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Bistum Dresden Meissen
Hermann J Kassel erläuterte in der Kathedrale sein Aeternus-Kreuz. © Michael Baudisch
03. März 2022

Aschermittwoch der Künstler mit Aeternus-Kreuz von Hermann J Kassel

Kirche und Kunstschaffende kamen zum Beginn der Fastenzeit ins Gespräch

Dresden. Erstmals hat das Bistum Dresden-Meißen mit seiner Katholischen Akademie am Abend des 2. März 2022 zu einem „Aschermittwoch der Künstler“ eingeladen. In der Heiligen Messe in der Dresdner Kathedrale stand zum einen das Gebet für die Menschen in der vom Krieg betroffenen Ukraine im Mittelpunkt. Zum anderen segnete Bischof Heinrich das von Hermann J Kassel (Mechernich/Nordrhein-Westfalen) geschaffene Aeternus-Kreuz, das einem Altarkreuz des Künstlers für die St. Evergislus-Kirche in Bonn-Bad Godesberg nachempfunden ist. Es wird seinen Platz in den Räumlichkeiten der Katholischen Akademie des Bistums finden.

Hermann J Kassel erläuterte sein "Aeternus-Kreuz"

Der Künstler nahm auch selbst an dem Gottesdienst teil und richtete in einer Ansprache das Wort an die Anwesenden. Dabei schilderte er, wie er auf die Anfrage zur Gestaltung eines Altarkreuzes zunächst zögerlich reagiert habe. Obwohl seine Kindheit katholisch geprägt war, er als Ministrant wirkte und zeitweise sogar mit dem Gedanken spielte, Priester werden zu wollen, entfernte er sich schließlich von der Kirche. Kritisch blickte er auf das Zölibat. Als bildender Künstler habe er zwar weiter eine tiefe Spiritualität empfunden, die sich allerdings nicht auf eine bestimmte Religion bezogen habe. So sei es ihm auch nicht in den Sinn gekommen, sich mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzen.

Schließlich habe er sich aber doch für die Gestaltung des Kreuzes entschieden. Das Material: Stahl, lasergeschnitten, die inneren Elemente der Kreuzbalken biegen sich dem Betrachter entgegen, erscheinen figürlich. Der Stahl ist sandgestrahlt und mit Essig-Wasser besprüht, korrodiert. Der Bezug zum Schwamm mit Essig, der Jesus am Kreuz gereicht wurde, ist dabei durchaus gewollt. Einen Korpus, eine „definierte Figur“ wollte er seinem Kreuz allerdings bewusst nicht geben.

Künstler Kassel: Aufruf des Aschermittwoch zur Umkehr richtet sich auch an kirchliche Amtsträger

Kritisch wandte sich Hermann J Kassel anschließend an den neben ihm stehenden Bischof und mahnte mit Blick auf kirchliche Missbrauchsfälle und deren Aufarbeitung: „Wahrheit braucht es in der Amtskirche.“ Zugleich beklagte er die „Zögerlichkeit einiger Amtsträger“ in diesem Zusammenhang und bezog die Forderung des Aschermittwochs zur Umkehr auch auf kirchliche Verantwortungsträger.

Bischof Heinrich dankte dem Künstler für seine Worte. Der Transformationsprozess, dem der Künstler bei der Gestaltung seines Kreuzes das Material aussetze, finde sich auch als häufiger Aspekt in der Gesellschaft. Der Einsatz der „Gewalt“ bei der Schaffung des Werkes aus Stahl spiegele das gewaltsame Leiden Jesu am Kreuz. Zugleich erinnerte der Bischof daran, dass sich dieser Jesus in der Darstellung dem Menschen entgegenbiege, dabei aber nicht „losgelöst vom Kreuz“ sei.

Empfang mit Podiumsgespräch zu Schönheit und Relevanz der Kunst

Am anschließenden Empfang im nahegelegenen Haus der Kathedrale nahmen rund 45 Künstlerinnen und Künstler aus allen Sparten des Kunstbetriebs teil, darunter Malerinnen und Maler, Musikerinnen und Musiker sowie Verantwortliche aus Kulturbetrieben. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion gingen dabei Prof. Dr. Judith Siegmund und Prof. Dr. Henning Tegtmeyer der Frage nach: „Schönheit oder Relevanz. Was will Kunst heute?“ Judith Siegmund lehrt philosophische Ästhetik an der Züricher Hochschule der Künste. Henning Tegtmeyer lehrt Philosophie an der KU Leuven in Belgien.

Der Aschermittwoch der Künstler bildete zugleich den Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe der Katholische Akademie des Bistums, die sich in der Fastenzeit dem Thema „Schönheit und Transzendenz“ widmet. An insgesamt vier Abenden diskutieren Künstlerinnen und Künstler, Expertinnen und Experten über das Schöne in der Kunst und die darin aufscheinende Offenheit für das Transzendente.

Mehr zur Veranstaltungsreihe „Schönheit und Transzendenz“:
https://www.katholische-akademie-dresden.de/foren/kathedralforum-dresden


MB

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