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Bistum Dresden Meissen
Dekan Markus Böhme © privat
27. Februar 2022

"Balken, von denen Jesus spricht,/ versperren häufig uns die Sicht"

Gereimte Predigt von Dekan Markus Böhme, Zwickau, am 27. Februar 2022

Ihr lieben Kinder, Schwestern, Brüder,
ihr hört: ich reime heute wieder,
denn Fastnacht steht nun vor der Tür.
Wie immer dachte ich da mir:
Heut darf die Predigt anders sein.
Und so entstand sie, Reim für Reim.

Natürlich sag ich’s frei heraus:
Ich mach kein Schabernack daraus.
Denn wir sind nicht bei einer Show,
wo’s zugeht oberflächlich froh
und man sich selber feiern will.
Das ist mitnichten hier das Ziel.

Im Zentrum steht an diesem Ort
nur eins und das ist Gottes Wort.
Es will uns treffen und verwandeln,
damit in seinem Sinn wir handeln.
Deshalb red‘ ich nicht lange rum
und schau aufs Evangelium.

Zu seinen Jüngern Jesus spricht:
Siehst du in deinem Auge nicht
den Balken, den du mit dir trägst,
während du maßlos dich aufregst,
weil da ein Splitter ist zu sehn
beim andern, was du find‘st nicht schön.

Der Splitter ist dafür ein Bild,
was damals galt und heut noch gilt:
Die Fehler andrer sind im Blick
zuerst, und dafür gibt’s Kritik.
Die meisten sind damit nicht kleinlich,
denn was der andre tut, scheint peinlich.

Mitunter unbarmherzig sind
wir dann zu Mann, zu Frau und Kind.
Nicht selten machen wir recht munter
sie wegen ihrer Fehler runter.
Fühl’n uns moralisch überlegen
und kritisieren sie deswegen.

Die Kirche ist nicht ausgenommen,
obwohl Christen zusammenkommen.
Da wird getratscht, verurteilt gar,
weil einer eben nicht so war,
wie wir das gerne haben wollen. K
ritik gib es da aus den Vollen.

Jesus macht deutlich: Das ist Mist!
Auf diese Art handelt kein Christ.
Er schreibt die Nächstenliebe groß
und will, dass wir vorurteilslos
gemeinsam unsren Glauben leben
und so ein Zeugnis für ihn geben.

Ehe wir and’re kritisieren,
sollten wir ehrlich reflektieren,
zunächst mal unsre Fehler, Schwächen
und nicht zuerst von andern sprechen.
Bei uns gibt‘s selber viel zu tun
und keinen Grund, sich auszuruhn.

Balken, von denen Jesus spricht,
versperren häufig uns die Sicht,
engen uns ein, werfen den Blick
auf uns und was wir wolln zurück,
geben auf andre nicht sehr viel,
verfolgen stets das eigne Ziel.

Ein Balken, der heißt „Tradition“:
„Das war hier nämlich immer schon.
Und jenes gab’s bei uns noch nie“,
sprechen nicht wenig. Aber sie
verdrängen, dass in allen Dingen
Entwicklung kann uns vorwärtsbringen.

Gerade in unsrer Großpfarrei
da ist man ziemlich schnell dabei,
zurückzublicken auf die Zeit,
wo weit mehr Priester warn als heut.
Und man verklärt die Zeit, die war,
wünscht sich in längst vergang‘ne Jahr‘.

Ich merke hier beinahe täglich:
sehr viele sind da unbeweglich.
Mancher Gemeinde scheint’s egal,
wie’s große Ganze wird real.
Mit Scheuklappen, oft kleinkariert,
wird da vor Ort für sich agiert.

Wer so denkt, der wird freilich nie
nach vorne schau‘n mit Phantasie
und fragen: Wie kann es gelingen,
die Frohe Botschaft anzubringen,
dass die der Menschen Herz berührt
und sie schließlich zu Jesus führt?

Denn das doch unser Auftrag ist,
den mancher leider schnell vergisst,
weil dieser auch den Anspruch hegt,
dass man nach vorne sich bewegt.
Dies ist nicht immer angenehm
und manchmal ziemlich unbequem.

Denn dabei muss ich hinterfragen:
Was kann mein Leben wirklich tragen?
Und was ist alles Nebensache
von dem, was ich da täglich mache?
Wo ist Bekehrung angesagt?
Und wo bin ich zu oft verzagt?

Jesus nennt „Heuchler“ manche Leute.
Er tat es damals, er tut’s heute.
Er will uns wachrütteln, denn dann
auch unser Glaube wachsen kann.
Und wir nicht in dem Alltagstrott
verlieren unsren Blick auf Gott.

Ein jeder stelle sich die Frage:
Bin ich ein Heuchler, weil ich trage
im Auge mein den Balken da
und nehme nur den Splitter wahr
im Auge meines Nächsten? So
werd‘ weder ich noch dieser froh.

Jesus hält uns `nen Spiegel vor.
Manches wird da zum Eigentor,
was wir an anderen bemängeln,
und sie gelegentlich recht gängeln.
Darum sollten wir schleunigst lernen,
bei uns den Balken zu entfernen.

