildung ausgezeichnet wurde. Keine Einrichtung in Sachsen hat diese Preise so häufig gewonnen wie das IBZ. Und einige dieser Projekte sind nach wie vor höchst aktuell wie z. B. das Projekt „Prima Klima. Junge Menschen pflanzen junge Wälder.“

Garant für stabile Finanzen

Die Stiftung IBZ wurde bei ihrer Gründung mit einem Grundstockvermögen von gerade einmal 100.000 DM, also ca. 50.000 € ausgestattet. In der letzten Stiftungsratsitzung im Dezember 2023 konnte aufgrund der erfolgreichen Wirtschaftsführung das Grundstockvermögen des IBZ auf 550.000 € mehr als verzehnfacht werden. In den vergangenen Jahren hat das IBZ jeweils Überschüsse von mehr als 100.000 € erwirtschaftet. Damit kann z. B. der Unterhalt der 16 denkmalgeschützten Gebäude mitfinanziert werden.

Das Bemerkenswerte ist dabei, dass das IBZ im Gegensatz zu den Universitäten, den Hochschulen, den Fachhochschulen, den Gymnasien und den anderen Schulen keine institutionelle Förderung der öffentlichen Hand erhält. Das IBZ finanziert sich – sieht man von der dauerhaften Förderung durch das Bistum Dresden-Meißen in Höhe von 46.000 € ab – vor allem durch Projekte.

Diese von Schlitt entwickelte Art der Finanzierung einer Bildungseinrichtung durch eine Vielzahl innovativer Projekte dürfte vermutlich einmalig sein in Deutschland.

Schaffung kreativer Milieus und Aufbau von Akteursnetzwerken

Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor für den erfolgreichen Aufbau des IBZ war, dass es Schlitt gelungen ist, im IBZ ein kreatives Milieu zu schaffen und Akteursnetzwerke aufzubauen. Dabei war zum einen wichtig, dass seit Errichtung der Stiftung IBZ sowohl aus dem Osten als auch aus dem Westen Deutschlands Männer und Frauen ehren- und hauptamtlich für das IBZ gearbeitet haben. Dadurch konnten unterschiedliche Erfahrungshorizonte und Netzwerke für das IBZ genutzt werden. Daneben war von entscheidender Bedeutung, dass von Anfang an innovationsfähige kreative Akteure aus unterschiedlichen Bereichen in die Netzwerkarbeit des IBZ eingebunden wurden, aus Wissenschaft, Religion, Verwaltung, Kultur, Wirtschaft und Politik. Dadurch wurde und wird im IBZ interdisziplinäres Arbeiten auf hohem Niveau gewährleistet.

Vielfältiges ehrenamtliches Engagement

Schlitt zeichnet sich zudem durch ein vielfältiges ehrenamtliches Engagement aus. So errichtete er z. B. zusammen mit seiner Frau Bettina Schlitt im Jahr 2006 die Oberlausitz-Stiftung, die sich u.a. für den Erhalt von alten Obstsorten und Streuobstwiesen, die Aufforstung von Wald und den Schutz von Insekten einsetzt.

Für sein ehrenamtliches Engagement wurde Schlitt im Jahr 2023 von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Nach 28 Jahren Tätigkeit für das IBZ verlässt Schlitt nun altersbedingt das IBZ und wird sich künftig um den weiteren Aufbau der Oberlausitz-Stiftung kümmern.

Nachfolger

Nachfolger von Schlitt wird Gregor Schaaf-Schuchardt, der bereits seit Februar 2023 als Vorstand der Stiftung IBZ St. Marienthal arbeitet. Schaaf-Schuchardt ist verheiratet und hat zwei Kinder. Zusammen mit seiner Frau und den Kindern lebt er in Görlitz.

In seinen Dankworten rief Dr. Michael Schlitt alle Gäste dazu: "Bleiben Sie dem IBZ weiter gewogen". Im Ruhestand will sich Schlitt in Zukunft besonders der Förderung der Biodiversität in der Oberlausitz widmen.


www.ibz-marienthal.de

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