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Bistum Dresden Meissen
Marcus Schüttauf
16. Januar 2025

Neuer Chormanager Schüttauf:

"Ich möchte helfen, den Chor noch bekannter zu machen."

Mehr als 300 Jahre hat es gedauert - nun haben die Dresdner Kapellknaben den ersten Chormanager. Marcus Schüttauf sang als Kind und Jugendlicher selbst bei den Kapellknaben, studierte nach dem Abitur Betriebswirtschaftslehre. Der 31-Jährige, der in seiner Freizeit beim USV TU Dresden rudert, beschäftigte sich in seiner Bachelorarbeit mit dem Chor und kümmerte sich zuletzt bereits als Werksstudent ums Marketing. Im Interview erklärt der gebürtige Dresdner, um was er sich künftig kümmert.

Herr Schüttauf, die Dresdner Kapellknaben gibt es seit mehr als 300 Jahren. Nun haben sie mit Ihnen erstmals in ihrer Geschichte einen Chormanager. Warum braucht es den?

Da gibt es drei Gründe: Der Chor wächst und soll weiter wachsen, damit steigen auch die organisatorischen Aufgaben. Zudem legen wir viel mehr als bisher einen Fokus auf die Vermarktung. Und wir müssen in die Zukunft schauen und über veränderte Strukturen nachdenken.

Bedeutet Wachstum, dass der Chor an Mitgliedern zulegt?

Zum einen das. Gemeint ist damit aber auch, dass die Kapellknaben nun öfter als in der Vor-Corona-Zeit außerhalb der Kathedrale und auch außerhalb des Bistums Dresden-Meißen singen. Die Reise nach Rom im vergangenen Herbst etwa oder der Auftritt beim MDR-Riverboat sind Dinge, die in der Vergangenheit nicht selbstverständlich waren. Mit solchen Aufgaben wachsen natürlich auch die organisatorischen Anforderungen.

Können Sie beschreiben, was bei einer Konzertfahrt an Logistik alles notwendig ist?

Das beginnt schon lange vorher bei der Planung der Konzertorte, der Route und der Wahl des Verkehrsmittels. Es muss vorort Werbung gemacht werden, die Leute sollen ja schließlich wissen, dass wir kommen. Und dann sind da die Noten, die Anzüge, da ist die Verpflegung - alles für 50 Jungs. Räumlichkeiten zum Umziehen müssen organisiert werden sowie das Übernachten bei Gastfamilien oder in Herbergen. Wichtig ist auch das Freizeitprogramm, schließlich bringen die Jungs bei Konzerten anderthalb Stunden Höchstleistungen. Da muss es einen Ausgleich geben - und zwar einen ansprechenden.

Warum sind Sie als Chormanager der Kapellknaben geeignet?

Ich war selbst von 2002 bis 2014 Kapellknabe, zudem habe ich mich zuletzt intensiv mit dem Chor beschäftigt. Im Rahmen meiner Bachelorarbeit bin ich der Frage nachgegangen, unter welchen Bedingungen dieses einzigartige Ensemble mit dieser großen Geschichte zukunftsfähig aufgestellt werden kann. Seit 2023 habe ich zudem als Werksstudent vor allem im Bereich Marketing für den Chor gearbeitet.

Was sind konkret Ihre künftigen Aufgaben?

Neben dem Marketing, für das ich weiterhin zuständig bin, geht es bei der Organisation des Chores vor allem darum, Prozesse und Abläufe zu optimieren. Und als Projektleiter für den strukturellen Wandel werde ich diesen federführend begleiten.

Das Bistum Dresden-Meißen muss sparen und hat angekündigt, dass auch die Kapellknaben ab 2026 ihren Beitrag leisten müssen. Wie könnte solch ein Strukturwandel aussehen?

Da wir noch am Anfang dieses Prozesses stehen, möchte ich dazu noch nicht so viel sagen. Fest steht, dass sich der Status quo des Chores verändern wird. Das ist aber nichts Negatives. Eine Institution wie die Kapellknaben mit einer solch langen Geschichte muss immer wieder Gewohntes und Routiniertes hinterfragen, ob es noch zukunftsfähig ist.

Zählt dazu auch, dass sich das Finanzierungsmodell ändern muss? Geldgeber sind bisher lediglich das Bistum, das den Löwenanteil trägt, und die Eltern mit ihren Beiträgen.

Das ist ein Punkt, genau. Es darf künftig nicht mehr nur zwei Standbeine geben. Das Bistum hat klar kommuniziert, dass der Zuschuss ab 2026 auf 600.000 Euro pro Jahr begrenzt wird. Das ist etwa ein Drittel weniger als bisher. Deshalb muss es bei der Vermarktung der Kapellknaben darum gehen, ein Netzwerk aus Partnern und Unterstützern zu knüpfen. Die entscheidende Frage dabei ist: Sollen die Kapellknaben wie bisher ausschließlich ein Chor der Dresdner Kathedrale sein? Oder soll er nicht vielmehr das gesamte Bistum repräsentieren und darüber hinaus mit Konzerten und Auftritten Menschen erreichen, die sonst nicht in Kirchen gehen? Darin sehe ich ein großes Potenzial. Und dass die Kapellknaben das können, haben sie in jüngerer Vergangenheit immer wieder eindrucksvoll bewiesen. Um dies jedoch auch weiterhin tun zu können, werden mehr Mittel benötigt als die, die ab 2026 nach jetzigem Stand zur Verfügung stehen.

Worauf freuen Sie sich am meisten bei Ihrer Arbeit?

Die kommenden und entscheidenden Jahre für den Chor mitgestalten zu dürfen, ist reizvoll. Ich möchte helfen, den Chor voranzubringen und ihn vor allem noch bekannter zu machen. Der zweite, ganz wichtige Punkt: Die Kindheit und Jugend ist im Leben eines Menschen prägend. Die Jungs investieren hier sehr viel Zeit, für manche ist es eine Art zweite Familie. Wenn sie später mal auf diese Jahre zurückblicken, sollen sie sagen können, dass es eine schöne Zeit war, aus der sie sehr viel mitnehmen konnten.