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Bistum Dresden Meissen
Mittagsandacht am Aussichtspunkt des Deponiebergs. © Michael Baudisch
08. Juli 2022

Ganz konkret Fragen des Umweltschutzes in den Blick nehmen

Katholische Christen gestalten Bistumsumwelttag auf der Zentraldeponie Cröbern

Cröbern/Leipzig. Der Himmel ist bewölkt an diesem Samstagmorgen. Nach Sonnenhitze noch wenige Tage zuvor zeigt das Thermometer heute nur rund 20 Grad, die sich auf der Mülldeponie südlich von Leipzig deutlich kühler anfühlen. Um das Wetter - oder besser gesagt das Klima und seinen Wandel - , um Wassermangel, Ressourcen-Schonung und um fehlende Nahrungsmittel soll es an diesem Tag auch gehen, beim Bistumsumwelttag, zu dem nicht nur Christen aus Sachsen und Ostthüringen, sondern "alle Menschen" willkommen sind, wie Katholikenratsvorsitzende Martina Breyer in ihren Begrüßungsworten sagt. Gemeinsam mit Bischof Heinrich Timmerevers haben Katholikenrat und Bistum zu diesem Umwelttag auf der Zentraldeponie Cröbern eingeladen.

Unter dem Leitwort „Wert.Voll.Leben“ soll heute Gelegenheit sein, sich ein paar Stunden ganz konkret mit Fragen des Naturschutzes und der Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Für Martina Breyer ein passendes Umfeld: „Was passiert mit all dem Müll, den wir jeden Tag produzieren? Wie kann ich ganz praktisch Müll vermeiden, zu Hause, in meinem Verein, im Pfarrhaus oder im Garten? Wie halte ich es mit meinem Konsum? Was brauche ich wirklich? Welche Auswirkungen hat mein Handeln auf den Rest der Welt?“

Tragweite des Klimawandels erkennen

Themen, die auf dem Aktionstag auf der Westseite des Störmthaler Sees am 9. Juli 2022 zur Sprache kamen. Als Veranstaltungsort südlich von Leipzig diente vor allem der Bergbau-Technik-Park der Zentraldeponie. Zum Gedanken des Tages sagt Bischof Heinrich Timmerevers: „Die Tragweite des Klimawandels wird immer deutlicher. Deshalb ist es dringend nötig, konkret zu werden; hier vor Ort, in unserem Bistum. Der Aktionstag ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg.“

In einer Ansprache zum Beginn des Tages im großen Veranstaltungszelt berichtet der Bischof auch von seiner Audienz bei Papst Franziskus, die erst wenige Tage zurückliegt. Neben einem Beicht aus seinem Bistum habe er dem Heiligen Vater diesen Aktionstag angekündigt, der auch das Thema der päpstlichen Enzyklika 'Laudato si' aufgreift. "Der Papst wurde ganz aufmerksam", so berichtet Bischof Heinrich, "und sagte: Und sie wirkt doch!" 

Vom Zusammenhang von Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit

Das Programm an diesem Tag zwischen ausrangierten Tagebaubaggern und begrünter Mülldeponie gibt einen breiten Einblick zum Thema Kirche und Umwelt. Es gibt Geistliche Angebote - etwa eine Andacht mit Blechbläsern auf dem Plateau des Deponiebergs -, Workshops, Musik und einen Markt der Möglichkeiten. Es gibt Führungen und Vorträge. Neben dem Umweltgedanken spielt der soziale Aspekt, der damit verbunden ist, eine besondere Rolle.

Katholikenrats-Vorsitzende Martina Breyer sagt: „Wir wollen unseren Lebensstil, den Ressourcenverbrauch und unser Konsumverhalten hinterfragen und gemeinsam ganz konkret nach möglichen Zukunftswegen der Veränderung suchen. Denn die Zukunft der Erde geht uns alle an. Untrennbar dazu gehören die ethischen Fragen nach mehr sozialer Gerechtigkeit und Solidarität in der Welt.“

So informieren der Autor Günther Wessel – der ein Buch über den Versuch seiner Familie, CO2-neutral zu leben, geschrieben hat – und Debora D’Ambruso vom kirchlichen Hilfswerk MISEREOR über das Thema „Klimawandel – eine Frage der Gerechtigkeit“. Der Theologe und Christliche Sozialethiker Prof. Markus Vogt aus München spricht über „Die Wegwerfgesellschaft als ethisch-kulturelle Herausforderung“. 

Stromspar-Check und Basteln mit Naturmaterial

Konkretes Umweltengagement können die Teilnehmenden parallel zu den Vorträgen bei Workshops etwa zum sparsamen Umgang mit Energie, zur Artenvielfalt durch Blühstreifen am Ackerrand oder mit Blick auf ökologisch nachhaltige Kleidung bei der „Clean Clothes Campaign“ kennenlernen.

Auf einem Markt der Möglichkeiten können die Gäste bei einer Vielzahl an Angeboten unter anderem Wahrnehmungsübungen in der Natur erproben, mit einem Fahrrad selbst Smoothies zubereiten, einen Stromspar-Check machen, mit Naturmaterialien basteln oder sich über „Grüne Berufe“ informieren. Außerdem können die Besucherinnen und Besucher bei Führungen die Arbeit der Zentraldeponie Cröbern und den Bergbau-Technik-Park des Leipziger Neuseenlands besichtigen.

Die Zentraldeponie Cröbern

Auf der Zentraldeponie Cröbern werden schadstoffhaltige Abfälle, die nicht recycelbar sind, dauerhaft eingeschlossen. Solange eine Verwertung oder Beseitigung der Schadstoffe nicht möglich ist, werden sie hier sicher gelagert. Dazu zählen mineralische Abfälle – etwa aus belasteten Böden – aber auch Aschen, Schlacken oder Bauabfälle wie Asbest, Dämmmaterial oder Brandschutt. Beim Bistumsumwelttag erhalten die Gäste einen Blick hinter die Kulissen der modernen Abfallwirtschaft. Sie erfahren, wie mit mehrfachen Barrieren das Grundwasser vor Verunreinigungen gesichert, Sickerwasser wird gesammelt und gereinigt wird. Anfallendes Deponiegas wird ressourcenschonend verstromt. Durch einen Tunnel ist die Deponie von unten begehbar; die dadurch mögliche Überwachung der Basisabdichtung in Cröbern gilt als bundesweit einmalig.

Der 1992 für die Deponie gewählte Standort liegt auf einer früheren Braunkohleabbaufläche. Ein Teil der Landschaft wurde inzwischen wieder nutzbar gemacht.

Text/Fotos: Michael Baudisch

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