Menü
Bistum Dresden Meissen
08. März 2022

Gott in Frankreich

Veranstaltungsreihe im Vorfeld der französischen Präsidentschaftswahlen

Leipzig. Im Vorfeld der französischen Präsidentschaftswahlen behandelt eine Veranstaltungsreihe der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen am Standort Leipzig das Spannungsfeld von Politik und Religion in unserem Nachbarland. In Vorträgen und Podiumsdiskussionen sprechen internationale Expertinnen und Experten wie der Oxforder Politikwissenschaftler Dr. Tobias Cremer oder Prof. Dr. Francis Messner von der Universität Straßburg über die Themen Rechtspopulismus, gesellschaftlicher Zusammenhalt sowie die Stellung der verschiedenen Religionsgemeinschaften im laizistischen Frankreich. 

Komplexes Verhältnis von Katholizismus und Rechtspopulismus

Auch in Frankreich betonen rechtspopulistische Parteien und Bewegungen wie der Rassemblement National oft ihre Nähe zum Christentum, speziell zum Katholizismus. Dieses Selbstbekenntnis steht jedoch in Spannung dazu, dass Programm und Wählerschaft dieser Partei eher säkular verfasst sind. Der Rassemblement National setze Themen wie „Katholizismus“ oder auch „Laizität“ strategisch ein, um Wählerinnen und Wählern zu mobilisieren, ohne dass in ihm religiöse Kräfte eine treibende Rolle spielten, argumentiert Tobias Cremer.

Laizität wieder zunehmend ein Politikum

Seit 1905 gilt in Frankreich eine strikte Trennung von Kirche und Staat. Einerseits ist allen Bürgern die freie Ausübung ihrer Religion gesetzlich zugesichert, andererseits ist jede staatliche Anerkennung, Finanzierungen oder Subventionierung von Religionsgemeinschaften verboten, wobei es auch hier immer Ausnahmen gab. In den vergangenen Jahren wurden in der öffentlichen Debatte in Bezug auf den Islam aber wieder Stimmen lauter, die eine striktere Durchsetzung der Trennung von Staat und Religion fordern. Laizität wird so zunehmend auch zu einem politischen Kampfbegriff rechtspopulistischer Kräfte.

Ein literarisches Plädoyer für Solidarität

Da vor 75 Jahren Albert Camus’ „Die Pest“ erstmals veröffentlicht wurde, widmet sich eine der Veranstaltungen diesem Roman, der in der Corona-Pandemie ein beeindruckendes Revival erlebte. Die von Camus erzählte Geschichte gilt vielen aber als Allegorie auf das während des Zweiten Weltkriegs besetze Frankreich und die Résistance – die Pest als Sinnbild für diktatorische Bedingungen, für physische und moralische Zerstörung. Vor diesem Hintergrund entwickelt Camus ein Plädoyer für Solidarität und Freundschaft, mit dem eine Auseinandersetzung auch in der heutigen Krisenzeit lohnt.

Die Veranstaltungsreihe führt die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen in Kooperation mit dem Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) und dem Institut français Leipzig durch.

Anmeldung und weitere Informationen unter:
www.leibnizforum-leipzig.de/frankreich