„Kein Aktivismus, sondern unser Job“
200 Medienschaffende diskutieren beim Jahrestreffen der katholischen Journalistenschule ifp in Leipzig über Journalismus und Klima
Leipzig. „Wir haben massiv versagt.“ Mit diesen Worten hat Bernhard Pötter, Chefredakteur des Climate.Table von Table.Media, das Agieren des Journalismus bei Klimathemen zusammengefasst. Er sprach beim Jahrestreffen der katholischen Journalistenschule ifp in Leipzig vor 200 Medienschaffenden. Pötter forderte mehr Aufmerksamkeit für Klimathemen: „Es gibt in Redaktionen Experten für Luftfahrt, Terrorismus und sogar für den Adel – aber nicht fürs Klima“. Auch die Vernetzung zwischen Journalistinnen und Journalisten sei bei diesem Thema wichtig.
Wie das funktionieren kann, zeigt das Klimanetzwerk des MDR, das die stellvertretende Redaktionsleiterin von MDR aktuell TV, Annette Loewe-Liebeskind, vorstellte. Redakteure und Autorinnen verschiedener Redaktionen treffen sich in diesem Rahmen, um gemeinsam und mit Fachleuten über Klimathemen zu sprechen. Klimajournalist Toralf Staud von klimafakten.de lobte das Konzept. Das Klima, so betonte er, müsse bei jedem Thema miteinfließen – zumindest in der Recherche: „Das ist kein Aktivismus, sondern unser Job.“ Damit das auch bei den Nutzerinnen und Nutzern ankommt, haben die Stuttgarter Zeitung/ Stuttgarter Nachrichten das datenjournalistische Projekt „Klimazentrale“ gestartet. Täglich werden die aktuellen Wetterdaten mit historischen Werten verglichen: „So kann man an die Lebensrealität anknüpfen“, sagte Redakteur Simon Koenigsdorff.
Außerdem diskutierten Fachleute zur Minderheitsposition der Kirchen in Sachsen. Bischof Heinrich Timmerevers, Bistum Dresden-Meißen, sagte, es sei wichtig, auf Menschen ohne Kirchenzugehörigkeit zuzugehen. „Man muss Anknüpfungspunkte im persönlichen Gespräch suchen, dann öffnen sich die Türen.“ Angesichts sinkender Mitgliederzahlen in den Kirchen warb die Präsidentin der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen, Bettina Westfeld, für Optimismus: „Man kann sich entwickeln, ohne auf die Zahlen zu schauen“, sagte Westfeld. Angst dürfe das eigene Handeln nicht leiten. Die Vorsitzende des Katholikenrats im Bistum Dresden-Meißen, Martina Breyer, forderte außerdem mehr Mitbestimmung für engagierte Kirchenmitglieder. Ehrenämter sollten sich nicht auf reine Hilfsaufgaben beschränken. Wichtig seien Gestaltungsräume für die Menschen, die sich einbringen wollen.
Das Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) ist die katholische Journalistenschule. Junge Menschen werden hier als Journalistinnen und Journalisten ausgebildet; zudem werden Fort- und Weiterbildungen angeboten. Das Schulungshaus liegt in der Münchner Innenstadt im ehemaligen Kapuzinerkloster St. Anton und verfügt über Fernseh- und Hörfunkstudios, Seminarräume und Gästezimmer (www.journalistenschule-ifp.de).
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