Bischöfe erinnerten mit Friedensgebet an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 85 Jahren
in der Dresdner Frauenkirche am 30. August
Dresden. Zwei Tage vor dem 1. September haben Bischof Heinrich Timmerevers und Landesbischof Tobias Bilz bei einem Ökumenischen Friedensgebet in der Dresdner Frauenkirche heute Mittag an den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 85 Jahren erinnert. Auch in anderen Regionen Sachsens und Ostthüringens laden Pfarreien und Kirchgemeinden an diesem Wochenende und darüber hinaus zu Friedensgebeten ein. Dabei soll an das Unheil erinnert werden, das mit dem Nationalsozialismus und in seiner Folge mit dem Zweiten Weltkrieg über Europa und die Welt gebracht wurden. Bischof Timmerevers im Friedensgebet: "Der Krieg, der am 1. September 1939 mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen begann, sollte fast sechs Jahre dauern. Millionen von Menschen wurden getötet. Weitere Millionen wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Andere verloren ihr Hab und Gut durch Bomben. Die Aufzählung der Kriegsfolgen ist nicht vollständig. Bis heute wirkt dieser Krieg in so vielen Familien- und Lebensgeschichten fort." So wurde in der Mittagsandacht auch das Versöhnungsgebet von Coventry gesprochen. Zugleich stand die Bitte um Frieden in der Gegenwart im Mittelpunkt.
In einem gemeinsamen Schreiben hatten Landesbischof Bilz, Bischof Timmerevers und Pfarrer Fabian Brüder (Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Freistaat Sachsen) zum Anliegen des Gebetes erklärt: „Am 1. September 2024 jährt sich das Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Wir werden erinnert, welch großes Leid von Deutschland ausging. Der Krieg begann schon eher: mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Gesellschaft umgebaut. Menschen wurden in Zugehörige und Fremde eingeteilt. Andersdenkende wurden Schritt für Schritt an den Rand gedrängt, geächtet und umgebracht. Mit der Reichspogromnacht wurde die Verfolgung der Jüdinnen und Juden sichtbar. Millionen von ihnen wurden vertrieben und ermordet. Psychisch kranke und geistig behinderte Menschen wurden als weniger wertvoll erklärt und später getötet. Die Würde, die allen Menschen gilt, wurde mit Füßen getreten, Nächstenliebe galt nur noch für die einen, andere wurden verachtet. Aus Zusammenhalt wurde Ausschluss. In Scham und Trauer denken wir an die Opfer des Nationalsozialismus und des Krieges. Das erinnert uns, auch heute gegen jede Relativierung dieser Zeit einzutreten.“
Die Leitenden Geistlichen weisen auch auf die aktuelle Situation hin: „Wir erleben in diesen Wochen, dass Grenzen eines demokratischen Miteinanders verletzt werden. Gewalt durch Wort und Tat, extremistische und populistische Positionen werden wir nicht akzeptieren. Misstrauen, Hass und Hetze treiben die Gesellschaft auseinander. Als Kirchen setzen wir uns heute für ein Miteinander ein, in dem die Menschenwürde geachtet, Nächstenliebe praktiziert und Zusammenhalt erwachsen kann.“
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