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Bistum Dresden Meissen
Karl-Anton Erath hat als Vorsitzender des Pfarrgemeinderats in Leutersdorf die letzten sechs Jahre seit der Pfarrei-Neugründung begleitet. © privat
12. Dezember 2023

Als Gemeinde gefunden und an die größere Einheit gewöhnt

Sechs Jahre nach der ersten Pfarrei-Neugründung im Rahmen des Erkundungsprozesses blickt der Vorsitzende des Leutersdorfer Pfarrgemeinderats, Karl-Anton Erath, auf die Entwicklungen seither zurück

Leutersdorf. 97 Pfarreien gab es im Bistum Dresden-Meißen im Jahr 2017. Im Rahmen des Erkundungsprozesses schlossen sich bis ins Jahr 2020 hinein diese kleinteiligen Gemeinden zu größeren Einheiten zusammen. Den Anfang machte dabei die Oberlausitz: am 10. Dezember 2017 gründete Bischof Heinrich Timmerevers die Pfarreien Leutersdorf, Ebersbach-Neugersdorf und Oppach als eine gemeinsame Pfarrei Mariä Himmelfahrt Leutersdorf neu. An diesem Donnerstag, 14. Dezember 2023, wird er - sechs Jahre nach der Neugründung - in Erinnerung an dieses Ereignis wieder zum Besuch in die Pfarrei Leutersdorf kommen. Die Heilige Messe mit dem Bischof beginnt um 17 Uhr in der Pfarrkirche (Aloys-Scholze-Straße 4).

Im Vorfeld des Besuchs haben wir mit dem Vorsitzenden des Leuterdorfer Pfarrgemeinderats, Karl-Anton Erath, im Interview auf die Entwicklungen in der Gemeinde seither zurückgeblickt. 

Herr Erath, können Sie sich erinnern, wie die Stimmung in den Gemeinden war, als die Neugründung der Pfarrei anstand?

Wir waren in unserem Bistum ja die erste Gemeinde, die neu zusammengelegt wurde. Und wir hatten diesen Prozess als Pfarrgemeinderat damals auch selbst mit angestoßen, weil wir in den damaligen Pfarreien unserer Verantwortungsgemeinschaft Ebersbach-Neugersdorf, Oppach und Leutersdorf durch den Weggang eines Pfarrers eine deutliche Veränderung hatten. Es war für uns absehbar, dass wir nicht wieder mit einem zweiten Pfarrer ausgestattet werden. Und da haben wir gesagt: Mit dem Prozess der Pfarreizusammenlegung muss losgelegt werden. Es macht keinen Sinn, verwaltungstechnisch alles dreimal zu machen, was eigentlich einmal gemacht werden kann. Da kann man Zeit einsparen und der Pfarrer hat mehr Freiraum für seine eigentlichen seelsorgerischen Aufgaben, anstatt sich um Verwaltung zu kümmern. In der Gemeinde gab es meiner Erinnerung nach auch den Gedanken: Wir wollen das, das macht Sinn und das hilft uns.

Nun sind sechs Jahre vergangen, das Neugründungs-Datum wird mit einem Gottesdienst gefeiert und der Bischof kommt zum Jahrestag wieder zu ihnen. Wenn Sie auf die Situation heute schauen: Wie erleben Sie die Lage heute, mehrere Jahre nach der Neugründung?

In den letzten Jahren sind einige Probleme aufgetaucht, die wir früher gar nicht gesehen hatten. Das schwierigste Thema ist die Sonntagsgottesdienst-Ordnung. Wir hatten damals nach der Neugründung zunächst eine klare Regelung mit einem Sonntagsgottesdienst und zwei Vorabendmessen. Das gab zwar keine Jubelschreie unter allen Beteiligten, aber es war plausibel und akzeptiert. Mit dem Wechsel des Pfarrers eröffnete sich nun die gut gemeinte Möglichkeit, zwei Sonntagsgottesdienste in der Pfarrei zu feiern. Die Freude war zunächst groß. Doch nun entzünden sich Debatten darüber: Wie bringen wir zeitlich die Sonntagsgottesdienste so unter, dass alle Gemeinden zufrieden sind. Und darüber gibt es seither nach wie vor intensive Diskussionen.

Durch dieses Thema ist leider auch wieder ein Stück stärker in den Vordergrund gerückt, dass es vom Grundsatz her doch drei Gemeinden sind und jeder eher an sich denkt. Dennoch: Insgesamt ist die Stimmung okay. Das passt. Ich glaube nicht, dass irgendjemand auf die Idee kommt zu sagen: Das müssen wir wieder zurückdrehen und wir wollen das wie früher haben.

Gibt es positive Beispiele, was die Neugründung gebracht hat?

Auf der Verwaltungsseite hatten wir den Pfarreirat bereits vorher zu einem Gremium zusammengelegt. Aber im Lauf der Jahre ist nun die Stelle des Verwaltungsleiters eingerichtet worden. Da haben wir auch eine Halbtagesstelle bekommen. Das ist auf jeden Fall ein Fortschritt, der mit der Gemeindezusammenlegung vielleicht nur indirekt zu tun hat. Aber wenn es heute noch drei Gemeinden wären, müsste das ja wieder mehrfach gemacht werden. Also darin sehe ich schon einen Vorteil. Dadurch, dass die Strukturen größer wurden, konnten die Verwaltungsaufgaben auch besser zusammengefasst werden. Und wir haben eine gemeinsame Homepage, wir haben einen gemeinsamen Pfarrbrief, das ist wirklich eins geworden und funktioniert auch.

Was das Gemeindeleben betrifft, ist klar: RKW, Firmung und Erstkommunion finden gemeinsam statt. Aber es gibt ein bisschen den Spagat zwischen den weiteren Wegen und dem Thema, dass die Gruppen dennoch weiterhin klein sind. Aber das funktioniert, das wird zusammen gemacht, das kann man positiv betrachten. Auch was die besonderen Feiertage betrifft – ich denke etwa an die Liturgie zum Karfreitag – hat man sich gut als Gemeinde gefunden und an die größere Einheit gewöhnt. Wenn man sich mit den Leuten unterhält, hört man oft: Es ist einfach schöner, wenn eine Kirche besser gefüllt ist, als wenn an jedem Standort nur ein paar wenige versammelt sind. Wir werden halt nun mal nicht mehr.

Interview: Michael Baudisch

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