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Bistum Dresden Meissen
Bischof Timmerevers (am Tischende) kam in Dresden mit Beraterinnen und Vorstandsmitgliedern des Vereins Donum Vitae zusammen. © Michael Baudisch
10. September 2025

Optionen in scheinbar ausweglosen Situationen aufzeigen

Bischof Heinrich Timmerevers besuchte Beratungsstelle von donum vitae in Dresden

Dresden. Bischof Heinrich Timmerevers hat am Freitag, den 5. September, die Dresdner Beratungsstelle von donum vitae besucht. Mit seinem Besuch wollte er angesichts der aktuellen politischen Diskussion um den Paragraphen 218 StGB die Bedeutung der Schwangerschaftsberatung hervorheben und seine Wertschätzung für die Arbeit der Beraterinnen zum Ausdruck bringen. Besonders wichtig sei ihm ein aufmerksames Hören, so der Bischof: Er wolle die vielfältigen Konfliktsituationen besser kennenlernen, in denen Frauen stehen, die eine Schwangerschaftskonfliktberatung aufsuchen. Dabei rückte auch der Auftrag zur ergebnisoffenen Beratung in den Fokus, die den Frauen Raum für eigene Entscheidungen lässt. Der Bischof betonte, wie wichtig es ihm sei, die Beraterinnen in ihrem Dienst zu stärken und ihnen für ihr Engagement zu danken. Er nehme die Arbeit als „überaus qualifiziert und verantwortlich“ wahr.

Im Gespräch mit Vertreterinnen des Beraterteams und dem Vorstand des Vereins wurden sowohl die Erfahrungen aus dem Beratungsalltag als auch die gesellschaftliche Debatte um den Paragraphen 218 angesprochen. Dabei ging es unter anderem um die Notlagen, mit denen Frauen in der Beratung konfrontiert sind, die Gründe für ihre Entscheidung, gerade donum vitae aufzusuchen, sowie um die Rolle einer christlichen Beratungsstelle im Spektrum der Angebote. Darüber hinaus wurde diskutiert, dass Lebensschutz nur gemeinsam mit den Frauen gelingen kann, wie Optionen in scheinbar ausweglosen Situationen aufgezeigt werden können und welche Erwartungen an die katholische Kirche bestehen, sich in der aktuellen Debatte angemessen zu positionieren. Vorstandsvorsitzende Antje Gehrke nannte ihrerseits als einen Wunsch an die Kirchen, „Werte zu transportieren“. Dabei gälte es auch sichtbar zu machen, „was für ein schöner und wichtiger Wert es ist, verbunden und in Familie zu leben.“

Ein weiterer Aspekt des Austauschs betraf die verpflichtende Beratung vor Ausstellung des sogenannten „Scheins“. Deutlich wurde dabei ein scheinbares Paradox: Gerade die rechtliche Verbindlichkeit zur Beratung kann das Selbstbestimmungsrecht der Frau in dieser existenziellen Entscheidung schützen und stärken. Denn nicht selten sind es äußere Erwartungen und Drucksituationen, die Frauen belasten. In der Beratung hingegen eröffnet sich ihnen ein geschützter Freiraum. Hier können sie ihre eigenen Wahrnehmungen, Gefühle und Wünsche in den Mittelpunkt stellen und erfahren zugleich, dass sie mit ihrer Entscheidung ernst genommen werden.

Große Dankbarkeit für Beratungstätigkeit

Die Beraterinnen berichteten aus ihrem Arbeitsalltag auch von der häufig gestellten Frage, wann menschliches Leben beginnt. Sie selbst wollten einen offenen Raum für die Frage bieten, unter welchen Umständen eine Schwangere ihr Kind zur Welt bringen würde und den Blick auch auf entsprechende Unterstützungsmöglichkeiten richten. Zahlreiche Frauen wünschten sich bewusst eine Beratung, deren Ergebnis offenbleibe.

Michaela Branke, die Leiterin der Beratungsstelle, skizzierte, wie die Beraterinnen „innerhalb einer Stunde über zutiefst persönliche Fragen“ mit ihren Klientinnen ins Gespräch kämen. Dabei erlebten sie eine große Dankbarkeit für diese Beratung. Bischof Timmerevers unterstrich, dass er die Arbeit von donum vitae sichtbar machen und die Mitarbeiterinnen in ihrem täglichen Einsatz bestärken möchte.

donum vitae – lateinisch „Geschenk des Lebens“ – wurde 1999 von katholischen Christinnen und Christen gegründet und wird heute von Menschen verschiedener Konfessionen sowie von Personen getragen, die den Grundsätzen und Zielen des Vereins zustimmen. Der Name drückt die Überzeugung aus, dass Leben ein Geschenk ist – auch wenn es nicht immer zur passenden Zeit kommt und nicht immer ungeteilte Freude auslöst. donum vitae steht Schwangeren in schwierigen Konfliktsituationen ebenso zur Seite wie Ratsuchenden bei Fragen rund um Familienplanung, Sexualität, pränataler Diagnostik oder unerfülltem Kinderwunsch. Vorstandsmitglied Dr. Cornelia Klink: „Wir wollen dieses Feld nicht nur anderen überlassen, sondern selbst aus christlicher Perspektive beraten.“ Vier Beraterinnen sind aktuell in Dresden im Dienst des Vereins tätig.

Kostenlos und vertraulich

Die Beratung ist kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym. Sie steht allen Menschen offen – unabhängig von Nationalität, Konfession oder sexueller Orientierung – und umfasst auch die Ausstellung des Beratungsnachweises nach § 219 StGB. donum vitae berät bundesweit an mehr als 200 Orten und ist zusätzlich mit einer Online-Beratungsstelle erreichbar.

Der Dresdner Verein donum vitae wurde im Jahr 2001 von katholischen Christen gegründet und wird heute gemeinsam mit evangelischen Christen und Menschen getragen, die den Grundsätzen und Zielen der Arbeit des Vereins zustimmen.

Mehr Informationen:
https://dresden.donumvitae.org/ 

Text/Fotos: Michael Baudisch

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