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Bistum Dresden Meissen
v.l.: Rocco Pierro, Steffi Barth, Theresia Kubat, Claudius Jensch. © Bistum Dresden-Meißen
15. Juni 2022

Einführung von Verwaltungsleitungen im Bistum Dresden-Meißen ist in vollem Gange

Fragt man die Pfarrer in unserem Bistum, die bereits mit einer Verwaltungsleitung arbeiten, ob Sie sich eine Pfarrverwaltung ohne Verwaltungsleitung vorstellen können, ist die Antwort recht eindeutig: „Ich würde nicht mehr auf meinen Verwaltungsleiter verzichten“ – so Pfarrer Ludger Kauder aus der Pfarrei St. Martin in Dresden. 

Als das Pilotprojekt „Einführung von Verwaltungsleitungen in Pfarreien“ Anfang 2018 in der Dresdner Pfarrei St. Martin startete, waren alle Beteiligten gespannt, ob der Plan aufgeht. Beabsichtigt war, den Pfarrer von Verwaltungsaufgaben zu entlasten, die Pfarrverwaltung weiter zu professionalisieren und das Ehrenamt (insbesondere die Kirchenvorstände) zu unterstützen. Von einer abteilungs-übergreifenden Arbeitsgruppe im Ordinariat wurden dazu im Vorfeld mit dem damaligen Pfarrer der Pilotpfarrei die nötigen Rahmenbedingungen skizziert, die im laufenden Pfarreibetrieb auf Praktikabilität und Umsetzbarkeit untersucht werden sollten. Da sich bereits nach einem Jahr sehr gute Erfahrungen in der Pilotpfarrei abzeichneten und gleichzeitig der Bedarf an Entlastung in allen Pfarreien stieg, wurde nach Ablauf des ersten Jahres entschieden, das Pilotprojekt um weitere neun Pfarreien zu erweitern. 

 2022 06 09 skizze projektverlauf

Frau Barth, Sie haben das dreijährige Projekt im Ordinariat geleitet. Das hört sich nach einem ziemlich turbulenten Projektverlauf an?

Ja, das war tatsächlich eine große Herausforderung für uns als Projektteam - mussten wir doch den ursprünglich angedachten Verlauf durch die Erweiterung noch einmal komplett umplanen. Auf der anderen Seite hat sich dadurch die Chance ergeben, mit mehreren Pfarreien gemeinsam an der Etablierung von Verwaltungsleitungen zu arbeiten. Wir sind mit Zusagen bezüglich der Rahmenbedingungen und Vorschlägen zur Vorgehensweise auf die Pfarreien zugegangen und haben darauf vertraut, dass die konkrete Ausgestaltung vor Ort übernommen wird. Das hat dazu geführt, dass der Gestaltungsspielraum in den Pfarreien individuell genutzt werden konnte, aber dennoch das Gesamtziel erhalten blieb. In der Einarbeitungsphase wurde in regelmäßigen Gesprächen mit Pfarrer und neuer Verwaltungsleitung darauf geachtet, die gegenseitigen Erwartungen weiter zu schärfen und mögliche Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. So ist aus dem „Pilotprojekt St. Martin“ ein gemeinsames Projekt mehrerer Pfarreien und dem Bischöflichen Ordinariat geworden. Heute, nach Beendigung des „Piloten“, ist das Bistum mitten in der flächendeckenden Umsetzung: derzeit sind 16 von 37 Pfarreien mit Verwaltungsleitungen ausgestattet, in sechs weiteren läuft momentan der Einstellungsprozess. Aus meiner Sicht ein toller Erfolg und eine gute gemeinsame Lernerfahrung.“

Frau Kubat, mit der Einführung von Verwaltungsleitungen in Pfarreien sollten neben einer Entlastung der Pfarrer von Verwaltungsaufgaben auch eine weitere Professionalisierung der Pfarrverwaltungen und eine Unterstützung der Kirchenvorstände stattfinden. Wenn Sie auf die vergangenen drei Jahre zurückblicken, wurden diese Ziele erreicht?

Das bisherige Feedback aus den Pfarreien mit Verwaltungsleitung zeigt, dass wir auf einem sehr guten Weg dahin sind. Uns war immer bewusst, dass ein gutes Zusammenspiel von Pastoral und Verwaltung wichtig für die alltäglichen Abläufe in einer Pfarrei ist. Wenn Verwaltung „im Hintergrund“ möglichst geräuschlos läuft, werden Freiräume geschaffen, so dass sich Ehrenamt und Hauptamt auf die pastoralen Aufgaben der Pfarrei konzentrieren können. Dabei geht es nicht nur um zeitliche Freiräume, sondern auch darum, dass man sich beispielsweise nicht mehr darum sorgen muss, ob Verwaltung rechtskonform abläuft. Uns war und ist es wichtig, mit der Einführung der Berufsgruppe der Verwaltungsleitungen den Pfarreien fachkundiges und qualifiziertes Personal zur Verfügung zu stellen, sodass sie die steigenden Herausforderungen im Bereich Pfarrverwaltung bewältigen können. Es hat sich auch gezeigt, dass mit der Verwaltungsleitung nicht nur ein neuer Mitarbeiter oder eine neue Mitarbeiterin in den Pfarreien hinzukommt, es verändern sich dadurch auch bisherige Aufgabenverteilungen und gewohnte Arbeitsabläufe vor Ort. Diesen Prozess gut zu begleiten, war uns sehr wichtig, damit das anfängliche „Experiment“ Verwaltungsleitung gelingt und dauerhaft funktionieren kann.“

Pfarrer Wolf, seit einem Jahr gibt es in Ihrer Pfarrei St. Elisabeth in Gera einen Verwaltungsleiter. Was hat sich dadurch für Sie persönlich verändert?

