Menü
Bistum Dresden Meissen
Pfarrer Bernhard Sahler © Archiv
06. November 2024

Kirchliches Leben in Ostthüringen geprägt: Erinnerung an Pfarrer Bernhard Sahler

aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums seiner Ehrenbürgerwürde in Gera

Gera. Vor einem Vierteljahrhundert, am 9. November 1999, wurde Pfarrer Bernhard Sahler zum Ehrenbürger der Stadt Gera ernannt. Die Pfarrei St. Elisabeth Gera erinnert zum 25-jährigen Jubiläum an diesen engagierten Priester und Seelsorger. 

Bernhard Sahler, erblickte am 27. Mai 1927 in Hamm/Westfalen das Licht der Welt. Seine frühen Jahre waren geprägt von der friedlichen Atmosphäre Honnefs, bis der Sturm des Zweiten Weltkriegs seine Kindheit unterbrach und ihn 1944 zum Reichsarbeitsdienst führte, gefolgt von einem unfreiwilligen Eintritt in die Wehrmacht. 

Doch aus dem Chaos erhob sich ein neuer Anfang: 1946 entschied sich Sahler für ein Studium der katholischen Theologie und am 24. Februar 1953 wurde er von Joseph Kardinal Frings im ehrwürdigen Kölner Dom zum Priester geweiht – ein Meilenstein in seinem Leben voller spiritueller Erfüllung.

Freiwilliger Wechsel in die DDR

Eine mutige, beinahe abenteuerliche Entscheidung traf er 1956, als er dem Ruf des Bistums Meißen folgte und in die DDR zog. Dort stand er an der Seite der Diasporagemeinden, die durch Vertriebene aus Schlesien, dem Sudetenland und Ostpreußen belebt wurden. Was für ihn womöglich eine zeitlich begrenzte Mission hätte werden sollen, verwandelte sich durch den Bau der Berliner Mauer 1961 in eine dauerhafte Berufung.

In den Gemeinden von Plauen und Rochlitz fand Sahler sein Zuhause, bis er 1970 zum Herzen der Gemeinde in St. Elisabeth in Gera wurde, wo er bis 1996 blieb. Sein Einfluss dehnte sich weit über die Stadtgrenzen hinaus aus; als Dekan prägte er 18 Jahre lang das kirchliche Leben im ostthüringischen Teil des Bistums Dresden-Meißen.

Einsatz für Umwelt und Frieden

Die politisch bewegten 1980-er Jahre sahen in ihm mehr als nur einen Hirten seiner Herde. Als die Friedensdekade von 1983 den jungen Stimmen in Gera Raum verschaffte, trotzte Sahler dem Druck der Staatssicherheit und bot den katholischen Gemeinderaum als Versammlungsort an. Sein beharrlicher Einsatz für Umwelt und Frieden führte zur Gründung einer Umweltbibliothek in seiner Pfarrei: einem Ort, an dem Gedanken und Ideen frei kreisten. Die wöchentlichen Friedensgebete in seiner Kirche wurden zur Keimzelle für die erste große Demonstration in Gera, wo politischer Unmut artikuliert wurde. Im Hintergund wirkend war Bernhard Sahler eine treibenden Kraft der Friedlichen Revolution in Gera.

Soziales Engagement

Nach der Friedlichen Revolution fand Sahler eine neue Berufung als Gründungsmitglied des Caritasverbandes Ostthüringen e.V. und leitete erfolgreich Projekte wie die Sozialwerkstatt am Südbahnhof und das Obdachlosenhaus Emmaus in Zwötzen. 

1999 wurde er mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt Gera geehrt, eine Auszeichnung für seinen unermüdlichen Dienst an der Gemeinschaft.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Bernhard Sahler zurückgezogen in Schmölln. Am 20. April 2007 schloss er seine Augen und fand seine letzte Ruhe in den Priestergräbern des Ostfriedhofs Gera. Doch die Erinnerung an ihn bleibt lebendig, sein Dienst am Menschen wurde zum Vorbild für nachfolgende Generationen.

Text: Frank Karbstein, Gemeindemitglied der Pfarrei St. Elisabeth Gera

Zur Homepage der Pfarrei St. Elisabeth Gera: