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Bistum Dresden Meissen
Julia Eydt von der Katholischen Akademie des Bistums im Gespräch mit Erzbischof Dr. Nikola Eterović, dem Apostolischen Nuntius in Deutschland. © Michael Baudisch
03. November 2023

Ukraine und Israel, Konkordate und Krisenszenarien

Papstbotschafter Erzbischof Eterović gab im Dresdner Kathedralforum Einblicke in die Diplomatie des Heiligen Stuhls

Dresden. Einblicke in die Welt der Diplomatie des Vatikans gab der Botschafter des Papstes in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, am 2. November in Dresden. Nach der Feier der Heiligen Messe zu Allerseelen in der Kathedrale mit feierlichem Totengedenken stand der Apostolische Nuntius im gutbesuchten Kathedralforum Rede und Antwort rund um die Arbeit eines Chefdiplomaten des Heiligen Stuhls.

Im Gespräch mit Julia Eydt von der Katholischen Akademie schilderte der 72-jährige gebürtige Kroate dabei, dass sein Weg in den Botschafterdienst nicht selbstgewählt war. „Man wird berufen und bewirbt sich nicht selbst“, so der Kurienerzbischof, dem für sein Amt sicher zugute kam, dass er neben seiner Muttersprache sechs weitere Sprachen beherrscht, darunter Ukrainisch. Fünf Jahre lang war er ab 1999 in der Ukraine als Nuntius eingesetzt. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in dem Land sprach Erzbischof Eterović von „einer großen Tragödie“. Er habe vor Kriegsbeginn nicht an die Möglichkeit einer Invasion glauben können, selbst als die USA davor warnten. Der Nuntius: „Wir befinden uns jetzt in einem Chaos. Kleinere Länder haben keine Sicherheit mehr.“ Das Engagement der Ukrainer diene daher auch dem Schutz anderer Länder und der Verteidigung der internationalen Gerechtigkeit, zeigte sich der Botschafter überzeugt. Da der Vatikan keine Vermittlerrolle von Seiten der Ukraine und Russlands zugewiesen bekommen habe, seien dessen Möglichkeiten zum Ausgleich begrenzt. Der Nuntius verwies allerdings darauf, dass der Heilige Vater mit Kardinal Zuppi einen Sondergesandten für dieses Thema berufen habe, um auf ein schnelles Ende der Kämpfe hinzuwirken.

Die leise Macht des Vatikan

Auf Kritik, die selbstformulierte „Leise Macht des Vatikan" sei manchen mitunter „zu leise“ – etwa was klare Positionen zum Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen angehe, reagierte der Papstbotschafter mit dem Hinweis, dass der Heilige Stuhl sehr wohl klare Positionen bezogen habe. „In moralischen Fragen darf man nicht diplomatisch bleiben“, so der Nuntius, der erneut den Terror der Hamas verurteilte. Zugleich wies er darauf hin, dass Rom zur Lage vor Ort über ein genaues Bild verfüge. „Wir sind sehr gut informiert, sowohl in Israel wie auch in Palästina leben Katholiken“, so Erzbischof Eterović, der zugleich langfristig auf die Notwendigkeit eines Endes der Bedrohung durch die Hamas wie auf die Notwendigkeit eines eigenen Staates für die Palästinenser hinwies. Israel brauche Sicherheit, die Palästinenser bräuchten Heimat.

In einem weiten Bogen thematisierte der Abend neben aktuellen Fragen die diplomatische Arbeit des Heiligen Stuhls von der Verhandlung von Konkordaten über Krisenszenarien weltweit bis zur Rolle von Papst Pius XII. während des Zweiten Weltkriegs. Der Apostolische Nuntius erwähnte, dass der Heilige Stuhl heute diplomatische Beziehungen zu 185 Staaten der Welt unterhalte. Erzbischof Eterović selbst wirkt seit 43 Jahren im Diplomatischen Dienst. Seit 2013 vertritt er als Nuntius in Deutschland die Interessen des Heiligen Stuhls und wirkt als Doyen zugleich als Sprecher des Diplomatischen Corps. Seine langjährigen Erfahrungen schilderte er zuletzt in seinem Buch „Die leise Macht. Die Diplomatie des Heiligen Stuhls“, in dem er hinter die Kulissen des Vatikans als weltpolitischem Akteur blicken lässt. Als wichtiger Gradmesser um die Wahrung der Freiheitsrechte eines Landes gilt den Kirchenbotschaftern dabei der Blick auf die Wahrung der religiösen Freiheit in einem Land: „Wo religiöse Freiheit in Gefahr ist, sind auch andere Freiheiten in Gefahr“, so der Papstbotschafter.

Michael Baudisch

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