"Trucker-Projekt" der Pfarrei Meißen: Staunen, Überraschung, Dankbarkeit
Ein Bericht von Diakon Franz-Georg Lauck
Meißen. Mit einem Trucker-Projekt hat die Pfarrei St. Benno Meißen für ungläubiges Staunen, ehrliche Überraschung, große Freude und herzliche Dankbarkeit auf einem Autobahnrastplatz an der A4 gesorgt.
13:45 Uhr am Samstag, Raststätte Dresdner Tor Süd:
Wir treffen uns zu einem kurzen Gottesdienst im Freien und rufen den Segen Gottes auf kleine Holzkreuze und Schutzengel-Anhänger, auf alle, die an der Aktion beteiligt sind und die Trucker auf der Raststätte herab.
14 Uhr: Es geht los!
20 Christen aus vielen Gemeinden unserer Pfarrei ziehen in kleinen Teams los, um die Trucker zu besuchen, mit ihnen ein paar freundliche Worte zu wechseln, ihnen Danke zu sagen für ihre verantwortungsvolle Arbeit unter oft miserablen Bedingungen. Um ihnen als Zeichen unseres Dankes ein Geschenkpäckchen zu überreichen und ihnen und ihren Familien alles Gute und Gottes Segen zu wünschen.
Unter uns zwei Freiwillige, mit Gewändern angetan als Bischof Nikolaus, einer der Heiligen, der wie kaum ein anderer - besonders auch in Osteuropa - für Mitleid mit den Armen und christliche Hilfsbereitschaft steht. Von rumänischen Fahrern werden wir schon von weitem in gebrochenem Deutsch begrüßt: „Oh, Bischof Nikolaus!“
Es folgen viele Gespräche mit den Truckern. Alle verlaufen unterschiedlich, mal in gebrochenem Deutsch, mal in einfachem Englisch, mal mit Hilfe einer ÜbersetzungsApp. Manche von uns sind im Vorteil: Mari spricht Georgisch und Russisch. Irina und Iryna, zwei Ukrainerinnen, sprechen Ukrainisch und Russisch. Außerdem sind einige Christen unter uns, deren Muttersprachen Polnisch oder Ungarisch sind. Frau Seifert hat ihr Schul-Russisch aufpoliert.
Doch Sprache ist nicht alles. Begegnung, Zeit und Zuwendung - das ist es, was wirklich zählt! Und die Emotionen, die wir spüren: Ungläubiges Staunen, echte Überraschung, wahre Freude und ehrliche Dankbarkeit. Das ist es, was uns von den meisten Fahrern gezeigt wird. Ein Trucker lädt einige von uns ein, seine dampfende Suppe zu kosten. Eine Fahrerin beschenkt andere Helfer mit einem großen Kuchen. Ein weiterer Trucker bittet um gemeinsame Fotos von sich, dem „Nikolaus“ und den anderen Helfern, um sie seinen Lieben zuhause zu zeigen und dort von seinem Erlebnis zu berichten.
Mir geht unsere Begegnung mit einem ukrainischen Fahrer nach. In einem langen Gespräch, geführt vor allem mithilfe einer ÜbersetzungsApp, wird klar: Er stammt aus Irpin, einer kleinen Stadt in der Nähe von Kiew. Dort verübten russische Soldaten grausame Kriegsverbrechen. Er erzählt, er ist schon länger als Fernfahrer unterwegs. Inzwischen arbeitet seine Frau in Italien und seine beiden Töchter in den Niederlanden. Er hofft sehr, sie an Weihnachten in Irpin zu sehen und dort in Frieden die Geburt Jesu feiern zu können. Am Ende des Gesprächs tippt er noch einige Worte in sein Handy und die App übersetzt: „Ich danke Euch und unserem Schöpfer, dass ihr heute gekommen seid!“
Am Ende des Nachmittags sind noch einige Geschenk-Päckchen übrig. Denn mehr Trucker als erwartet haben die Gardinen an ihren Führerhäusern geschlossen, um sich für die Weiterfahrt auszuschlafen. Spontan entscheiden einige Unentwegte aus dem Kreis der Freiwilligen, sich am Sonntag Nachmittag auf der anderen Seite der Autobahn erneut zu treffen, um die Aktion dort fortzusetzen. Und so treffen wir uns am nächsten Tag erneut, diesmal auf der Rastanlage Dresdner Tor Nord. Dort besuchen wir in drei kleinen Gruppen die Trucker, führen mit ihnen freundliche Gespräche und verteilen die übrigen Päckchen.
Rückblick: Donnerstag vor dem dritten Advent.
Am Nachmittag treffen sich im Meißner Pfarrhaus acht Freiwillige zum Päckchen packen. Im Saal bereit stehen die eingegangenen Sachspenden, 120 Duschgels und 150 Handtüchern, nützliche Dinge für den Fernfahrer-Alltag, 150 Schutzengel-Anhänger und 40 kleine Kreuze als Zeichen christlichen Glaubens. Daneben internationale Weihnachtskarten und ein Fernfahrer-Gebet in mehreren osteuropäischen Sprachen. Außerdem 150 Schoko-Nikoläuse sowie eine riesige Menge an Weihnachtsplätzchen. Am Ende ist alles sorgfältig verpackt in 150 kleine Tragetaschen.
Voraussetzung dafür war das großherzige Engagement vieler Christen unserer Pfarrei St. Benno: Die Senioren- und Helferkreise und viele Einzelpersonen aus allen unseren Gemeinden sowie die Meißner Pfarrjugend haben unermüdlich Plätzchen gebacken. Viele haben unser diakonisch-pastorale Projekt durch Geld- und Sachspenden, durch hilfreiche Tipps und Hinweise unterstützt. Andere waren bereit, an verantwortlicher Stelle im Projektteam mitzuarbeiten. Viele haben das Gelingen unserer Aktion in ihre Gebete eingeschlossen. Der Pfarreirat hat das Projekt befürwortet, caritative Sondermittel freigegeben und uns die Durchführung des Projekts anvertraut.
Ihnen allen gilt unser Dank für die großherzige Unterstützung des Trucker-Projekts St. Benno Meißen. Und Ihnen allen rufe ich ein herzliches „Vergelt‘s Gott!“ zu! In den Dank schließe ich Diakon Georg Steinmetz, Betriebsseelsorger aus dem Bistum Augsburg, ein für Infos, Rat und Beistand bei der Vorbereitung des Projekts, Josef Krebs, Fernfahrer-Seelsorger aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart, für die Spende der internationalen Weihnachtskarten und der Fernfahrer-Kreuze, dem Diözesanvermögensverwaltungsrat für die diakonischen Sondermittel zur Anschubfinanzierung und Herrn Pfarrer Börner für die großzügige Unterstützung durch das Bonifatiuswerk unseres Bistums.
Ein Letztes: Funk, Fernsehen und Presse haben unser Projekt sehr wohlwollend begleitet, die Aktion bekannt gemacht und damit für ein sehr positives Echo in der Öffentlichkeit gesorgt.
Für das Kernteam
Diakon Franz-Georg Lauck