Für mich ist eine Entlastung spürbar, da ich Vorgänge gut aufgehoben weiß. Gerade im Alltag mit streikendem Computer oder beim Weiterdenken anstehender Aufgaben wird die Bereicherung durch den Verwaltungsleiter deutlich, auch wenn die Gemeinde, außer dem Kirchenvorstand, kaum etwas davon mitbekommt.“ 

Herr Klafki, Sie arbeiten seit November 2021 als Verwaltungsleiter. Wo sehen sie Herausforderungen und Chancen für Ihre Berufsgruppe?

Die Herausforderungen sehe ich darin, Aufgaben und Tätigkeiten, die über viele Jahre nicht oder nur nebenbei erledigt wurden, in relativ kurzer Zeit in guter Qualität zu bearbeiten, wirtschaftliche und verwaltungstechnische Fragen und Themen in pastoralen Gremien zu platzieren und damit die Aufforderung zu verknüpfen, sich mit diesen zu beschäftigen.

Die Chancen sehe ich der Entlastung des leitenden Pfarrers, in der Unterstützung der Pfarrsekretärinnen sowie im Aufbau von kompetenten und kostengünstigen Verwaltungen in den Pfarreien. Weiterhin sehe ich die Chance in der Vermittlung von Themen und Inhalten zwischen Pfarrei und Bischöflichem Ordinariat. Eine weitere Chance sehe ich in der guten Begleitung von ehrenamtlich tätigen Gremienvertretern, hier dem Kirchenvorstand.“ 

Mit dem Abschluss des Pilotprojektes ändert sich auch wie geplant die Zuständigkeit für die Verwaltungsleitungen im Bischöflichen Ordinariat. Seit Februar 2022 sind Herr Jensch und Herr Pierro aus dem ehemaligen Projektteam mit der weiteren Einführung von Verwaltungsleitungen in Pfarreien und dem Ausbau des Regelbetriebes zur Koordinierung der neuen Berufsgruppe im Bistum betraut.

Herr Jensch, Herr Pierro - was sind die nächsten Schritte?

Die Hauptaufgabe ist die flächendeckende Einführung von Verwaltungsleitungen in den Pfarreien des Bistums Dresden-Meißen bis zum Projektende im Januar 2023. Dazu gehört auch, dass wir so wie bisher die Einarbeitung der neuen Verwaltungsleitungen begleiten und Unterstützung anbieten, damit das Onboarding in jeder Pfarrei gelingt. Ein anderer wesentlicher Punkt ist die Weiterentwicklung der Gestaltung der Zusammenarbeit der Verwaltungsleitungen mit den Fachabteilungen des Bischöflichen Ordinariates. Unser Ziel ist es, die Berufsgruppe bereits bei jeder notwendigen Weiterentwicklung oder Überarbeitung von Verwaltungsstandards für Pfarreien einzubeziehen. Außerdem setzen wir weiter auf das bewährte Format der monatlichen Berufsgruppentreffen. Diese Treffen sollen die Weiterbildung der Verwaltungsleitenden unterstützen und ihren Austausch mit den Fachabteilungen des Bischöflichen Ordinariates fördern.“

Herr Generalvikar Kutschke, welche Erwartungen knüpfen Sie an die weitere Etablierung der Verwaltungsleitungen in den Pfarreien? 

Zunächst freue ich mich, dass die Einführung und Erprobung des Modells „Verwaltungsleitung in Pfarreien“ so gut verlaufen ist. Ich danke allen, die sich darum in den vergangenen Jahren bemüht haben! Es war ja eine neue Situation, die mit viel Sensibilität und einem relativ hohen Kommunikationsaufwand meist reibungslos gemeistert wurde. Viele gute Erfahrungen konnten bereits gemacht werden; viele gute Hinweise wurden gegeben. Ich bin überzeugt, dass die Verwaltungsleitungen für die Pfarreien notwendige Freiräume ermöglichen, um die anstehenden pastoralen Herausforderungen besser zu bewältigen. Die Erfahrung lehrt, dass immer neue Rahmenbedingungen auch weiterhin Veränderungen im Verwaltungsbereich mit sich bringen werden. Das kann mitunter sehr belastend sein. Ich hoffe jedoch, dass die hohe Profession der Verwaltungsleiterinnen und Verwaltungsleiter hier manchen steinigen Weg ebnen kann; auch durch die Einbeziehung bei der Erarbeitung möglichst praktikabler und einfacher Regelungen.“