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Bistum Dresden Meissen
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. © ELKB/Rost
29. Mai 2020

Bedford-Strohm: „Diese Corona-Krise ist genau der Ort, wo wir als Kirchen etwas ganz Starkes zu sagen haben.“

EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm und ZdK-Präsident Sternberg diskutieren im Podcast der Katholischen Akademie über Corona, die Aufgaben der Kirche und die Ökumene

Dresden. In der aktuellen Folge des Podcasts „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen sind der bayrische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sowie der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) Thomas Sternberg miteinander im Gespräch zum Thema „Kirchen und Corona: Selbstsuche statt Hoffnungsanker?“.

Mit Blick auf die Corona-Pandemie wagt der EKD-Ratsvorsitzende dabei einen Vergleich des biblisch-liturgischen Geschehens mit dem virusbedingten Leid vieler Menschen: „In der Karwoche, wo wir daran gedacht haben, dass Jesus am Kreuz gestorben ist mit einem Schrei der Gottverlassenheit und der Verzweiflung ,Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‘, das ist ja nun wirklich genau das gewesen, was viele Menschen, die auf den Intensivstationen lagen oder Angehörige verloren haben, was sie genau so empfunden haben.“ Daher sei die Corona-Krise „der Ort, wo wir als Kirchen etwas ganz Starkes zu sagen“ hätten. Und dies hätten die Kirchen während „der Karwoche und an Ostern auch in aller Klarheit getan“ – zwar „nicht auf den gewohnten Kanälen, nicht in unseren Kirchen“, aber „auf vielen anderen Wegen“, so Bedford-Strohm.

Thomas Sternberg drückt seine Verwunderung darüber aus, dass die Kirchen in der öffentlichen Wahrnehmung während des landesweiten Lockdowns sehr wenig vorgekommen seien, dass vielmehr „die Christen angesehen wurden als eine Gruppe, die ihre Interessen hat, Gottesdienste zu machen, aber dass die Frage nach Gott eigentlich weder als Klage oder Anklage noch als Bitte vorgekommen“ sei. In den Sonderprogrammen der Fernsehsender hätte man „lieber noch einmal einen Psychologen“ herangeholt anstelle eines Theologen. Sein Eindruck habe sich verstärkt, in einer Gesellschaft zu leben, „in der es auch sehr verbreitet so etwas gibt wie ein Desinteresse an religiösen Fragestellungen“.

Er befürchte zudem, dass angesichts der Aussetzung öffentlicher Gottesdienste nun „einige gemerkt haben werden, die bisher traditionell zur Kirche gegangen sind: Das geht auch ohne; ich kann meine Sonntage auch anders verbringen“.

Hoffnung auf digitale Angebote

Hoffnung macht Bedford-Strohm die Reichweite der neuen digitalen Angebote: „Wir haben zehn Millionen Menschen erreicht um die Osterzeit mit diesen ganzen Angeboten.“ Damit läge die Zahl höher als in normalen Jahren. „Das muss uns auch für die Zukunft eine wichtige Erfahrung sein“, so der EKD-Ratsvorsitzende.

ZdK-Präsident Sternberg betont hinsichtlich der Kontroverse um die Wiederzulassung öffentlicher Gottesdienste: „Christlicher Glaube ist nicht nur die Durchführung von Gottesdiensten – so extrem wichtig mir die sind –, aber unser christlicher Glaube besteht auch darin, Diakonie zu üben und Solidarität zu üben und auf die Nächsten zu achten.“ Er erlebe eine „Privatisierung von Religion“. In den öffentlichen Diskursen werde „geradezu schamhaft verschwiegen, dass es eine religiöse Dimension gibt“, so der Vorsitzende des wichtigsten Laiengremiums der katholischen Kirche in Deutschland.

Einig sind sich die beiden Gesprächspartner im Hinblick auf den 3. Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt/Main. Bedford-Strohm betont, dass dort in ökumenischer Verbundenheit „die großen Fragen der Welt“ diskutiert werden sollen. Sternberg ergänzt im Hinblick auf ein mögliches gemeinsames Abendmahl, dass dabei Formen gefunden würden, die den fortgeschrittenen „Stand der Ökumene deutlich“ machten.

Das ganze Gespräch zum Nachhören finden Sie hier:
https://lebendig-akademisch.podigee.io/16-kirche-in-der-krise

Bildungspodcast „Mit Herz und Haltung“

Im neuen Bildungspodcast, mit dem die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen sich den aktuellen Herausforderungen der Corona-Pandemie widmet, nehmen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen Stellung zu den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Fragestellungen im Zusammenhang mit der Krise. Die jeweils neuen Folgen erscheinen immer dienstags und freitags auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts, bei Google, YouTube und auf den Websites von Akademie (www.lebendig-akademisch.de) und Bistum (www.bistum-dresden-meissen.de).

Bislang sind 14 Folgen erschienen.

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