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Bistum Dresden Meissen
Propst Wilhelm Beier © Bistum Dresden-Meißen
09. November 2022

Zur Person: Propst Wilhelm Beier

Wissenswertes zum Namensgeber des neuen kirchlichen Hauses in Dresden

Dresden. Auf der Schweriner Str. 27/29 in Dresden hat der Bau des Propst-Beier-Hauses begonnen. Am Donnerstag, 10. November, wird der Grundstein für den Neubau im Rahmen einer Segensfeier durch Bischof Heinrich Timmerevers und Generalvikar Andreas Kutschke gelegt. Dabei wird der Grundstein des Hauses gesegnet und eine Kapsel mit kirchlichen und zeitgeschichtlichen Dokumenten darin verschlossen.

Bis Ende 2024 / Anfang 2025 soll im neuen Propst-Beier-Haus das Bischöfliche Ordinariat seinen neuen Platz finden. Darüber hinaus werden rund 40 Prozent des Gebäudes als Büro- und Wohnflächen vermietet.

Im Vorfeld der Grundsteinlegung stellen wir den Mann vor, dessen Namen sowohl der Vorgängerbau an gleicher Stelle trug, als auch der Neubau tragen wird.

Propst Wilhelm Beier

Wilhelm Beier (* 27. Januar 1889 in Dresden; † 13. Februar 1945 in Dresden) war Priester des Bistums Meißen (heute Bistum Dresden-Meißen). Der Propst der Dresdener Hofkirche starb beim Luftangriff auf Dresden am 13. Februar 1945. In der Gedächtniskapelle der Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen ist der Text eines Gebetes zu lesen, mit dem Propst Beier wenige Stunden vor der Zerstörung Dresdens um Frieden und Versöhnung bat.

Leben

Wilhelm Beier wurde am 27. Januar 1889 in Dresden geboren. Am 14. August 1913 wurde er in Bautzen zum Priester geweiht. Seine Kaplanzeit absolvierte er vom 1. September 1913 bis 30. Juni 1919 an der Hofkirche in Dresden. Vom 1. September 1914 bis 30. Juni 1919 hatte er zugleich das Amt des Stellvertretenden Militärpfarrers in Leipzig inne. Anschließend wirkte er zunächst vom 1. Juli 1919 bis 25. Juli 1923 als Hochschulseelsorger in Leipzig, danach vom 26. Juli 1923 bis 30. April 1938 als Pfarrer der Gemeinde Leipzig-Gohlis.

Ab dem 1. Mai 1938 bis zu seinem Tod war er als Propst der Dresdener Hofkirche tätig. Seit dem 23. Mai 1940 übte er zudem das Amt des Erzpriesters des Archipresbyterats (Dekan des Dekanats) Dresden aus. Er wurde in der Priestergruft auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden beigesetzt.

Wirken im Zweiten Weltkrieg

Propst Beier galt als fürsorglicher und den Menschen zugewandter Seelsorger. Sein Priesterleben war geprägt von seinen Bemühungen um eine zeit- und menschennahe Seelsorge in Liturgie und Predigt, in der Zuwendung zu den Menschen, die ihm anvertraut waren.

Während des Zweiten Weltkriegs betete er regelmäßig mit einer großen Gruppe Gläubigen im Prozessionsgang der Hofkirche den Kreuzweg. Mit den Nationalsozialisten war er - noch als Pfarrer in Leipzig - in Konflikt geraten; das Ermittlungsverfahren vor dem Freiberger Sondergericht war aber 1937 eingestellt worden.

Am Abend des 13. Februar 1945 – dem Vorabend des Aschermittwoch – wurde das Vierzigstündige Gebet von Dresden abgeschlossen. Propst Beier erbat darin das Erbarmen Gottes für die Welt. Nach der Andacht kamen Propst Beier, Pfarrer Willibrord Sprentzel und einige Ordensschwestern zu einer Besprechung im Pfarrhaus in der Schlossstraße 32 – dem sogenannten „Geistlichen Haus“ – zusammen. Den ersten Angriff um 22 Uhr überstand das Gebäude unversehrt, während die Hofkirche bereits von einer größeren Anzahl Brandbomben getroffen wurde. Propst Beier hatte wertvolle Einrichtungsstücke aus der Hofkirche allerdings bereits zuvor auslagern lassen, etwa das Altarbild von Raphael Mengs, Altarkreuz und Leuchter des Hochaltars sowie die Silbermannorgel.

Beim zweiten Angriff auf Dresden in der gleichen Nacht wurde das Pfarrhaus zerstört. Gemeinsam mit allen weiteren 31 in den Luftschutzkellern der Schlossstraße Versammelten kam Propst Beier dabei ums Leben.

Hofkirchen-Kaplan Johannes Lubsczyk berichtete vom Fund des toten Geistlichen: „Die violette Stola trug er über der alten Lederjacke, die ihm auf mancher eiligen Fahrt mit dem Motorrad zu einem Kranken oder zu einer entfernten Familie gedient hatte, und auf dem Kopfe trug er, als wir ihn fanden, noch den Helm, der ihn auf dem Gang durch die brennende Stadt geschützt hatte.“

Posthume Würdigung

An den Wänden der „Gedächtniskapelle“ (zuvor Johann-Nepomuk-Kapelle) der Dresdener Hofkirche, die seit 1976 dem Gedächtnis der Opfer des Bombenangriffs auf Dresden vom 13. Februar 1945 und aller ungerechten Gewalt gewidmet ist, sind neben Texten der Heiligen Schrift auch Teile des Gebets verewigt, das Propst Beier bei der Schlussandacht des 40-stündigen Gebets von Dresden in der Kapelle des Josephinenstiftes am Nachmittag des 13. Februar 1945 wenige Stunden vor dem schweren Luftangriff auf Dresden sprach.

1985 wurde in der Schweriner Straße 27 in Dresden als Neubau eines Gemeindezentrums der Dompfarrei das Dompfarramt errichtet, das in Erinnerung an Wilhelm Beier den Namen „Propst-Beier-Haus“ erhielt. Zuletzt hatten im Propst-Beier-Haus auf der Schweriner Straße unter anderem die Dresdner Caritas und die Liga-Bank ihren Sitz. Ein Nachfolge-Neubau des Propst-Beier-Hauses soll nach dem Wunsch des Bistums Dresden-Meißen in wenigen Jahren Sitz unter anderem des Bischöflichen Ordinariats werden.

 

Inschrift in der Gedächtniskapelle der Kathedrale Dresden

 

Du im heiligen Sakrament verborgener Gott,

schau auf uns in Deiner Barmherzigkeit

und auf all die Not unseres Vaterlandes und aller Völker,

auf den Kummer und das Elend der Familien, der Jugend und der Kinder.

Gib Frieden unseren Tagen

und erhöre unser Flehen.

 

Wir weihen uns Dir ganz

und bieten uns Deiner göttlichen Barmherzigkeit als Sühne an.

Nimm mich, und alle, die hier versammelt sind,

die ganze Gemeinde,

und wende das Unglück der Tage.

 

Verzeih allen, uns und den anderen,

die die Not der Zeit heraufbeschworen haben,

verzeih auch denen, die dich hassen und verfolgen.

Rechne ihnen das in Deiner Barmherzigkeit nicht an.

Lass sie all das Elend und ihre Schuld erkennen

und für die Ewigkeit nicht verloren gehen.

Darum bitten wir Dich, Herr.

Gib Frieden unseren Tagen,

allen Völkern, jedem einzelnen von uns.

 

Darum bitten wir dich, o Herr!

Und lass uns darum nicht vergeblich flehen.

Amen.

 

 

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