Menü
Bistum Dresden Meissen
Das Bild von Pfarrer Aloys Scholze (rechts) trug Pfarrer Bertram Wolf 2011 - damals noch als Pfarrer von Leutersdorf - zur Überführung der Urnen der im KZ Dachau ums Leben gekommenen Seelsorger des Bistums durch Dresden. Die Porträtbilder (v.l.n.r.) von Bernhard Wensch und Alojs Andritzki trugen der damalige Bistumsjugendseelsorger Ralph Kochinka und der damalige Pfarrer von Radibor Stephan Delan. © Norbert Büchner
23. November 2023

„Nichts aus der zerstörerischen Geschichte des Nationalsozialismus gelernt“

Stolperstein von NS-Gegner Aloys Scholze in Gera mit Hakenkreuz beschmiert

Gera. Ein Stolperstein, der im Gehweg nahe der Geraer Pfarrkirche St. Elisabeth an den NS-Gegner und katholischen Priester Aloys Scholze erinnert, ist geschändet worden: Zeugen fanden den 2015 vom Künstler Gunter Demnig gestalteten Gedenkstein heute früh mit einem Hakenkreuz beschmiert vor. Die Polizei hat den Vorfall am Morgen aufgenommen. Eine Strafanzeige wird von der Stadt Gera als Eigentümerin des Steins gestellt. Aloys Scholze (1893-1942) gehört zu den drei Priestern des Bistums Meißen (heute: Bistum Dresden-Meißen), die im KZ Dachau ihr Leben verloren.

Der Geraer Dekan Bertram Wolf sagt: „Pfarrer Aloys Scholze war ein Mann, der trotz größter Gefahren dem NS-Regime mutig die Stirn bot und sein Engagement mit dem Leben bezahlte. Dass sein Andenken heute auf diese feige Weise beschmutzt wurde, ist ein Affront, zu dem wir nicht schweigen können. Es zeigt, dass es leider immer noch Unbelehrbare gibt, die nichts aus der zerstörerischen Geschichte des Nationalsozialismus gelernt haben.“

Aloys Scholze wuchs in Dresden auf und studierte in Breslau Theologie. Sein Studium wurde durch den 1. Weltkrieg unterbrochen, in dem er als Soldat diente. Ins Priesterseminar Paderborn wurde er nach der Rückkehr vom Militär und Beendigung des Studiums 1920 aufgenommen und am 7. August 1921 zum Priester geweiht. Am 1. September trat er als Kaplan seine erste Stelle in der St. Elisabethgemeinde in Gera an, wo er 5 Jahre wirkte. Als Kaplan war er weiterhin in Leipzig-Lindenau tätig. Im Jahr 1929 wurde er Pfarrer in Kunnersdorf auf dem Eigen.

Von 1931 bis 1941 versah er das Pfarramt in Leutersdorf. Nach der Machtübernahme der Nazis half er hier Verfolgten und Regimegegnern bei der Flucht über die nahe gelegene Grenze zur Tschechoslowakei, etwa 1933 dem SPD-Politiker Helmut Klotz. Aus seiner Ablehnung Hitlers machte er keinen Hehl. Diese Fluchthilfe und seine regimekritischen Predigten führte im Mai 1941 zu seiner Verhaftung. Am 1. September 1942 starb er krank und entkräftet im KZ Dachau.

Seine Urne wird seit 2011 zusammen mit den Urnen seiner beiden ebenfalls im KZ Dachau umgekommenen Mitbrüder Alojs Andritzki und Bernhard Wensch in einem Schrein am Seitenaltar der Dresdner Kathedrale aufbewahrt.