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Bistum Dresden Meissen
Prof. Dr. Thomas Söding bei einer Sitzung des Synodalen Weges. © Synodaler Weg/Bezem Mashiqi
19. Mai 2022

Kirchliches Lehramt braucht unabhängige Theologie

Prof. Thomas Söding reagiert im Podcast auf Kritik am Orientierungstext des Synodalen Wegs

Dresden. In der neuen Folge des Podcasts „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen spricht der Vizepräsident des Synodalen Wegs, Prof. Dr. Thomas Söding, über das Verhältnis von Lehramt und Theologie im Kontext des aktuellen Reformprozesses. Anlass ist die scharfe Kritik, die der in Rom lehrende Theologieprofessor Martin Rohnheimer in der aktuellen Ausgabe der Herder Korrespondenz (5/2022) am Orientierungstext des Synodalpräsidiums übt. Rohnheimer sieht in dem Text die „Konstruktion“ eines ergänzenden Lehramts der Theologie gegenüber den Bischöfen und bemängelt einen „selektiven, willkürlichen und geradezu irreführenden“ Umgang mit historischen Quellen.

Lehramt und Theologie haben unterschiedliche Funktionen

Söding verwehrt sich gegen die Behauptung Rohnheimers, der Orientierungstext führe ein „doppelten Lehramt von Bischöfen und der Theologen“ ein. Der Text sei im Gegenteil klar in seiner Sprache und verwende den Begriff „Lehramt“ ausschließlich für das bischöfliche magisterium. Es gehe nämlich gerade darum, so Söding, die verschiedenen Funktionen von Theologie und Lehramt zu betonen. Gleichwohl gehe es dem Text darum, die Stellung der Theologie zu stärken. Die Bischöfe seien gut beraten, sagt der Bochumer Theologe, auf die Stimme der Theologie zu hören: Es sei wichtig, „dass das Lehramt zunächst lernt, bevor es lehrt“. Söding zeigt sich überzeugt davon, „dass sich das Lehramt selbst tief schadet, wenn es sich eine Kompetenz zuspricht, die es nach katholischer Lehre gar nicht hat“. Ethische Fragen oder Details der Bibelauslegung beispielsweise gehörten klar in den Kompetenzbereich der Theologie.

Lehramt müsse Freiheit der Theologie garantieren

Söding spricht sich gegen eine einseitige Unterordnung der Theologie unter das bischöfliche Lehramt aus, die er als eine Vorstellung des 19. Jahrhunderts bezeichnet. Theologie und Lehramt gehörten beide vielmehr zu einem „Gefüge von Bezeugungsinstanzen“, die untereinander vernetzt seien. Die Theologie sei dabei diejenige Instanz, die zum einen das Verhältnis aller Instanzen überhaupt theoretisch bestimmen könne und die zum anderen in der Lage sei, „immer nochmal die Alternativen zu denken“. Ohne ein solches Denken in Alternativen drohe Erstarrung, so Söding. Die katholische Kirche brauche deshalb eine unabhängige theologische Forschung, die vom Lehramt entsprechend garantiert werde müsse. Vor diesem Hintergrund kritisiert Söding etwa die verbreitete Überprüfung theologischer Qualifikationsarbeiten in Hinblick auf deren Überstimmung mit der offiziellen katholischen Lehre sowie die Intransparenz in der Erteilung des „Nihil obstat“ bei Berufungsverfahren.

Die gesamte Podcastfolge können Sie hier hören: https://lebendig-akademisch.podigee.io/179-das-lehramt-und-die-theologie

Alle Folgen des Podcasts „Mit Herz und Haltung“ finden sie hier: https://lebendig-akademisch.podigee.io/

Der Podcast „Mit Herz und Haltung“

Im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen nehmen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Expertinnen und Experten verschiedener Fachdisziplinen Stellung zu den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Fragestellungen. Neue Folgen erscheinen in regelmäßigen Abständen auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts, YouTube sowie auf den Websites der Akademie (http://www.lebendig-akademisch.de/podcast) und des Bistums (www.bistum-dresden-meissen.de).

 

 

((Bebilderungsvorschlag: epc-4yUw-Dortmund.jpeg, © Synodaler Weg/Bezem Mashiqi))