Rheinländer und leidenschaftlicher Pilger: Lothar Hesse besuchte alle Wallfahrtsorte im Bistum
zum Heiligen Jahr 2025
Zum Heiligen Jahr 2025 sind auch im Bistum Dresden-Meißen vier Kirchen als besondere Wallfahrtsorte ausgewiesen: Die Dresdner Kathedrale, die Konkathedrale St. Petri in Bautzen und die Wallfahrtsorte Rosenthal und Wechselburg heißen Pilgerinnen und Pilger willkommen. In einem Pilgerheft können Stempel gesammelt werden, die an die eigenen Besuche vor Ort erinnern.
Vermutlich einer der ersten Wallfahrer, der sich den Besuch aller vier Kirchen bestätigen ließ, war Lothar Hesse. Für den Rheinländer war die Pilgertour durch Sachsen eine eher spontane Unternehmung. Nach einem gesundheitlichen Schicksalsschlag vor einigen Jahren hat sich der 66-jährige das Pilgern zur Herzensangelegenheit gemacht. Aktuell ist er gerade wieder auf Tour. Wir haben ihn unterwegs auf dem Handy erreicht.
Herr Hesse, wo erwische ich Sie denn gerade?
Lothar Hesse: Ich bin gerade in Vilanova de Arousa, das liegt auf dem Jakobsweg in Spanien. Unser Weg hier führt nicht durchs Landesinnere, sondern an der Küste und am Wasser entlang. Wir haben heute eine Übernachtung und morgen früh fahren wir dann mit dem Boot Richtung Padron. Eine Strecke, auf der auch der Leichnam des Jakobus den Fluss hochgefahren worden sein soll.
Sie sind aber zwischen ihren Wallfahrtswegen auch mal zu Hause?
Ja, ich bin zwischendurch schon auch mal zu Hause! Aber ich bin ja schon als Kind nach Trier gepilgert und habe wohl damals schon Blut geleckt. Seit 2016 ist das mein sechster Camino hier durch Portugal, Frankreich, Spanien. Insgesamt bin ich inzwischen wohl über 3.000 Kilometer gepilgert.
Und wo sind Sie zu Hause, wenn Sie nicht unterwegs sind?
In Gummersbach bei Köln. Ich bin glücklicherweise schon in der Ruhestandsphase.
Sie sind aber so gut zu Fuß unterwegs, dass Sie das alles bewältigen?
Ja, wieder. Das ist eigentlich auch der Grund, warum ich gehe. Im Januar 2015 war ich schwer erkrankt und ging etwa 15 Monate am Stock, keine 100 Meter am Stück. 2016 dann habe ich angefangen, mich zurückzukämpfen und bin 2018 insgesamt 920 Kilometer auf dem Jakobsweg gelaufen. Wenn ich das erzähle, das glaubt mir keiner unterwegs. Und da habe ich gesagt, ich werde das so alle zwei Jahre machen. Dann kam Corona, und dadurch hat sich das ein bisschen verzögert. Dann bin ich aber im Jahr 2022 wieder gelaufen, außerdem letztes Jahr die Primitivo-Route und dabei habe ich einen sehr netten Pilger aus Wien kennengelernt. Wir laufen jetzt zusammen. Und er wollte dieses Jahr den Küstenweg gehen. Da habe ich gesagt, gut, dann gehe ich dieses Jahr nochmal.
Ihre Pilgerleidenschaft bezieht sich hauptsächlich auf den Jakobsweg und ihre Pilgerroute durch Sachsen war eine kleine Extra-Einlage?
Das war Zufall, weil ich in Dresden auf Besichtigung war. In der Bischofskirche habe ich das mit den Wallfahrtsorten gesehen. Da habe ich gesagt, ach, du hast ja Zeit; du wolltest zwar eigentlich Montag schon zurück, aber dann bleibst du eben eine Woche länger und erkundest noch ein bisschen die Region.
Aber dahin sind Sie nicht überall gelaufen?
Nein, da bin ich teilweise gegangen, teilweise hingefahren, weil das ja nicht so geplant war. Ich hatte ja auch kein Equipment dabei, um in Pilgerherbergen zu übernachten.
Was ist Ihnen in Erinnerung geblieben?
Also ich muss sagen, ich werde wahrscheinlich in die Klöster, in denen ich war, nochmal zu einem anderen Zeitpunkt zurückkommen. Die haben mir so gut gefallen. Da habe ich gesagt, dafür werde ich mir nochmal mehr Zeit nehmen, hinreisen und dann wirklich die Route nochmal ablaufen.
In Rom waren Sie dieses Jahr auch schon.
Richtig. Das war dann direkt im Anschluss. Ich war montags wieder zu Hause und bin mit dem Domradio Köln am Donnerstag nach Rom geflogen. Und dort wollte ich mir tatsächlich auch den Pilger-Stempel abholen, aber die haben immer zugehabt, wenn ich vor der Tür stand.
Was steht jetzt noch für Sie an?
Also ich komme diese Woche noch in Santiago an, bleibe zwei Tage, fahre dann mit dem Bus zurück nach Porto und fliege von dort wieder Richtung Köln.
Und wie viele Kilometer waren das, die Sie gerade gelaufen sind?
Das waren so etwa 290 Kilometer bis Santiago, ich habe noch 30, 40 vor mir.
Für dieses Jahr ist es damit genug oder haben Sie noch andere Wege vor?
Ne, für dieses Jahr ist eigentlich genug mit Laufen. Dann will ich mich mal ins Wohnmobil setzen, bin aber, weil es mir hier so gut gefallen hat, sogar geneigt, mit dem Wohnmobil die Küstenroute nochmal abzufahren.
Den spanischen und portugiesischen Jakobswegen bleiben Sie also treu? Das wollen Sie weiterhin alle zwei Jahre machen?
Das plane ich so. Und solange ich gehen kann, will ich das alle zwei Jahre machen. Einfach aus Dankbarkeit.
Dann wünschen wir Ihnen einen guten, unfallfreien Pilgerweg, eine gesunde Ankunft und vielen Dank für das Gespräch. Buen Camino!
Interview: Michael Baudisch