Noch immer ist es nicht vorbei
mit diesem Virus Sars-Cov2.
Seit nun zwei Jahren werden wir
gequält von diesem Virus hier.
Damit zu leben ist nicht leicht.
„Corona, hörst Du, ja, es reicht!“

Der Abstand ist klar vorgegeben,
auch müssen wir mit Maske leben,
die uns das Atmen schwerer macht.
Darunter keiner gerne lacht.
Zudem die Brille dann beschlägt,
wenn diese man zur Maske trägt.

Und größtenteils ist aufgegeben
unser gesellschaftliches Leben.
Vieles ist unmöglich schon lange.
Und manchem wird da ziemlich bange.
Wie geht es weiter? fragt man da.
Doch dies ist keinem bislang klar.

Natürlich würd‘ ich lieber heut als morgen,
die Masken allesamt entsorgen,
um dann, ohne zu lamentieren,
mein früh’res Leben weiterführen.
Und nicht mehr darauf hören müssen,
was die „Experten“ alles wissen.

Es bleibt zu hoffen, dass Covid,
sich schnell und endgültig verzieht.
Damit wir dann auch wieder können
das Leben so tatsächlich nennen,
weil’s keine Einschränkung mehr gibt
und man Gesicht statt Maske sieht.

Doch dürfen wir dann nicht ausruh’n.
`Ne Menge gibt es da zu tun:
Wir wissen, die Corona-Zeit
hat die Gesellschaft stark entzweit.
Selbst bei Familien kann man seh’n,
wie tiefe Gräben durch sie geh’n.

Ein jeder sollte sich selbst fragen:
Was hab‘ ich dazu beigetragen?
Wo habe ich die Kluft geweitet,
nur meine Ansicht ausgebreitet?
Wo hab‘ ich die, die ungeimpft,
gehasst, gecancelt und beschimpft?

Mancher war außer Rand und Band,
wenn er ’ne andre Meinung fand,
die seiner nicht genau entsprach,
sagt prompt dem Andern Hetze nach,
fühlt sich moralisch überlegen.
Darin liegt keinesfalls ein Segen.

Egal, von welcher Seite dies
wurd‘ praktiziert. Das ist ganz mies.
Denn Jesu Weisung ist glasklar
auch heute noch, wie’s damals war:
Wo Liebe nicht der Maßstab ist,
verdient man nicht den Namen „Christ“.

Beginnen wir wieder zu lieben
und uns in Toleranz zu üben,
die Meinung andrer auszuhalten.
So können Größe wir entfalten.
Weg mit dem kleinkarierten Denken,
das uns gewaltig tut beschränken!

Je besser uns dies wird gelingen,
werden wir gute Früchte bringen.
Den Baum man an der Frucht erkennt,
sagt Jesus, und er klar benennt,
dass alle, die ihm folgen wollen,
solch‘ gute Früchte tragen sollen.

Ich will noch einen Ausblick wagen,
die Zukunft, die stellt uns vor Fragen:
Wie wird‘s im Sommer hier ausseh’n,
wenn unsre Patres wieder gehen?
Das Kloster wird dann dicht gemacht.
Wohl keiner hätte das gedacht.

Noch gibt’s keinen konkreten Plan,
was unser Personal geht an.
Doch klar ist jetzt schon: es steh’n dann
wieder Veränderungen an.
Schon jetzt hör ich: „Das geht so nicht!
Wir hab’n uns schließlich eingericht.“

Dies‘ Denken gar nicht hilfreich ist,
und klar sein sollte jedem Christ:
Der Glaubensweg entsteht im Geh’n,
nicht, wenn wir auf der Stelle stehn.
Wir sollten uns nicht nur aufregen,
stattdessen lieber uns bewegen.

Das Leitbild, welches wir gewählt
für die Pfarrei, dieses erzählt,
von Jüngern, die nach Emmaus geh’n.
Und unterwegs ’nen Fremden sehn,
der Fragen stellt und manches sagt,
den beiden, die da sind verzagt.

Und erst am Abend in dem Haus,
beim Brotbrechen stellt sich heraus:
Es ist der auferstand’ne Herr.
Das sollt‘ uns motivieren sehr,
den Weg zu wagen, weil man dann
Christus auch heut‘ begegnen kann.

Wenn ich das will – das ist das Tolle –
spielt manches kaum noch eine Rolle.
Und steh’n Veränderungen an,
wirft mich dies nicht gleich aus der Bahn.
Weil Christus in der Mitte steht
und nur um ihn sich alles dreht.

Das sollten wir bei allem Walten
in unserem Hinterkopf behalten.
Denn dann steht über unsren Wegen
mit Sicherheit auch Gottes Segen,
der uns geleitet durch die Zeit,
und ew’ges Leben hält bereit.

Damit lass ich es nun bewenden,
werd‘ meine Predigt langsam enden.
Ich hoffe, einiges bleibt hängen,
befreit vielleicht aus manchen Zwängen.
Gibt Anreiz, einmal nachzuspüren,
wohin der Glaube uns will führen.

Vertrauen wir Gott, unserm Herrn,
und loben seinen Namen gern.
Er gab uns Leben in der Zeit,
vollendet es in Ewigkeit.
So passt dann alles in ’nen Rahmen.
Gelobt sei Jesus Christus. Amen.

© 2022 Dekan Markus Böhme