Menü
Bistum Dresden Meissen
23. Mai 2022

Petrus verstärkt nun Anna und Maria

Glockenweihe mit Bischof em. Reinelt in Reichenbach/V.

Reichenbach/Vogtland. Am gestrigen Sonntag, 22. Mai, haben die Katholiken in Reichenbach im Vogtland ein Fest gefeiert, das im Leben einer Gemeinde nur selten vorkommt: eine Glockenweihe. Für die Reichenbacher ist dies zurzeit allerdings nichts Ungewohntes. Erst letzten Monat erhielt die Ev.-Luth. Peter-Paul-Kirche ein neues Geläut. Nun war es in der katholische Kirche Sankt Marien soweit, die seit 2020 zur Pfarrei St. Christophorus Auerbach gehört. Bischof emeritus Joachim Reinelt übergab die neue Petrusglocke, die erst vor vier Wochen - am 22. April - bei der Firma Rincker im hessischen Sinn gegossen wurde, mit der Weihe ihrer Bestimmung. 

In der Geschichte der Marienkirche gab es bereits zwei Mal eine Glockenweihe. Die ersten Glocken – ein dreistimmiges Mollgeläut in den Tönen fis‘-a‘-cis‘‘ – wurden im Jahr vor der Kirchweihe, 1926, im westfälischen Gescher gegossen. Die beiden größten Glocken wurden Opfer des Zweiten Weltkrieges und mussten 1942 abgegeben und eingeschmolzen werden, nur die kleinere verblieb. Als Ersatz lieferte die Glockengießerdynastie Schilling aus Apolda 1977 eine neue Glocke für die Reichenbacher Katholiken. Zusammen mit diesen beiden Instrumenten hing bis vor einigen Wochen noch eine kleine Eisenhartgussglocke aus dem Jahr 1919 im Turm, die wegen Materialermüdung bereits mehrere Jahre schwieg und nun ausgetauscht wurde.

Mit der Weihe der neuen Glocke ist das Geläut der Marienkirche nun wieder komplett. Sie ist dem Stadtpatron, dem Hl. Petrus geweiht, wiegt ca. 310 kg, hat einen Durchmesser von 80 cm. Ihre Inschrift stammt aus dem Matthäusevangelium: "Du bist Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes", ein Zitat, das ebenfalls auf Petrus verweist. Die neue Kirchenglocke erklingt im Ton h‘, sodass bald das Geläut der drei Glocken in den Tönen h‘-cis‘‘-e‘‘ (dem sogenannten Gloria-Motiv) zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen über dem Vogtlandstädtchen erklingen wird.

Glockenklang erinnert an die Botschaft Christi

Bischof em. Joachim Reinelt besprengte bei der Weihehandlung die neue Glocke nach dem Segensgebet zunächst mit Weihwasser. Anschließend erfolgten die Inzens mit Weihrauch und die Salbung mit Chrisam an vier Stellen. Dadurch wird der Segen Gottes für den Dienst der Glocke erbeten.

Dass Glocken für die Kirche und die Christen eine besondere Bedeutung haben, merkte der Bischof in seiner Predigt an: „Die Glocke ist bedeutungslos, wenn sie nicht gehört wird. In die Welt hinein soll sie ihre Botschaft bringen.“ Der Ruf dieser Glocke erinnere die Gläubigen jedes Mal aufs Neue an die Botschaft Christi, einander zu lieben und zu achten. Altbischof Reinelt schloss seine Predigt mit dem Wunsch, dass diese Glocke niemals zu einem Krieg läuten solle, sondern stets den Frieden verkünden soll.

Zu Pfingsten erklingt das neue Geläut gemeinsam

Im Anschluss an die Weihe und das festliche Tedeum, richtete Reichenbachs Oberbürgermeister Raphael Kürzinger sein Wort an die Gemeinde und freute sich, dass mit der Vervollständigung des Geläutes, nun wieder ein Stück Heimat geschaffen wurde. Zum Schluss dankte Pfarrer Josef Reichl noch allen Spendern, die den Glockenaustausch erst möglich machten, und denen, die dieses Projekt mit ganzer Kraft vorangetrieben haben. "Mir fällt ein großer Stein von der Schulter, dass wir es nun geschafft haben", freute er sich sichtlich. Er verlas auch einen Brief der Glockengießerei Rincker, in dem der Gemeinde Reichenbach zu ihrer neuen, "äußerst gelungenen Glocke" gratuliert wurde. Diese Einschätzung bestätigte auch der Glockensachverständige des Bistums, Sebastian Ruffert.

Nach dem festlichen Gottesdienst, der in der vollbesetzten Kirche gefeiert wurde, waren alle zu einem Imbiss und Zusammensein in den Pfarrgarten eingeladen. Jeder hatte außerdem die Möglichkeit, die Glocke noch einmal aus nächster Nähe zu betrachten und anzuschlagen, bevor sie bereits am nächsten Tag in den Turm gehoben werden soll.

Aktuell laufen noch Arbeiten am Glockenstuhl. Der alte Stahlglockenstuhl war ebenfalls in die Jahre gekommen und wurde schon gegen einen neuen aus Holz ersetzt. Am Pfingstfest sollen die drei Glocken Petrus, Anna und Maria dann das erste Mal gemeinsam erklingen. Dieses Ereignis steht unter dem Leitwort, mit dem das berühmte Lied der Glocke von Friedrich Schiller endet: "Friede sei ihr erst Geläute!"

Text/Fotos: Felix Löwe

Bildergalerie