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Bistum Dresden Meissen
04. Mai 2021

Ein Jahr nach Bergamo

AkademiePodcast "Mit Herz und Haltung" zur Solidarität in der Pandemie zwischen Sachsen und Italien

Dresden. Die heute erscheinende Episode des AkademiePodcasts 'Mit Herz und Haltung' würdigt die europäische Solidaritätsaktion zur Aufnahme italienischer Covid 19-Patienten in Deutschland. "Diese Aktion hat Hoffnung gemacht: Mitten im Leid hat Europa gezeigt, wie Solidarität und Nächstenliebe Grenzen überwinden kann. Dass dies keine Einbahnstraße ist, durfte Sachsen ebenso in der Pandemie erfahren", sagt Heinrich Timmerevers, Bischof von Dresden-Meißen, und ergänzt: "Wir brauchen einen europäischen Gedanken, der die Toten dieser Pandemie nicht vergisst, aber von der Hoffnung beflügelt wird, dass wir gemeinsam Krisen überwinden können. Deswegen erzählt der Podcast die Erfahrung von Felice Perani." Er wurde heute vor einem Jahr aus dem Universitätsklinikum Leipzig (UKL) entlassen, nachdem wegen der völligen Überlastung der Krankenhäuser in Norditalien die deutsche Luftwaffe sechs schwer Erkrankte von Bergamo nach Sachsen brachte und damit in der ersten Welle der Pandemie eine atmosphärische Wende einleitete.

Zu Beginn der Podcast-Episode dankt der einzige Überlebende der aus Bergamo nach Leipzig verlegten Patienten auf emotionale Weise für die Hilfe. Felice Perani: "Danke von Herzen, denn Sie haben mir das Leben gerettet. Sie haben mich wie einen Sohn, wie einen Bruder während meines Klinikaufenthalts behandelt." (Link zum Interview)

Während Felice Perani als Betroffener der Pandemie zum Gesicht europäischen Miteinanders wurde, blicken die aus Bergamo stammende Prof. Manuela Moroni und der in Leipzig lebende ZEIT-Journalist Martin Machowecz auf den Umgang mit der Pandemie in Sachsen und Norditalien. „Bergamo ist zur Chiffre geworden, was passieren kann, wenn diese Pandemie außer Kontrolle gerät", erklärt Machowecz und ergänzt mit Blick auf die sich zuspitzende Situation in Sachsen in den letzten Monaten: "Wir hatten viele tausend Todesfälle. Ich war selbst im Krematorium in Meißen. (…) Die Leichen stapelten sich in den Gängen, in der Trauerhalle. (…) Die war mehrfach gefüllt mit gestapelten Särgen." Die zurückliegenden Monate zeige ihm eine neue Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des Lebens und der Unerbittlichkeit des Todes. Wie zentral dabei das eigene Handeln ist, betont Moroni: "Wir mussten uns alle mit der Tatsache konfrontieren, dass der Tod zum Teil auch in unserer Verantwortung ist."

Das von Daniel Heinze moderierte Gespräch ermöglicht drei regionale Perspektiven auf das Leben in der Coronapandemie und betont die Bedeutung der aus der Krise entstehenden Gerechtigkeitsfragen. Die Podcast-Folge wurde von der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen in Kooperation mit dem Italien-Zentrum der TU Dresden produziert.

Prof. Dr. Manuela Caterina Moroni war DAAD-Stipendiatin der Universität Bergamo in der Abteilung Grammatik des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim und ist seit 2007 professore aggeregato für germanistische Linguistik an der Universität Trient (Italien). Sie promovierte in Verona mit einer Dissertation über Modalpartikeln und Informationsstruktur im Deutschen. Derzeit ist sie zudem Digital Fellow am Bereich GSW der TU Dresden.

Martin Machowecz ist Redaktionsleiter der ZEIT im Osten und Leiter des Leipziger Korrespondentenbüros der ZEIT. Geboren in Meißen (Sachsen), lebt in Leipzig. Studierte Politik, besuchte die Deutsche Journalistenschule. Schaut für die ZEIT auf den Osten und vom Osten aus aufs ganze Land.