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Bistum Dresden Meissen
Live Klezmer-Musik mit Duo Mamaliga aus Leipzig. © Philipp Ramm-Kokot
12. August 2021

Borna feierte Patronatsfest mit Buchlesung und Live-Musik

am Sonntag, 8. August

Borna. Die Begegnung mit der jüdischen Kultur stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung am Sonntag, dem 8. August 2021, im Garten der katholischen Gemeinde St. Joseph in Borna. Dabei boten eine Buchlesung, Live-Musik und Kostproben aus der Levante-Küche einen Zugang für alle Sinne. Etwa 90 Gäste waren der Einladung gefolgt.

Der Anlass für die katholischen Christen zwischen Leipzig und Chemnitz war die Feier des einjährigen, neuen Patronats der Pfarrei Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz – Edith Stein Limbach-Oberfrohna; zudem wurde die Heilige vor 130 Jahren geboren. Dieses Patronatsfest war eine zweite Veranstaltung im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Bereits vor vier Wochen begab sich ein historischer Stadtrundgang auf jüdische Spurensuche in Borna.

Das Pfarrei-Patronatsfest wurde am Vormittag mit einem Open-Air-Gottesdienst eröffnet.
Kaplan Thomas Wiesner griff in seiner Predigt die jüdischen Wurzeln von Edith Stein und
ihre Suche nach der Wahrheit auf, die letztlich zu ihrer Konvertierung führte. Die
Mittagspause bot Gelegenheit, traditionelle Gerichte aus der Levante-Küche - egal ob
Suppe, Brotaufstrich oder Gebäck - zu verkosten.

Buchlesung mit Texten Edith Steins

Während der mittäglichen Buchlesung kam Edith Stein selbst zu Wort. Gabriele Kleine
las ausgewählte Passagen aus ihren Kindheitserinnerungen „Aus dem Leben einer
jüdischen Familie“ vor und erzählte den Zuhörern auf unterhaltsame Weise von ihrer Zeit
in Breslau. Edith Stein kam 1891 als jüngstes von elf Kindern zur Welt, allerdings waren
vier Geschwister bereits vor ihrer Geburt gestorben. Ebenso verstarb ihr Vater nach
ihrem ersten Lebensjahr, der einen Holzhandel führte. Daraufhin musste ihre Mutter die
Kinder alleine großziehen und das Geschäft weiterführen. Und dies offensichtlich so
erfolgreich, dass sie allen eine gute Schulausbildung ermöglichen konnte. Daher
verwundert es nicht, dass die Bindung der Kinder zur Mutter sehr eng war.

Gabriele Kleine, Gemeindemitglied aus Borna, beschäftigt sich seit einiger Zeit mit dem
Leben und Wirken von Edith Stein. Sie findet besonders beeindruckend an ihr, dass „sie eine fortschrittliche Frau war, wir würden heute von einer ‚Frauenrechtlerin‘ sprechen. Sie hat sich dafür eingesetzt, dass niemand auf den anderen herabschaut, egal welchen Glauben er besitzt“.

Schwungvoll wurde es im Anschluss mit dem Duo Mamaliga aus Leipzig. Dabei stellten
die beiden Musiker, begleitet mit Klarinette und Akkordeon, typische Stücke der Klezmer-
Musik vor. Sie verstanden es gekonnt, das Publikum mit einzubinden und es für ihre
Musik zu begeistern.

Ein kleines Kinderprogramm mit bunten Bastel- und Spielangeboten machte die
Veranstaltung zu einem Familienfest. Mit dem Segen durch Kaplan Wiesner endete ein
erlebnisreicher Tag, der auch ein Zeichen gegen Antisemitismus setzte.

Hintergrund:

Anlässlich des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ (#2021JLID) – und ein Jahr unter dem neuen Pfarreipatronat Edith Steins beteiligt sich die katholische Gemeinde St. Joseph Borna mit dem Projekt „Jüdische Lebensspuren in Borna“ daran. Damit soll nicht nur ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt, sondern auch das jüdische Leben in der Stadt Borna sicht- und erlebbar gemacht sowie wieder ins Bewusstsein der Menschen gebracht werden.

Deshalb soll es die Möglichkeit geben, mehr von ihrer jüdischen Seite und ihren interreligiösen und pro-europäischen Überzeugungen zu erfahren. Das Projekt bestand bislang aus zwei Veranstaltungen und endet mit der Einladung zu einer städtischen Gedenkveranstaltung am Dienstag, dem 9. November, anlässlich der Novemberereignisse von 1938.

Weitere Informationen im Internet unter: www.kath-kirche-borna.de und www.2021jlid.de


Text/Fotos: Philipp Ramm-Kokot

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