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Bistum Dresden Meissen
Bischof Bode © Bistum Osnabrück
28. April 2022

Nagelprobe für die Rede von menschlicher Würde

Bischof Franz-Josef Bode über Demenz als Herausforderung für die Kirche

Dresden, 28.04.2022. Im Vorfeld der Eröffnung der ökumenischen Aktion „Woche für das Leben“ am 30. April 2022 in Leipzig spricht der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen über die pastoralen und ethischen Herausforderungen des Themas Demenz: „Wir müssen als Kirche immer auf die schauen, die hilfsbedürftig sind, die eben in Situationen sind, wo sie auch Begleitung brauchen“, sagte Bode. Zugleich müsse die Kirche deutlich machen, dass auch demente Menschen trotz ihrer Beeinträchtigung „eine hohe Menschenwürde haben“. Der Bischof wird als stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz gemeinsam mit der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus die Woche für das Leben eröffnen. Die gemeinsame Initiative der evangelischen und der katholischen Kirche tritt seit mehr als 25 Jahren für den Schutz und die Würde des Menschen vom Lebensanfang bis zum Lebensende ein. In diesem Jahr findet sie vom 30. April bis zum 7. Mai 2022 statt und steht unter dem Titel „Mittendrin. Leben mit Demenz“.

Umgang mit Demenzerkrankten als Nagelprobe für das christliche Menschenbild

Bode zufolge zeige sich gerade am Umgang mit Personen, die an Demenz erkrankt sind, ob unsere Rede von der Würde auch alter Menschen ernst gemeint sei. Bei einem Menschen, der sein Leben lang behindert oder lange krank sei, könnten wir einfacher ein Verhältnis zu seiner Beeinträchtigung gewinnen. „Aber wenn von einem gesunden Menschen etwas so schleichend ganz anders wird und ganz unerwartet wird“, dann sei das „eine Art Nagelprobe, ob wir dazu auch stehen, dass das Leben bis ans Ende von Gott gewollt und geliebt“ sei. Vor diesem Hintergrund sprach sich der Osnabrücker Bischof auch gegen den assistierten Suizid aus: Die Menschenwürde bleibe auch bei einem dementen Menschen bestehen, so dass wir kein Recht hätten, diesem aktive Sterbehilfe zu leisten. Vielmehr sei wichtig, noch als Gesunder zu erfahren, dass man nicht allein ist. „Wenn Sie im Leben Zuwendung erfahren haben, dann bleibt auch etwas von dieser Verbindung“, erklärte Bode. Darauf müsse man vertrauen können, wenn man dann die Diagnose Demenz erhält.

 

Kirche müsse das Thema Demenz noch mehr in den Blick nehmen

Bode stellte zudem die Frage, ob demente Menschen und deren Angehörige in den Gemeinden von Seelsorgerinnen und Seelsorgern schon wirklich wahrgenommen würden. Bisher habe man zwar Personen mit Behinderung im Blick, aber man denke nicht speziell noch einmal an Menschen mit Demenz. Es stellt Bode zufolge eine „neue Herausforderung“ für die Kirche dar, Wege zu finden, wie Demenzerkrankte am Leben der Gemeinde teilhaben können. Dabei könne es helfen, wenn in Veranstaltungen neben einer einfachen Sprache zum Beispiel Erinnerungen an Früheres aufgegriffen oder Musik und Gesang eingebaut werden. Angesichts der vielen Menschen, die heute von Demenz betroffen sind, sprach sich der Bischof zugleich für einen Ausbau von Bildungsangeboten für eine demenzsensible Seelsorge aus, in denen sowohl ein Gespür für den Umgang mit Demenzerkrankten als auch die Begleitung von Angehörigen geschult wird. Zwar werde man nicht alles in der Ausbildung haben können, schränkte Bode ein, aber „in der Fortbildung muss das ein fester Bestandteil sein“. 

Die gesamte Podcast-Folge können Sie hier hören: https://lebendig-akademisch.podigee.io/176-demenz-und-die-wuerde-im-alter

Alle Folgen des Podcast finden Sie unter: https://lebendig-akademisch.podigee.io

 

Der Podcast „Mit Herz und Haltung“

Im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen nehmen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Expertinnen und Experten verschiedener Fachdisziplinen Stellung zu den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Fragestellungen. Neue Folgen erscheinen in regelmäßigen Abständen auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts, YouTube sowie auf den Websites der Akademie (www.lebendig-akademisch.de) und des Bistums (www.bistum-dresden-meissen.de).

Mehr Informationen zur Woche für das Leben:

www.woche-fuer-das-leben.de